Ein Rückblick auf mein Tasting No. 11

Für mein elftes Tasting habe ich die folgende Elf auf den Platz geschickt. Darunter lokale Highlights aus dem Norden, spannende Kompositionen aus dem Süden, Klassiker und Biere mit komischen Namen. Das war wiedereinmal insgesamt eine Runde Sache. Welches Bier überzeugt hat und welche Überraschungen es gab, lest ihr hier:

 

1. Das Helle, Lager (Münchener Helles); Tilmans Biere, München

Zum Start habe ich diese Helle von Tilmans aus München ausgesucht. Es ist ein süffiges Helles modern interpretiert mit amerikanischen Hopfensorten. Eine, gerade für Einsteiger in die Craftbier-Welt gelungene Komposition. Es hat an diesem Abend meinen Gästen am besten gefallen.

Hier im Norden gibt es Tilmans Biere beim Brewcomer in Kiel.

IBU: k.A.; 5,1 Vol. %

2. Lille Lager, Lager (IPL); Lillebräu, Kiel

Einer der lokalen Vertreter bei diesem Tasting. Und was für einer. Ein kaltgehoptes, hopfenbetontes Lager. Verwendet wurden 5 verschiedene Hopfen. Das war einigen dann schon etwas zu hopfig. Mir hat dieses India Pale Lager sehr gut gemundet.

IBU: 27; 5,7 Vol. %

3. Lisbeth, Pils; Hohmanns Brauhaus, Fulda

Lisbeth, ein würziges Frischhopfen-Pils aus Fulda, hat heute Abend gemeinsam mit Tilmans Helles den Abend gerockt. Habe es bei Hohmanns in Fulda selber nie getrunken, dafür aber gefunden im Craftbeer-Store in Hamburg.

IBU: k.A.; 5,5 Vol. %

4. 5 1/2 Knoten Märzen, Märzen; Czernys Küstenbrauerei, Kiel

Und die nächste Kreation aus der Craftbeer-Hauptstadt Schleswig-Holsteins: Das Märzen von Czernys Küstenbrauerei. Jan und Jasmin machen da in der Festung Friedrichsort echt gute Sachen. Das Märzen hat gut gemundet, war süffig und malzig. Allerdings hat die zweite Flasche zum Lacher des Abends geführt: da war feinstes Kieler Wasser drin… Dennoch waren die Gäste mit wenigen Ausnahmen sehr angetan.

IBU: 25; 5,5 Vol. %

5. Palim Palim, Pale Ale; Überquell, Hamburg

Nachdem ich bei meinem letzten Tasting so angetan von dem World White IPA von Überquell war, musste mit dem Palim Palim ein weiteres Bier der Jungs aus Hamburg verkostet werden. Ein solides Pale Ale, bei dem im Vergleich zum World Wide IPA das gewisse Etwas gefehlt hat. Aber allen hat es geschmeckt.

IBU: 39; 5,3 Vol. %

6. Punk IPA, India Pale Ale; Brewdog, Schottland

Zur Halbzeit gab es mit dem Punk IPA von Brewdog einen echten Klassiker. Wie soll es anders sein. Das kam ganz gut an. Ein sehr harmonisches und ausgewogenes IPA, das Industriebiertrinker nicht verschreckt.

IBU: 45; 5,6 Vol. %

7. Horst, Brown Ale; Braukollektiv, Freiburg

Horst, mein momentanes Lieblingsbier. Ich habe mir es nicht nehmen lassen, meinen Gästen dieses erstklassige, mit Cascade und Centennial gehopte California Brown Ale zu präsentieren. Und, Horst kam sehr gut an. Mehr über Horst gibt es hier.

IBU: 40; 6,2 Vol. %

8. Altkanzler, Rauchbier; Wildwuchs Brauwerk, Hamburg

Ich musste längere Zeit suchen und auch bei dem Braumeister Fiete anfragen, bis ich den Altkanzler, ein Altbier mit einer torfigen Rauchnote, für dieses Tasting in die Hände bekommen. Das Etikett kam insgesamt leider besser an als das Bier selber. Die Gäste waren, anders als es bei einem Rauchbier häufig der Fall, jedoch nicht komplett verschreckt.

IBU: 20; 5,1 Vol. %

9. Kurt, Porter; Braukeller Gotthilf, Bornhöved

“Ohne Helm und ohne Gurt, hier kommt Kurt” – beim neunten Bier am Abend ging dem einen oder anderen dieser Liedtext dann schon mal über die Lippen. Also, komischer Name und komisches Bier. Da fehlte was. Dafür aber sehr sehr handmade. Vom Braukeller Gotthilf hat mir “Bert” besser gefallen.

IBU: k.A.; 4,8 Vol. %

10. Black Pearls, Stout; Richie’s Original, Mölln

Wir bleiben in Schleswig-Holstein, genau genommen in Mölln. Dort bis ich aufgewachsen. Getränke Stapelfeldt gab es quasi schon immer. Nun auch Craftbeer in Mölln. Ich bin entzückt. Von dem Stout waren nicht alle entzückt. Dunkel, Kaffee- und Röstaromen. Solide.

IBU: 32; 5,5 Vol. %

11. Salto Orale, Imperial Stout; Emma-Biere ohne Bart, Freiburg

Zeit für den Nachtisch. Und was für ein Nachtisch: tiefschwarz, Röst- und Karamellmalze, Kaffee- und Schokonoten und ordentlich Wumms. Dabei aber elegant und ausgewogen. Was für ein Abschluss!

IBU: k.A.; 8,6 Vol. %

 

No. 20: Hopfenfänger India Pale Ale, Bremer Braumanufaktur – Bremen

Habe da in meinem Keller noch dieses IPA aus Bremen von der Bremer Braumanufaktur gefunden und festgestellt, dass ich hier noch gar kein IPA vorgestellt habe. Immerhin ist der Bierstil India Pale Ale (IPA) doch so etwas wie das Flagschiff der Craftbeer-Szene. Ich muss dabei gestehen, dass ich anfänglich von IPAs sehr angetan war, was aber mittlerweile etwas abgeebbt ist.

Die Brauerei – die Bremer Braumanufaktur

Was unterscheidet die beiden Hansestädte Bremen und Hamburg voneinander? Beide können mit einem derzeit nur wenig erfolgreichen und attraktiven Erstligafußball aufwarten, in beiden Städten gibt eine große Brauerei, die erfolgreich Fernsehbiere produziert, Beck’s und Holsten, und beide erfreuen sich einer wachsenden Kreativbierszene – wobei die Hansestadt Hamburg hierbei deutlich die Nase vorn hat. Aus Bremen stelle ich heute aus der Hopfenfänger-Serie der Bremer Braumanufaktur das IPA vor. Die Bremer Braumanufaktur wurde im Jahr 2014 gegründet. Hinter der Bremer Braumanufaktur steckt der Brauer Markus Freybler. Die Besonderheit steckt hier u.a. in dem Hopfen. Auf der Bremer Gemüsewerft, einem Urban-Gardening-Projekt, baut Freybler seinen eigenen Hopfen an.

Das Bier – das Hopfenfänger India Pale Ale

Noch mal ganz kurz für Einsteiger, was ist ein India Pale Ale (IPA)? Es handelt sich um ein obergäriges Bier, das im Vergleich zu einem Pale Ale, einen höheren Alkoholgehalt aufweist und hopfenbetonter ist. Die Bittereinheiten (IBU) sind im Regelfall spürbar höher als bei einem Pale Ale. Verwendet werden häufig geschmacksintensive Aromahopfen wie etwa Cascade, Citra oder Amarillo, um nur einige zu nennen.

Was hat nun also dieses bremische IPA zu bieten? Im Glas ein hellgelbes, leicht trübes Gebräu mit einem weißen, feinporigen Schaum. Anders als bei vielen IPAs ist der Geruch recht dezent und nicht so ausgeprägt hopfig und fruchtig. Und das, obwohl dem Bier mit den Aromahopfen Simcoe, Cascade und Amarillo gleich drei für ein IPA typische Hopfensorten beigefügt sind. Dieser Eindruck bestätigt sich bei dem ersten Schluck: die zitrus-fruchtigen Noten des Cascade-Hopfen sind recht zurückhaltend ausgeprägt. Dafür machen sich die süßlichen Aromen des Amarillo-Hopfens stärker bemerkbar und geben dem IPA eine unerwartete Süße. Die Bittere ist vergleichsweise sanft und gut in den schlanken Malzkörper eingebunden, im Abgang wird das IPA spürbar bitter. Es bleibt aber auch dieser recht süßliche Geschmack. Mag auch an der Zugabe von Zucker liegen. Das Hopfenfänger IPA kommt auf 50 Bittereinheiten (IBU), was für ein IPA eher niedrig ist. Insgesamt ein mildes IPA bei dem Aromen süßer Früchte den Ton angeben.

Fazit

Ein durchaus bemerkenswertes, aber auch etwas ungewöhnliches IPA. Probieren lohnt sich.

Die Eckdaten

Bierstil: India Pale Ale
Hopfen: Amarillo, Cascade, Simcoe
Bittereinheiten: 50 IBU
Alkoholgehalt: 7,5 % Vol

No. 19: Horst, Braukollektiv KG – Freiburg

Zu Beginn des Jahres 2018 stelle ich mein aktuelles Lieblingsbier vor: “Horst”. “Horst” ist ein Brown Ale, genauer genommen ein California Brown Ale vom Braukollektiv aus Freiburg. Nach dem Zapotopaz vom Emma-Biere ohne Bart folgt nun ein weiteres, klasse Craftbier aus Freiburg. Glücklicherweise hat der Bierhändler meines Vertrauens einen Draht nach Freiburg. Die Biere vom Braukollektiv gehören zum Standardsortiment beim Brewcomer

Die Braumeister

Wer oder was ist das Braukollektiv KG aus Freiburg? Hinter dem Braukollektiv stecken vier Bierverrückte, die ursprünglich alle ganz andere und unterschiedliche Dinge im Sinn hatten. Die Begeisterung für handwerklich hergestelltes Bier und die Abneigung gegenüber den langweiligen Fernsehbieren hat die Vier 2013 zusammengeführt. Nachdem zunächst jeder für sich als Heimbrauer ein wenig herumexperiementiert hat, floss im Juni 2014 der erste Sud aus den Zapfhähnen in Freiburgs Kneipen. Mittlerweile ist das Braukollektiv fester Bestandteil der deutschen Kreativbier-Szene. Als Kuckucksbrauerei brauen die Vier ihre Biere bei der Familienbrauerei Rogg in Lenzkirch im Schwarzwald. Zum Standardsortiment zählen neben dem “Horst” folgende Biere: “Dolly” (IPA), “Ziggy” (Pale Ale), “Moe” (Summer Ale) und “Jaques” (West Coast IPA). Zusätzlich gibt es mit den Bieren der Xperimental Xeries weitere spannende und einmalige Kreationen. Das Barrel Aged Saison aus dieser Serie habe ich bereits bei einem Tasting vorgestellt.

Das Bier

“Horst” ist ein Brown Ale. Mein erstes und lange Zeit einziges Brown Ale, das ich getrunken habe, war das Newcastle Brown Ale. Irgendwie scheint es mir, das das Brown Ale so etwas aus der Mode gekommen ist. Ich frage mich warum.

Ein Brown Ale ist ein alter englischer Bierstil. Es ist ein obergäriges und malzbetontes Bier, das mit seiner braunen oder bernsteinartigen Farbe heller als ein Porter ist und deutlich weniger Röstaromen aufweist. Dagegen spielen süßliche und karamellige Aromen eine größere Rolle. Je nach Bier gibt es etwas mehr oder weniger Hopfenaromen. Mal sehen wie es bei dem “Horst” so ist.

Das Etikett gibt einen ersten Vorgeschmack (Anmerkung: Die Etiketten an sich sind schon recht stylisch und eine Augenweide):

“Helles Malz, dunkles Caramel und Chocolate Malt kombiniert mit einer fetten Brise West Coast Hopfen. The Horst Abides. Grrrroarrrr”

Mal so vorab, dieses Brown Ale ist mit 40 IBU recht hopfenbetont. Eine ordentliche Schippe Cascade-Hopfen hat “Horst” im Whirlpoolverfahren bekommen. Zum Abschluss wurde es mit dem Centennial gestopft. Also quasi doppeltgehopft. Die Hopfen machen sich schon beim Geruch bemerkbar. Fruchtige und harzige bis erdige Aromen kommen zum Vorschein. Beim ersten Schluck schmecke ich dann zunächst diesen kräftigen Malzkörper aus Caramel- und Chocolate-Malzen: süß und ausgewogen sanft. Doch es bleibt nicht bei diesem für ein Brown Ale typischem Aromen. Es folgen schnell die fruchtigen, leicht blumigen und auch erdigen Hopfenaromen mit einer anständigen Bittere im Abgang. Das ist ein heißer Ritt durch die Geschmackslandschaft. Aber alles gut ausbalanciert und harmonisch.

Das “Horst” hat 2016 bei den Meininger Craft Beer Awards die Goldmedaille erhalten. Unter ratebeer.com rangiert Horst bei den Brown Ales unter den TOP 50. Und die Hopfenhelden-Bloggerin Nina Klotz hat in ihrem Craftbier-Guide “Die besten Biere, die man probiert haben muss” das “Horst” als einziges Brown Ale aufgeführt. Diese Referenzen sprechen für sich. Also ran an den “Horst”!

Fazit

Gelungene Interpretation dieses alten englischen Bierstils. Ein hopfenbetontes und hammergeiles Brown Ale mit amerikanischen Westcoast-Hopfen. Wow, unbedingt ausprobieren!

Die Eckdaten

Bierstil: California Brown Ale
Hopfen: Cascade, Centennial
Bittereinheiten: 40 IBU
Alkoholgehalt: 6,2 % Vol

Die Höker

In Freiburg gibt es Horst vermutlich an “jeder Ecke”. Hier im Norden habe ich es bislang nur bei

gefunden.

 

No. 18: Rekord, Turbinenbräu AG – Zürich


War neulich mal in Zürich und habe mir von dieser Reise das “Rekord” von der Turbinenbräu AG mitgebracht. Warum? Mein Verwandter aus Zürich hat mir Biere der Turbinenbräu AG empfohlen und zugleich haben mich das Etikett im Retrolook und das an Tesla erinnernde Logo auf dem Kronkorken angesprochen.

Die Brauerei – Turbinenbräu AG, Zürich 

Die Turbinenbräu AG feiert in diesem Jahr quasi ihr 20jähriges Jubiläum. Als Reaktion auf das Brauereisterben in Zürich in den 80er und 90er Jahren gründeten drei Züricher 1996 die Turbinenbräu AG und produzieren seit 1997 natürliche Biere für den lokalen Markt. Bereits 2002 erfolgte eine Ausweitung der Brauereikapazitäten. Mittlerweile ist die Turbinenbräu AG die größte Brauerei des Kantons Zürich. Lange vor der Craftbeer-Welle hat sich in Zürich also eine Brauerei auf das craftige Brauen von Bieren mit hochwertigen Rohstoffen und den Verzicht auf Konservierungsstoffen besonnen.

Das Bier

“Spezialbier” ist dem stylischen Retroetikett zu entnehmen. Was ist denn bitte ein Spezialbier frage ich mich? Es handelt sich um ein untergäriges Bier, pilsener Brauart. Bei der Recherche stoße ich auf ein Abkommen zwischen der Schweiz und der damaligen Tschechoslowakei vom 16.11.1975, das die Verwendung und Bezeichnung von landestypischen Produkten regelt. Demnach durfte in der Schweiz der Begriff “Pilsener” nicht verwendet werden und in der Tschechoslowakei etwa die Bezeichnung “Emmentaler” nicht. Das ist mal eine Erklärung.

Dieses Spezialbier ist also ein untergäriges Bier mit einer rotbraunen Farbe, bei dem Münchener Malze verwendet wurden. Amber Pils vielleicht? Passt irgendwie.

Das “Rekord” ist unfiltriert und naturtrüb. Es weist eine ordentliche, beständige Schaumkrone auf. Der Malzkörper verleiht dem Bier ein süßliches, karamelliges Aroma mit leichten Röstnoten. Es mischen sich für meinen Geschmack jedoch auch würzige und etwas erdigen Aromen darunter. Diese Hopfenaromen treten nur dezent in Erscheinung. Es wurden die beiden Hopfen Perle und Golding dem “Rekord” im Whirlpoolverfahren zugegeben. Unterm Strich ein mildes, süffiges Bier.

Von der Turbinenbräu AG hatte ich bereits das “Goldsprint” auf einem Tasting verkostet. Ebenso ein sehr leckeres, goldgelbes Bier, natürlich ein Spezialbier.

Fazit

Cooles Etikett, verwirrende Bezeichnung, mehr Malz als Hopfen. Kann man gut trinken!

Die Eckdaten

Bierstil: “Spezialbier”, untergärig (Pils)
Hopfen: Perle, Golding
Bittereinheiten: k.A.
Alkoholgehalt: 5,0 % Vol

Die Höker

Das “Rekord” und die anderen Biere der Turbinenbräu AG gibt es in Zürich in zahlreichen Gaststätten und Lebensmittelläden. Ich war hier:

No. 17: Zapotopaz, Emma-Biere ohne Bart – Freiburg

Vor kurzem, als sich der HSV gerade in dem nicht gerade berauschenden Kellerduell gegen den SC Freiburg um die nächsten drei Punkte bemühte, war es an der Zeit, ein bemerkenswertes und berauschendes Bier aus Freiburg zu entkorken. Kreative Biere aus Freiburg sind mir bisher von dem Braukollektiv positiv aufgefallen (siehe auch meinen Bericht vom Tasting No. 10). Mal sehen was das Zapotopaz von “Emma – Biere ohne Bart” so drauf hat.

Die Braumeisterin

Hinter “Emma – Biere ohne Bart” steckt Almut Emma Zinn. Almut ist auf einer Reise in die USA auf den Geschmack hopfenintensiver Biere gekommen. Erste Sude mit einem Heimbrauset, dann den Lehrerberuf an den Nagel gehängt und sich auf das Bierbrauen sowie Kreieren spannender Sude spezialisiert. Wenn ich das hier aus dem hohen Norden so richtig mitbekomme, hat sich Almut mit “Emma – Biere ohne Bart” nicht nur im Südwesten Deutschlands sondern mittlerweile auch darüber hinaus einen Namen in der Kreativbierszene gemacht.

Das Bier

Das Zapotopaz, kurz auch “Zapo” gerufen, wird auf dem Etikett als Strong Ale bezeichnet. Strong, durch einen ordentlichen Alkoholgehalt von 8,2 Vol. % und einer deutlichen Ausprägung auf der Skala der Bittereinheiten. Der Wert ist mir allerdings nicht bekannt. Also ein Pale Ale mit etwas mehr Umdrehungen und mehr IBUs. Verwendet wurden zwei Hopfensorten: der australischer Topaz-Hopfen, eine alte Hopfensorte mit einem hohen Alphasäuregehalt, d.h. einem hohen Anteil an Bitterstoffen, und zugleich einem intensiven Fruchtaroma, sowie der Simcoe-Hopfen, ein Aromahopfen mit ebenfalls deutlichen Bitternoten.

Und was hat das Zapo zu bieten? Zunächst fällt beim Eingießen schon mal ein ordentlicher Cocktail von Fruchtaromen auf: der Geruch erinnert mich so ein wenig an Pfirsich und Litschi. Da scheint der australische Topaz-Hopfen schon mal seine Wirkung zu entfalten. Das Ale hat eine kräftige rotbraune Farbe, teilweise schimmert es ganz leicht orange durch. Die Schaumkrone ist schön feinporig und stabil. Nach dem ersten Schluck mit den fruchtigen Aromen von – ja immer noch – Pfirsich und Litschi kommt dann der Hopfenhammer mit einer ordentlichen Portion Bitternoten durch. Auf der Zunge und in der Kehle wird es dann richtig trocken. Ergänzend kommen harzige und erdige Aromen zum Vorschein. Der Malzgeschmack ist im Vergleich zu einem IPA ausgeprägter. Die Bittere hält lange an. Diese Hopfenkombination hat es in sich. Das Zapo ist anspruchsvoll, gleichwohl recht ausgewogen.

Fazit

Wer auf West Coast IPAs steht, dem wird auch dieses Strong Ale gefallen. Passt nicht nur zum Bundesligaspiel HSV vs. SC Freiburg.

Die Eckdaten

Bierstil: Strong Ale
Hopfen: Topaz, Simcoe
Bittereinheiten: k.A.
Alkoholgehalt: 8,2 % Vol

Die Höker

Das “Zapotopaz” gibt es u.a. bei

 

No. 16: 5 1/2 Knoten Pils, Czernys Küstenbrauerei – Kiel

Es ist mal wieder Zeit für ein lokales Bier aus Kiel. Heute das 5 1/2 Knoten Pils der Czernys Küstenbrauerei. Vor kurzem war ich bei Jan und Jasmin Czerny vor Ort in ihrer neu eingerichteten Brauerei und durfte zum Verkosten zwei Flaschen von ihrem Pils in Empfang nehmen. Mehr über die Brauerei lest ihr hier. Nachdem ich eine Flasche bei meinem letzten Tasting verkostet habe, war es nun an der Zeit, dass ich mir das Pils selber einschenke und vorstelle.

Ein Pils zu verkosten ist so eine Sache. Pils, das ist für viele Deutsche quasi das Synonym für Bier. Es ist eben auch der Bierstil, der mit Abstand am weitesten verbreitet ist. Es ist der Bierstil, der durch die großen Industriebrauereien so stark vereinheitlicht und geschmacklich vereinfacht wurde, dass es mitunter schwer fällt verschiedene Pilsener zu unterscheiden und den Charakter eines Pils zu erkennen. Und es ist der Bierstil, der in der Craftbeerszene etwas vernachlässigt wird und gegenüber den Pale Ales, IPAs, Stouts etc. ins Hintertreffen geraten ist.

Nun also mal wieder eine Komposition dieses untergärigen Bierstils – das 5 1/2 Knoten Pils. Eingebraut wurde es mit folgenden drei Hopfensorten: Hallertauer, Perle und Mandarina Bavaria. Während der Hallertauer dem Pils leichte blumige und grasige Aromen und eine ordentliche Portion Bitterkeit verleiht, trägt der Mandarina Bavaria-Hopfen zu fruchtigen Mandarinen- und Orangennoten bei. Regionale Küstengerste aus biologischem Anbau ist ein weiterer Bestandteil. Mit 36 Bittereinheiten (IBU) ist es ein recht herbes Pils. Der Alkoholgehalt liegt bei 5,5 Vol. % (Anmerkung: auf der Flasche sind 4,6% angegeben). Soviel zu den Zutaten und den Eckdaten.

Die Flasche mit dem Plopp-Verschluss und den aussagekräftigen Etiketten kommt gut an. Im Glas habe ich dann ein goldgelbes Pils mit einer feiner Trübung. Unfiltriert eben, warum auch nicht. Die Schaumkrone ist schwach ausgeprägt und schnell verflogen. Vorteil: kürzere Wartezeit auf den ersten Schluck. Nachteil: die für den Geruch relevanten Aromen verfliegen schneller. Hier kann ich nur dezente Fruchtnoten ausmachen, das malzbetonte Aroma überwiegt.

Anmerkung: Der Braumeister Jan Czerny teilte mir mit, dass das Pils eigentlich über eine gute Schaumstabilität verfügt. Also besser Biergläser-Spüli verwenden. 

Aber wie schmeckt das 5 1/2 Knoten Pils denn nun eigentlich? Es ist kein typisches norddeutsches, herbes Pilsener. Die fruchtigen Hopfenaromen verleihen dem Pils einen komplexeren Charakter. Die Basis bildet für mich ein kräftiger Malzkörper, eingebettet darin ein kräftiges, feinherbes Aroma. Vermutlich wirken hier die Bitternoten des Perle-Hopfens. Ergänzt wird dieses malzige und feinherbe Profil von grasigen und fruchtigen Hopfenaromen, die im Antrunk kurz zum Vorschein kommen.

Jan und Jasmin: vielen Dank euch beiden für die kleine Brauereibesichtigung und die zwei Flaschen eures tollen Pils!

Fazit

Ein Pils mit Charakter – norddeutsche Frische und Herbe treffen auf dezente Fruchtaromen.

Die Eckdaten

Bierstil: Pils
Hopfen: Hallertauer Tradition, Perle, Mandarina Bavaria
Bittereinheiten: 36 IBU
Alkoholgehalt: 4,6 / 5,5 % Vol

Die Höker

Die vier Sorten Märzen, Pils, Pale Ale und Porter gibt es ab Dezember direkt bei Czernys per Lieferservice bis direkt vor die Haustür. Alternativ gibt es die Biere direkt vom Fass am Zapfhahn bei

Und in der Flasche bei Brewcomer, Jungfernstieg, Kiel.

No. 15: Kena Island Ale, Pöide Brewery – Estland

Mit dem Kena Island Ale der Pöide Brewery stelle ich ein weiteres estnisches Craftbeer vor. Ich bin zwar noch nie in Estland gewesen, verfüge aber über verlässliche Lieferanten 😉 Aus Estland habe ich bereits Muddis Golden Ale verkostet.

Die Brauerei

Bierbrauen hat in Estland und insbesondere auf der Insel Saaremaa eine lange Tradition. Diese Tradition greift die kleine Pöide Brauerei, benannt nach dem Ort Pöide, auf. Koit und Kristel gingen 2013 an den Start. Bereits nach kurzer Zeit platzte die Brauerei, eine Scheune, aus allen Nähten und ein Umzug war erforderlich. Die neue Braustätte konnte dann in der Inselhauptstadt in einem alten Industriegebäude eingerichtet werden. Dort werden mittlerweile unterschiedlichste Bierstile gebraut, darunter ein Roggen Ale, ein Imperial Brown Ale oder ach ein Wiener Lager. Das ist ein ganz spannendes Sortiment.

Das Bier
Pöide – Kena Island Ale

Das Kena wird als Island Ale bezeichnet, einigen wir uns also auf ein Ale. Das Design des Etiketts hat irgendwie etwas leicht altertümliches und ist bewusst schief aufgebracht. Sieht ganz gut aus.

Für ein Ale finde ich dieses goldgelbe Bier recht klar, es weist nur eine schwache Trübung auf. Die Schaumkrone ist mittelprächtig ausgeprägt und von kurzer Dauer. Fruchtige Aromen, die für meinen Geschmack an Pfirsich oder auch Melone erinnern, machen sich beim Geruch bemerkbar. Das ist schon mal ein guter Start. Im Antrunk ist das Ale dann erstaunlich süßlich und malzbetont. Mir fehlt es hier aber dann doch etwas an Kohlensäure. Auf diesen Malzkörper sind dann die fruchtigen Hopfenaromen gebettet, die dem Ale eine markante Fruchtnote geben. Diese Kombination aus Fruchtaromen und dem süßlichen, karamelligen Malzkörper harmoniert prächtig. Zum Abschluss kommen dann dezente Bitternoten zum Vorschein und runden das Ale ab.

Fazit

Das Kena Island Ale hat was. Fruchtige Aromen treffen auf einen süßlichen Malzkörper.


Die Eckdaten:

Bierstil: Ale
Hopfen: Simcoe, Citra und Aurora
Bittereinheiten: 25 IBU
Alkoholgehalt: 5,2 % Vol


Die Höker:

Tja, das Kena gibt es mit Sicherheit irgendwo in Estland zu laufen. Hier in Deutschland habe ich es bislang in keinem Laden gesehen. Also ab nach Estland oder online sein Glück versuchen.

Zu Besuch bei der Czernys Küstenbrauerei

Bier in Kiel

Es tut sich was in der Brauereilandschaft in Kiel: die Czernys Küstenbrauerei hat die Braukessel angeschmissen.

Nachdem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und dann spätestens mit der Schließung der Holsten-Brauerei an der Holtenauer Straße im Jahr 1994 die Brauereien aus dem Stadtbild verschwunden sind und nur die Kieler Klosterbrauerei übrig geblieben ist, verändert sich das Bild seit einigen Jahren nach und nach. Nachdem sich die Jungs von Lille bereits seit 2015 einen Namen im Kieler und norddeutschen Raum gemacht haben (leider noch ohne eigene Brauerei in Kiel – das Projekt zur Eröffnung der eigenen Brauerei in 2018 ist gestartet), ist im Herbst 2017 die Czernys Küstenbrauerei in die Festung Friedrichsort eingezogen.

Czernys und die Festung Friedrichsort

Ich hatte neulich die Gelegenheit, einmal bei Jan Czerny vorbeizuschauen und bin in den Genuss einer kleinen Brauereiführung gekommen. Jan Czerny und seine Frau Jasmin sind zum Studium der Meeresbiologie nach Kiel gekommen, haben dieses erfolgreich abgeschlossen, fühlen sich hier wohl und sind über das Whisky brennen zum Bier gekommen. 

Zunächst einmal ist die Wahl der Location für eine Brauerei eine klasse Idee. Bei der Festung Friedrichsort handelt es sich um eine ehemalige Festungsanlage, die bereits im 17. Jahrhundert errichtet wurde, und im Laufe der Zeit um- und ausgebaut sowie unterschiedliche Nutzungen hatte. Bis Mitte der 1990er Jahre wurde die Anlage von der Bundeswehr genutzt. Seitdem gibt es verschiedene Ideen, die Festung der Öffentlichkeit u.a. durch touristische Konzepte zugänglich zu machen. Nun ist hier u.a. die Czernys Küstenbrauerei eingezogen – attraktiv am Falckensteiner Strand gelegen, dennoch aber abgeschieden und nicht ohne weiteres zugänglich. Jan und Jasmin konnten die Errichtung mit einer erfolgreich angelegten Crowdfunding-Kampagne realisieren. 

Nun stehe ich also an einem trüber Herbsttag vor dem Tor und melde mich telefonisch an. Nach wenigen Minuten kommt Jan auf seinem Tretroller zum Tor und lässt mich rein. Das Gelände sieht ein wenig trostlos aus, im Inneren des Gebäudes weht aufgrund von alten Schwarz-weiß-Fotografien noch ein wenig der Hauch der vergangenen Jahre der militärischen Nutzung.

Die Brauerei

Als Laie bin ich dann erstmal beeindruckt und sprachlos – Läuterbottich, Braukessel, Gärtanks und jede Menge Behältnisse, Flaschen und sonstige Gegenstände, die mich an die Schulzeit und Bio- und Chemiestunden erinnern. Bei den einzelnen Brauschritten, die mir Jan erläutert und mich auch einen Blick in den Gärtank werfen lässt, kann ich wenig mitreden. Beim Probieren seines Brown Ale, frisch aus dem Kühltank, fangen wir dann erstes Fachsimpeln an. Schöne, dunkelbraune Farbe, kräftiger Malzkörper, der dem Bier eine feine Süße verleiht und dazu eine Ladung Aromahopfen fürs Fruchtige. Danach probieren wir noch ein fast fertiges Pils – das hat schon eine ordentliche Basis. Die Czernys setzen mit dem sogenannten Dekoktionsmaischverfahren auf ein aufwendiges, älteres und kaum noch angewandtes Maischverfahren, bei dem Teile der Maische in mehreren Stufen gekocht und dann wieder der Restmaische zugegeben wird. Was bringt das Verfahren? Es ist aufwendiger, soll sich aber auf den Geschmack positiv auswirken. Da ist was dran.

5 1/2 Knoten

Neben den beiden Sorten Pils und Brown Ale, die ich vor Ort gekostet habe, werden noch ein Märzen, ein Porter und ein Pale Ale gebraut und unter dem Namen “5 1/2 Knoten” vertrieben. Verwendet werden regionale und ökologisch erzeugte Rohstoffe, wie etwa die Kieler Küstengerste. Einen Fokus will man auf den Vertrieb von Fässern legen, für Veranstaltungen etc. Aber ab Dezember gibt es das neue Kieler Bio-Bier der Czernys Küstenbrauerei auch in der 12er Holzkiste bis an Deine Haustür geliefert. Es wird Zeit, dass ich meine Bestellung aufgebe.

Ein Rückblick auf mein Tasting No. 10

Vor kurzem habe ich mein 10. Craftbeer-Tasting veranstaltet, also ein kleines Jubiläum. Ich habe mir dafür einige Schätze aus der Region, saisonale Besonderheiten und Insidertipps ausgesucht. Aber lest selber, was dabei herausgekommen ist.

1. hop stuff Ella-Equinox, Lager; Welde Braumanufaktur, Plankstadt
Den Anfang bei diesem Tasting macht ein kaltgehopftes Lager der Welde Braumanufaktur. Nachdem ich schon häufig an dem hop stuff vorbeigegangen bin, schien es mir für den Start gut geeignet. Meine Gäste waren ähnlicher Meinung: “Kann man gut trinken!”

IBU: 18; 5,6 Vol. %

2. 5 1/2 Knoten Pils, Pils; Czernys Küstenbrauerei, Kiel
Ein Highlight des Tastings: Habe mir kürzlich extra für diese Verkostung zwei Flaschen von diesem tollen Pils vor Ort bei Jan Czerny in der Brauerei, in der Festung Friedrichsort, abgeholt, um meinen Gästen neueste Kreationen aus Kiel zu präsentieren. Ein frisches, feinherbes Pils mit einer dezenten fruchtigen Note. Mir hat es richtig gut gefallen.

IBU: 36; 4,6 Vol. %

3. Lieblingssaison, Saison; Höppners, Postfeld
Im norddeutschen Raum ist Nickels Höppner bereits für seine ausgezeichneten Kreationen bekannt. Das Lieblingssaison kann man zurecht schon zu einem regionalen Klassiker zählen. Bei meinem ersten Tasting, das ich als Gast beim Brewcomer mitgemacht habe, schwärmte der Gastgeber von diesem belgischen Saison. Was würden meine Gäste sagen? Das Lieblingssaison hat überzeugt und bei diesem Tasting am besten abgeschnitten.

IBU: 30; 5,3 Vol. %

4. barrel-aged imperial saison; Braukollektiv, Freiburg
Auf das Saison von Höppners folgt aus der Reihe der Xperimentel Xeries vom Braukollektiv aus Freiburg ein barrel-aged imperial saison. Zusätzlich zu der Lagerung in Portwein-Fässern, wodurch dieses Saison seine holzigen Noten und Weinaromen enthält, wartet dieses komplexe Bier mit 8,6 Vol. % auf. Ganz spannende Komposition finden meine Gäste.

IBU: 28; 8,6 Vol. %

5. Patinho, American Pale Ale; Pato Brewing, Portugal
Ein feines, gut ausgewogenes American Pale Ale aus Portugal. Für meinen Geschmack etwas zu lasch.

IBU: 44; 5,8 Vol. %

6. World White IPA, White IPA; Überquell, Hamburg
Überquell ist quasi der neueste Stern am Hamburger Craftbier-Himmel. Das Konzept ist ein sogenannter Brewpub, also Kneipe mit Brauerei. Ein White IPA vereint ein IPA mit einem Witbier, so die reine Lehre. Wow! Das was die Jungs von Überquell hier abgeliefert haben ist ein ganz sanftes IPA mit Vanillenoten. Mein Favorit des Abends.

IBU: 45; 6,5 Vol. %

7. Wobble, IPA; Two Brothers, USA
Ich muss sagen, ich habe schon bessere IPAs erlebt. Sehr trocken und bitter. Hat mit einer Ausnahme meine Gäste nicht überzeugen können.

IBU: 69; 6,3 Vol. %

8. Dark Lantern, Pumpkin Ale, Ratsherrn, Hamburg
Wenige Tage vor Halloween ist es angebracht, ein Pumpkin Ale aufzutischen. Im vergangenen Jahr habe ich es mit dem von Steamworks versucht. Nun die Variante von Ratsherrn. Es gab einen Ausreißer unter meinen Gästen, der diesem Gebräu, was mich eher an Weihnachten als an Kürbis erinnert, richtig etwas abgewinnen konnte.

IBU: 18; 6,5 Vol. %

9. Common Grounds, Triple Coffee Porter; Magic Rock Brewing, Huddersfield, UK
Kalter Kaffee inner Dose. Dieses durchaus äußerst spannende Porter fängt an, erst nach dem vierten oder fünften Schluck zu gefallen. Immerhin wurden dem Brauvorgang sieben verschiedene Kaffeesorten zu verschiedenen Zeitpunkten hinzugefügt.

IBU: k.A.; 5,4 Vol. %

10. Motor Öl, Imperial Stout; Hanscraft & Co., Niedernberg
Ist der Name Programm? Mag man bei 9,0 Vol. %, ordentlichen Hopfennoten und einem äußerst kräftigen Malzkörper schon denken. Hat was.

IBU: k.A.; 9,0 Vol. %

No. 14: Quadrupel, Smedsbo Slott – Schweden

Smedsbo Slott hat auf den diesjährigen Kieler Craftbeer Days den Publikumspreis abgeräumt. Ich hatte mir an dem Abend – ohne zu wissen, dass Jungs aus Schweden hier die Bühne rocken werden – zum Abschluss ein Quadrupel mitgenommen, welches ich hier nun mal vorstelle. Ok, eine gewisse Vorahnung war aufgrund des großen Andranges an dem Stand schon dar. Und die beiden älteren Herren waren an sich auch schon beeindruckend. Der Kopf der Bande, Pär Windhal, im Anzug, mit Weste und Monokel, verriet mir gleich, dass “wir beide hier heute Abend unser Bier erstmals der Öffentlichkeit vorstellen”. Gebraut wurde irgendwo nördlich von Schweden im Wald. Das klingt nach einem echten Craftbier-Abenteuer.

Smedsbo Slott schwimmt zudem nicht auf der Hopfenwelle, sondern hat ein Faible für belgische Biere, dem Triple und Quadrupel. Also komplexe und schwere, obergärige Biere mit einem hohen Alkoholgehalt und einem kräftigen Malzkörper.

Eine Augenweide ist schon die Flasche mit der Bezeichnung Quadrupel X 2017-02 auf dem handgeschriebenen Etikett. Ganz hobbybrauermäßig. Nach dem Eingießen muss ich erstmal mit dem ganzen Schaum klar kommen, nutze aber die Zeit, um das Bier im Glas zu betrachten und daran zu riechen. Ein bernsteinfarbenes, sehr klares Bier mit einem süßlichen Geruch. Spannend ist der erste Schluck: recht feinperlig, im Antrunk fruchtige Aromen die an Dörrobst erinnern, gefolgt von einer ganz leichten Bittere und der karamellartigen Süße. Der hohe Alkloholgehalt lässt sich erahnen und wird von den unterschiedlichen Aromen gut überlagert. Mir gefällt die Kombination aus malzbetonter Süße und den fruchtigen Aromen. Es ist jedoch weißgott kein leichtes Bier, dieses Quadrupel mit dem kräftigen und cremigen Körper. Also eher etwas für den norddeutschen Schmuddelwinter. 

Fazit:

Die Herausforderung bei einem Quadrupel ist, den hohen Alkoholgehalt von um die 10% Vol. so zu verpacken, dass das ganze nicht zu spritig schmeckt. Das ist hier gut gelungen. Harmonisch in den starken Malzkörper und die kräftigen Geschmacksnoten eingebettet.

Pär, bitte mehr belgische Biere aus Schweden!

Den neuesten Quadrupel-Sud gibt es nun auch bei Brewomer in Kiel in der handlichen 0,75 Liter Flasche zu erwerben. Am 02.10. hat Pär dort sein neues Quadrupel vorgestellt. Dieses Quadrupel ist ein Gemeinschaftprodukt von Smedsbo Slott und Klapperbräu aus Bergenhusen in Schleswig-Holstein.