No. 34: Kupper Weet’n, Südtondern Brauerei – Niebüll

Vor kurzem habe ich Maik und Gerd Neumann von der Südtondern Brauerei in Niebüll besucht. Aus dem Sortiment dieser jungen Brauerei stelle ich euch das “Kupper Weet’n”, ein dunkles Weizen, vor.

Die Brauerei/Der Braumeister

Eigentlich bin ich neulich rein dienstlich in Niebüll gewesen, um mich mit meinem früheren Kollegen Gerd Neumann zu treffen und über ÖPNV-Themen zu sprechen. Als wir diesen Termin im vergangenen Jahr ausgemacht haben, erwähnt er beiläufig, dass er mit seinem Sohn nun auch eine kleine Brauerei betreibt. Hach, endlich mal ÖPNV und Craftbier in einem. Also ging es im Anschluss zu unserem Termin noch zu seinem Sohn in die Brauerei.

Die Südtondern Brauerei ist seit dem Herbst 2018 quasi als gemeinsames Vater-Sohn-Projekt in Niebüll beheimatet. Die Rolle von Vater Gerd ist hauptsächlich der Vertrieb. Sohn Maik, hauptberuflich in der Milchwirtschaft o.ä. tätig, ist für das Brauen zuständig. Nachdem Maik mehrere Jahre lang als klassischer Heimbrauer kleine Mengen gebraut hat, war es im Herbst 2018 so weit: nachdem man im Gewerbegebiet in Niebüll eine geeignete Halle gefunden hat, werden seitdem die Biere der Südtondern Brauerei in größeren Mengen vor Ort in Niebüll gebraut und abgefüllt. Die beiden haben relativ schnell den regionalen Markt erschlossen. Die handgemachten Biere finden sich bereits in den örtlichen Supermärkten und auch in einigen Hotels. Kürzlich wurde die Brauanlage auf eine 1.000 l-Anlage erweitert.

Zu dem Sortiment gehören aktuell folgende Biere:

  • Lüddsche Een – Pilsener
  • Nr. Een – Pale Ale
  • Kiek An – Brown Ale
  • Ebb un Flot – IPA
  • Helle Weet’n – helles Weizen
  • Kupper Weet’n – dunkles Weizen

Sowohl bei Urlaubern als auch bei der einheimischen Bevölkerung kommen diese handgemachten Biere, die allesamt sehr gut trinkbar sind, hervorragend an. Auch wenn diese Biere keine Hopfenbomben oder total freakige NEIPAs sind, gelingt es Maik und Gerd, mit diesen Bieren eine breitere Masse zu erreichen und handwerklich hergestelltes Bier an den Mann zu bringen.

Das Bier – Kupper Weet’n

Ok, ich wiederhole mich vermutlich: Weizen war und ist nicht so mein Bierstil. Dennoch habe ich mir von der Südtondern Brauerei das “Kupper Weet’n”, ein dunkles Weizen, zum Verkosten ausgesucht. Warum das? Das Besondere daran ist das Besondere darin: ein Hauch getorftes und geräuchertes Whiskymalz.

Schon beim Einschenken dieses kupferfarbenen Weizenbieres kommen leicht torfige Whiskyaromen zum Vorschein. Das riecht ganz angenehm nach einem Coktail aus Whisky und Weißbier. Nachdem sich die feinproge und stark ausgeprägte Schaumkrone verflüchtigt hat, wage ich einen ersten Schluck. Ich finde es im Antrunk etwas süßlich, mag an den Karamellmalzen liegen. Dann wird es ein Spur weizentypischer mit so ein wenig Nelkenaromen. Das Finish hat es dann für mich in sich: es wird ganz leicht rauchig und torftig. Dabei ist dieses schlanke Weizen angenehm weich. Was mir an diesem Weizen gefällt: keine Bananenaromen, nur ein wenig Nelke und dafür diese torfige, rauchigen Noten im Abgang. Das hat was.

Das “Kupper Weet’n” ist mal ein Bier, bei dem der Geschmack in erster Linie von den verwendeten Malzen bestimmt wird. Der Hallertauer Hopfen rundet das Bier ab. Was braucht dieses Bier außerdem: eine obergärige Reifung für 3-4 Wochen.

Fazit

Eine gelungene Kombi: Weizenbier mit Whiskymalz.


Die Eckdaten:

Bierstil: Weizen
Hopfen: Hallertau
Malze: Karamellmalz, Whiskymalz
Alkoholgehalt: 5,8 % Vol


Die Höker

Im Raum Kiel gibt es die Biere leider noch nicht. Lars von Brewcomer habe ich zumindest schon mal ein Probierpaket vorbeigebracht. Und im Gutenberg habe ich auch eine Flasche abgeliefert. Also, warten wir mal ab…

Mein Rückblick auf das Tasting No. 13 – Experten-Tasting

Mein 13. Craftbier-Tasting war ein besonderes Tasting: besondere Biere aus unterschiedlichen Ländern mit dem Schwerpunkt USA und fachliche Expertise von BREWCOMER mit am Verkostungstisch.

Die Höhen und Höhen dieser Verkostung stelle ich hier kurz vor:

1. Redbud Berliner Weiße; Independence Brewing Company – Austin/Texas, USA

Ich habe das Tasting mit dieser texanisches Interpretation einer Berliner Weiße begonnen. Ein leichter und säuerlicher Einstieg.

IBU: 20; 4,5 Vol.
Tasting-Bewertung: 3,625 von 5,0 Punkten.

2. Bridgman Camper, Lichtenhainer; Brekeriet Beer AB – Landskrona, Schweden

Es ging mit einem weiteren Sauerbier weiter. Von der südschwedischen Brauerei Brekeriet ein Lichtenhainer. Lichtenhainer ist als alter, regional verbreiteter Bierstil aus Deutschland. Die Jungs von Brekeriet aus Schweden haben sich auf das Brauen von Sauerbieren spezialisiert. Das Bridgman Camper besticht durch sein Zusammenspiel von Säure und rauchigen Noten. Wir waren uns einig, dass man dieses Lichtenhainer auch Ideal als Aperitif reichen kann.

IBU: NN; 4,4 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,6875 von 5,0 Punkten.

3. HefeWeizen, Weizen; Live Oak Brewing – Austin/Texas, USA

Ein solides Hefeweizen der Live Oak Brewing Company aus Texas mit Aromen von Banane und Nelken. Diese Brauerei stellt seit 1997 Biere her und hat sich auf europäische Bierstile fokussiert.

IBU: 12; 5,2 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,375 von 5,0 Punkten

4. Yakima Pilsner, Pils; Vocation Brewery – Hebden Bridge, England

Schon beim Öffnen der Dose kommen fruchtige Hopfenaromen durch. Im Ergebnis ein äußerst hopfenbetontes, fruchtiges Pils. Sehr samtig und smoothig. Nicht vergleichbar mit einem herben, norddeutschen Pils. Für mich die Überraschung des Abends.

IBU: NN; 5,5 Vol. %
Tasting-Bewertung: 4,0 von 5,0 Punkten

5. Hoppy Blonde, Blonde Ale; Austmann – Trondheim, Norwegen

Von den Pionieren des norwegischen Craftbieres, der Austmann Brauerei aus Trondheim, stammt dieses Blonde Ale. Ein leichtes Ale, das fruchtige Zitrus- und Orangennoten mit einer feinen Süße und geringer Bittere verbindet. 

IBU: 29; 4,5 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,5625 von 5,0 Punkten

6. Conditions, New England Pale Ale; Arrow Lodge Brewing – Covina/California, USA

Ein New England Pale als Kollab der Arrow Lodge Brewing mit Los Angeles Ale Works war als nächstes an der Reihe. Zunächst haben uns der Hinweis “with Bird Pick Pineapple Dreams tea” etwas verwirrt. Dieses einzigartige, hazy Pale Ale hat also irgendeinen Tee-Zusatz. Geschmacklich führt es zu einem intensiven Fruchtcoktail der schwer zu fassen war. Also irgendwie Multivitaminsaft. Bonuspunkte gibt es für die Gestaltung des Etiketts der Dose.

IBU: NN; 5,8 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,8125 von 5,0 Punkten

7. Juicy IPA, Session IPA; Klokk & Co. – Oslo, Norwegen

Der zweite norwegische Vertreter an diesem Abend stammt von der Klokk & Co. Brauerei aus Oslo. Im nachhinnein hätte dieses Session IPA besser vor das New England Pale Ale gepasst. Denn es ist mit seinen 25 IBU und 4,5 Vol. % deutlich leichter und geschmacklich weniger intensiv. Juicy ja, aber sehr zurückhaltend und hinten raus etwas dünn.

IBU: 25; 4,5 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,375 von 5,0 Punkten

8. Northern Trails No. 2, New England IPA; Mikkeller – Kopenhagen, Dänemark

Exklusiv für die SAS ist dieses hazy IPA mit den Hopfen Mosaic, Nelson Sauvin, Simcoe und Citra eingebraut. Es dominiert hier der Nelson Sauvin-Hopfen, der dem IPA Noten von Weintrauben verleiht. 

IBU: NN; 6,6 Vol. %
Tasting-Bewertung: 4,125 von 5,0 Punkten

9. BGB IPA, IPA; Big Grove Brewery – Iowa City/Iowa, USA

Auf ein NEIPA folgt natürlich ein Vertreter des Westcoast IPAs. Entschieden habe ich mich für das Big Grove Brewery IPA aus Iowa. Dieses IPA ist von der Klasse her dem Mikkeller NEIPA völlig ebenbürtig. Eingebraut ist dieses IPA mit den Hopfen Chinook und Simcoe. Die typische trockene Bittere ist nicht zu üppig und rundet den fruchtigen Part der an Grapefruit und Melone erinnert gut ab. 

IBU: NN; 7,0 Vol. %
Tasting-Bewertung: 4,125 von 5,0 Punkten 

10. La Maure Süre, Triple; La Maure – Bormes-les-Mimosas, Frankreich

Im vergangenen Sommerurlaub an der Côte d’Azur in Frankreich bin ich in einer kleinen Weinhandlung auf dieses Triple gestoßen. Die kleine Brauerei aus einem kleinen Örtchen in Südfrankreich zwischen Toulon und St. Tropez produziert seit Sommer 2017 Craft-Bier. Diese südfranzösische Version eines belgischen Triple hat alles was ein gutes Triple braucht: ein angenehme, malzige, leicht karamellige Süße, die den Alkoholgehalt von immerhin 8,0 Vol. % gut überspielen.

IBU: NN; 8,0 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,875 von 5,0 Punkten

11. Sweet Baby Jesus, Porter; DuClaw Brewing Company – Baltimore, USA

Ein Chocolat Peanut Butter Porter aus den USA gekauft in einem gut sortierten Bierladen in Straßburg. Es riecht und schmeckt recht intensiv nach Erdnussbutter. Das liegt nicht an der Hopfenzugabe sondern ein Geschmackaszusätzen. Kann man mögen, muss man aber nicht. Geschmacklich interessant, mir aber zu künstlich.

IBU: 33; 6,2 Vol. %
Tasting-Bewertung: 2,9375 von 5,0 Punkten

12. Siidisuka, Imperial Milk Stout; Purtse Pruulikoda – Purtse, Estland

Ein estnisches Imperial Milk Stout in einer optisch bemerkenswerten Flasche. Das ist das Siidisuka der kleinen Purtse Brauerei. Für die Flasche und das Design des Etiketts haben wir einen extra Punkt vergeben. Das Stout selber ist für ein Imperial Stout mit 6,3 Vol. % noch recht leichtgängig. Ein angenehm weiches Stout mit feinen Schokoaromen.

IBU: 27; 6,3 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,5625 von 5,0 Punkten

13. Mocha Machine, Imperial Porter; Beachwood Brewing – Long Beach/California, USA

Den Abschluss dieses Tasting macht ein Imeprial Porter der Beachwood Brewing Company. Die sehr gute Bewertung von 4,18 Punkten bei untappd haben mich neugierig gemacht. Um es vorwegzunehmen: ich habe selten ein so gutes Porter oder Stout getrunken. Und meinen Gästen ging es ebenso. Wer hier ein Porter erwartet, das nach kaltem Kaffee mit Alkohol schmeckt, sieht sich getäuscht. Dieses Porter überzeugt durch seine smoothige Textur und nicht zu aufdringliche Kaffee-Noten.
Der Tasting-Sieger am heutigen Abend!

IBU: 46; 9,2 Vol. %
Tasting-Bewertung: 4,375 von 5,0 Punkten