Mein Rückblick auf das Tasting No. 13 – Experten-Tasting

Mein 13. Craftbier-Tasting war ein besonderes Tasting: besondere Biere aus unterschiedlichen Ländern mit dem Schwerpunkt USA und fachliche Expertise von BREWCOMER mit am Verkostungstisch.

Die Höhen und Höhen dieser Verkostung stelle ich hier kurz vor:

1. Redbud Berliner Weiße; Independence Brewing Company – Austin/Texas, USA

Ich habe das Tasting mit dieser texanisches Interpretation einer Berliner Weiße begonnen. Ein leichter und säuerlicher Einstieg.

IBU: 20; 4,5 Vol.
Tasting-Bewertung: 3,625 von 5,0 Punkten.

2. Bridgman Camper, Lichtenhainer; Brekeriet Beer AB – Landskrona, Schweden

Es ging mit einem weiteren Sauerbier weiter. Von der südschwedischen Brauerei Brekeriet ein Lichtenhainer. Lichtenhainer ist als alter, regional verbreiteter Bierstil aus Deutschland. Die Jungs von Brekeriet aus Schweden haben sich auf das Brauen von Sauerbieren spezialisiert. Das Bridgman Camper besticht durch sein Zusammenspiel von Säure und rauchigen Noten. Wir waren uns einig, dass man dieses Lichtenhainer auch Ideal als Aperitif reichen kann.

IBU: NN; 4,4 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,6875 von 5,0 Punkten.

3. HefeWeizen, Weizen; Live Oak Brewing – Austin/Texas, USA

Ein solides Hefeweizen der Live Oak Brewing Company aus Texas mit Aromen von Banane und Nelken. Diese Brauerei stellt seit 1997 Biere her und hat sich auf europäische Bierstile fokussiert.

IBU: 12; 5,2 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,375 von 5,0 Punkten

4. Yakima Pilsner, Pils; Vocation Brewery – Hebden Bridge, England

Schon beim Öffnen der Dose kommen fruchtige Hopfenaromen durch. Im Ergebnis ein äußerst hopfenbetontes, fruchtiges Pils. Sehr samtig und smoothig. Nicht vergleichbar mit einem herben, norddeutschen Pils. Für mich die Überraschung des Abends.

IBU: NN; 5,5 Vol. %
Tasting-Bewertung: 4,0 von 5,0 Punkten

5. Hoppy Blonde, Blonde Ale; Austmann – Trondheim, Norwegen

Von den Pionieren des norwegischen Craftbieres, der Austmann Brauerei aus Trondheim, stammt dieses Blonde Ale. Ein leichtes Ale, das fruchtige Zitrus- und Orangennoten mit einer feinen Süße und geringer Bittere verbindet. 

IBU: 29; 4,5 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,5625 von 5,0 Punkten

6. Conditions, New England Pale Ale; Arrow Lodge Brewing – Covina/California, USA

Ein New England Pale als Kollab der Arrow Lodge Brewing mit Los Angeles Ale Works war als nächstes an der Reihe. Zunächst haben uns der Hinweis “with Bird Pick Pineapple Dreams tea” etwas verwirrt. Dieses einzigartige, hazy Pale Ale hat also irgendeinen Tee-Zusatz. Geschmacklich führt es zu einem intensiven Fruchtcoktail der schwer zu fassen war. Also irgendwie Multivitaminsaft. Bonuspunkte gibt es für die Gestaltung des Etiketts der Dose.

IBU: NN; 5,8 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,8125 von 5,0 Punkten

7. Juicy IPA, Session IPA; Klokk & Co. – Oslo, Norwegen

Der zweite norwegische Vertreter an diesem Abend stammt von der Klokk & Co. Brauerei aus Oslo. Im nachhinnein hätte dieses Session IPA besser vor das New England Pale Ale gepasst. Denn es ist mit seinen 25 IBU und 4,5 Vol. % deutlich leichter und geschmacklich weniger intensiv. Juicy ja, aber sehr zurückhaltend und hinten raus etwas dünn.

IBU: 25; 4,5 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,375 von 5,0 Punkten

8. Northern Trails No. 2, New England IPA; Mikkeller – Kopenhagen, Dänemark

Exklusiv für die SAS ist dieses hazy IPA mit den Hopfen Mosaic, Nelson Sauvin, Simcoe und Citra eingebraut. Es dominiert hier der Nelson Sauvin-Hopfen, der dem IPA Noten von Weintrauben verleiht. 

IBU: NN; 6,6 Vol. %
Tasting-Bewertung: 4,125 von 5,0 Punkten

9. BGB IPA, IPA; Big Grove Brewery – Iowa City/Iowa, USA

Auf ein NEIPA folgt natürlich ein Vertreter des Westcoast IPAs. Entschieden habe ich mich für das Big Grove Brewery IPA aus Iowa. Dieses IPA ist von der Klasse her dem Mikkeller NEIPA völlig ebenbürtig. Eingebraut ist dieses IPA mit den Hopfen Chinook und Simcoe. Die typische trockene Bittere ist nicht zu üppig und rundet den fruchtigen Part der an Grapefruit und Melone erinnert gut ab. 

IBU: NN; 7,0 Vol. %
Tasting-Bewertung: 4,125 von 5,0 Punkten 

10. La Maure Süre, Triple; La Maure – Bormes-les-Mimosas, Frankreich

Im vergangenen Sommerurlaub an der Côte d’Azur in Frankreich bin ich in einer kleinen Weinhandlung auf dieses Triple gestoßen. Die kleine Brauerei aus einem kleinen Örtchen in Südfrankreich zwischen Toulon und St. Tropez produziert seit Sommer 2017 Craft-Bier. Diese südfranzösische Version eines belgischen Triple hat alles was ein gutes Triple braucht: ein angenehme, malzige, leicht karamellige Süße, die den Alkoholgehalt von immerhin 8,0 Vol. % gut überspielen.

IBU: NN; 8,0 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,875 von 5,0 Punkten

11. Sweet Baby Jesus, Porter; DuClaw Brewing Company – Baltimore, USA

Ein Chocolat Peanut Butter Porter aus den USA gekauft in einem gut sortierten Bierladen in Straßburg. Es riecht und schmeckt recht intensiv nach Erdnussbutter. Das liegt nicht an der Hopfenzugabe sondern ein Geschmackaszusätzen. Kann man mögen, muss man aber nicht. Geschmacklich interessant, mir aber zu künstlich.

IBU: 33; 6,2 Vol. %
Tasting-Bewertung: 2,9375 von 5,0 Punkten

12. Siidisuka, Imperial Milk Stout; Purtse Pruulikoda – Purtse, Estland

Ein estnisches Imperial Milk Stout in einer optisch bemerkenswerten Flasche. Das ist das Siidisuka der kleinen Purtse Brauerei. Für die Flasche und das Design des Etiketts haben wir einen extra Punkt vergeben. Das Stout selber ist für ein Imperial Stout mit 6,3 Vol. % noch recht leichtgängig. Ein angenehm weiches Stout mit feinen Schokoaromen.

IBU: 27; 6,3 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,5625 von 5,0 Punkten

13. Mocha Machine, Imperial Porter; Beachwood Brewing – Long Beach/California, USA

Den Abschluss dieses Tasting macht ein Imeprial Porter der Beachwood Brewing Company. Die sehr gute Bewertung von 4,18 Punkten bei untappd haben mich neugierig gemacht. Um es vorwegzunehmen: ich habe selten ein so gutes Porter oder Stout getrunken. Und meinen Gästen ging es ebenso. Wer hier ein Porter erwartet, das nach kaltem Kaffee mit Alkohol schmeckt, sieht sich getäuscht. Dieses Porter überzeugt durch seine smoothige Textur und nicht zu aufdringliche Kaffee-Noten.
Der Tasting-Sieger am heutigen Abend!

IBU: 46; 9,2 Vol. %
Tasting-Bewertung: 4,375 von 5,0 Punkten

No. 27: La Blonde, Brasserie de la Tête de chou – Mancy, Frankreich

Wie schön, dass mir meine Tasting-Gäste mitunter äußerst spannende Biere mitbringen. Eines davon ist das “La Blonde” der französischen Craftbier-Schmiede La Tête de chou aus Mancy in der Champagne. Von dieser Brauerei habe ich noch nie gehört, geschweige denn, dass ich mal in der Champagne gewesen bin. Aber schauen wir mal, wie so ein Bier aus der Champagne ist.

Die Brauerei

Mitten in der Champagne umgeben von Weinbergen gibt es seit fast auf den Tag genau zwei Jahren diese kleine Brauerei, die qualitativ hochwertige und handwerklich hergestellte Biere produziert. Dabei setzt man auf lokale und regionale Zutaten. Mitunter die wichtigste Zutat: frisches, kalkhaltiges Quellwasser aus der Umgebung. Die Köpfe hinter der “Kohlkopf-Brauerei” sind der Brauer Benoit und die Geschäftsführerin Ariane. Sie haben mit ihrem Sortiment aus acht verschiedenen Bieren den Geschmacksnerv der biertrinkenden Franzosen in der Region getroffen. Zu dem Sortiment gehören u.a. ein Witbier, ein Brown Ale, ein Amber Ale und ein American Triple. In den ersten vier Monaten in 2018 hat man den Ausstoß gegenüber dem Vorjahr um 50% steigern können. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden ist die Erweiterung der Brauanlage geplant. Aktuell läuft dafür eine crowd-funding-Kampagne. Also, ein Craftbeer-Hotspot mitten in der Champagne. 

Das Bier

Auf dem Tisch steht eine Flasche “La Blonde”. Mit dem Design des Etiketts ist die Flasche schon mal ein echter Hingucker. Das Etikett gibt zudem einige nützliche Informationen preis: Alkoholgehalt 5,7 Vol. %, 25 IBU, Hopfensorten: Cascade, Perle und Strisselspalt.

Vor dem Öffnen will ich noch mal kurz den Bierstil einordnen. Ein “Blonde” ist nicht etwa vergleichbar mit einem “Hellen”. Es ist ein Blonde Ale, also ein obergäriges, süffiges, hopfenaromatisches und mildes Ale. Ein klassischer Vertreter ist das belgische Blonde Ale.

Das “La Blonde” sieht ganz prächtig aus im Glas. Eine goldgelbe Farbe mit einer leichten Trübung. Dazu eine helle, mäßig ausgeprägte Schaumkrone, die sich schnell verflüchtigt und dann erste fruchtige Aromen und etwas kräuterige Düfte freigibt. Im Antrunk zeigt sich das feinperlige Blonde zunächst von einer leicht säuerlichen Seite. Unter diese zitrus-hopfigen Noten mischen sich ausgeprägte blumige und würzige Noten. Hier zeigen die beiden Aromahopfen Cascade und Strisselspalt ganze Wirkung. Der Strisselspalt ist ein Aromahopfen aus dem Elsaß mit subtilen Gewürznoten, Kräuter- und Blumenaromen sowie dezenten zitrusfruchtigen Nuancen.

Aber was wäre ein Blonde Ale ohne seinen charakteristischen Malzkörper. Der fruchtige und etwas trockene Antrunk wird von einem komplexen und recht kräftigen Malzkörper abgelöst. Dieser macht das Bier im Übergang süßlich und zugleich süffig. Abgerundet wird das Blonde im Abgang von dezenten Bitternoten. Das Blonde hat einen feinen hopfenaromatischen Charakter. Für mich sind die blumigen und würzigen Noten prägend.

Fazit

Ein sehr ausgewogenes Ale, gut ausbalanciert und ein klasse Zusammenspiel der drei Hopfen. Ich würde der Brauerei gerne mal einen Besuch abstatten und auch die anderen Biere testen. Da braut sich was zusammen in der Champagne!

Und Dank an Rainer Kibbel für die beiden Biere: das “La Blonde” und das “La Blanche” – ein frisch-fruchtiges Witbier.


Die Eckdaten:

Bierstil: Blonde Ale
Hopfen: Cascade, Perle und Strisselspalt
Bittereinheiten: 25 IBU
Alkoholgehalt: 5,7 % Vol