No. 27: La Blonde, Brasserie de la Tête de chou – Mancy, Frankreich

Wie schön, dass mir meine Tasting-Gäste mitunter äußerst spannende Biere mitbringen. Eines davon ist das “La Blonde” der französischen Craftbier-Schmiede La Tête de chou aus Mancy in der Champagne. Von dieser Brauerei habe ich noch nie gehört, geschweige denn, dass ich mal in der Champagne gewesen bin. Aber schauen wir mal, wie so ein Bier aus der Champagne ist.

Die Brauerei

Mitten in der Champagne umgeben von Weinbergen gibt es seit fast auf den Tag genau zwei Jahren diese kleine Brauerei, die qualitativ hochwertige und handwerklich hergestellte Biere produziert. Dabei setzt man auf lokale und regionale Zutaten. Mitunter die wichtigste Zutat: frisches, kalkhaltiges Quellwasser aus der Umgebung. Die Köpfe hinter der “Kohlkopf-Brauerei” sind der Brauer Benoit und die Geschäftsführerin Ariane. Sie haben mit ihrem Sortiment aus acht verschiedenen Bieren den Geschmacksnerv der biertrinkenden Franzosen in der Region getroffen. Zu dem Sortiment gehören u.a. ein Witbier, ein Brown Ale, ein Amber Ale und ein American Triple. In den ersten vier Monaten in 2018 hat man den Ausstoß gegenüber dem Vorjahr um 50% steigern können. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden ist die Erweiterung der Brauanlage geplant. Aktuell läuft dafür eine crowd-funding-Kampagne. Also, ein Craftbeer-Hotspot mitten in der Champagne. 

Das Bier

Auf dem Tisch steht eine Flasche “La Blonde”. Mit dem Design des Etiketts ist die Flasche schon mal ein echter Hingucker. Das Etikett gibt zudem einige nützliche Informationen preis: Alkoholgehalt 5,7 Vol. %, 25 IBU, Hopfensorten: Cascade, Perle und Strisselspalt.

Vor dem Öffnen will ich noch mal kurz den Bierstil einordnen. Ein “Blonde” ist nicht etwa vergleichbar mit einem “Hellen”. Es ist ein Blonde Ale, also ein obergäriges, süffiges, hopfenaromatisches und mildes Ale. Ein klassischer Vertreter ist das belgische Blonde Ale.

Das “La Blonde” sieht ganz prächtig aus im Glas. Eine goldgelbe Farbe mit einer leichten Trübung. Dazu eine helle, mäßig ausgeprägte Schaumkrone, die sich schnell verflüchtigt und dann erste fruchtige Aromen und etwas kräuterige Düfte freigibt. Im Antrunk zeigt sich das feinperlige Blonde zunächst von einer leicht säuerlichen Seite. Unter diese zitrus-hopfigen Noten mischen sich ausgeprägte blumige und würzige Noten. Hier zeigen die beiden Aromahopfen Cascade und Strisselspalt ganze Wirkung. Der Strisselspalt ist ein Aromahopfen aus dem Elsaß mit subtilen Gewürznoten, Kräuter- und Blumenaromen sowie dezenten zitrusfruchtigen Nuancen.

Aber was wäre ein Blonde Ale ohne seinen charakteristischen Malzkörper. Der fruchtige und etwas trockene Antrunk wird von einem komplexen und recht kräftigen Malzkörper abgelöst. Dieser macht das Bier im Übergang süßlich und zugleich süffig. Abgerundet wird das Blonde im Abgang von dezenten Bitternoten. Das Blonde hat einen feinen hopfenaromatischen Charakter. Für mich sind die blumigen und würzigen Noten prägend.

Fazit

Ein sehr ausgewogenes Ale, gut ausbalanciert und ein klasse Zusammenspiel der drei Hopfen. Ich würde der Brauerei gerne mal einen Besuch abstatten und auch die anderen Biere testen. Da braut sich was zusammen in der Champagne!

Und Dank an Rainer Kibbel für die beiden Biere: das “La Blonde” und das “La Blanche” – ein frisch-fruchtiges Witbier.


Die Eckdaten:

Bierstil: Blonde Ale
Hopfen: Cascade, Perle und Strisselspalt
Bittereinheiten: 25 IBU
Alkoholgehalt: 5,7 % Vol

No. 26: Cherry Gose Beet, Höppners – Postfeld

Spätsommer, Erntezeit für Kirschen. Das sind doch die passenden Rahmenbedingungen für ein gut gekühltes Bier. Aber nicht für irgendeines sondern für das “Cherry Gose Beet” von Höppners aus Postfeld. Nickels Höppner hat mir neulich eine Flasche zur Verkostung überreicht. Es wird nun also Zeit, die Flasche zu öffnen und das Verkostungsglas aus dem Schrank zu holen. Prost!

Der Braumeister

Hier fasse ich mich kurz, da ich ja auf meinem Blog bereits mit dem Pazifikus Pale oder dem Little Oak über zwei tolle Biere und den Braumeister geschrieben habe. Kurz gesagt: Nickels Höppners ist ein kreativer Brauer aus Postfeld in der Nähe von Kiel, der ausgezeichnete Biere kreiert.

Das Bier

Der Name “Cherry Gose Beet” verrät eigentlich schon das Wesentliche: eine Gose mit Sauerkirschen und Rote Beete. Gose? Ja, das ist auch Bier. Die Gose ist ein alter, deutscher Bierstil, der im Zuge der aufkommenden Einheitspilsener ein wenig in Vergessenheit geraten ist und seit einigen Jahren unter den Craftbier-Brauern seine Renaissance erfährt. Die Gose stammt ursprünglich aus dem Goslarer Raum und hat sich dann bis in die Leipziger Ecke als Leipziger Gose verbreitet. Was ist das Besondere an einer Gose? Es ist ein obergäriges Sauerbier, das mit Salz und Koriander gebraut wird. Die Gose erinnert ein wenig an einer Berliner Weiße, wobei gerade das Salz und der Koriander dem Bierstil eine eigene, besondere Charakteristik verleihen.

Und was macht Nickels Höppner? Er braut eine Gose und packt da noch Sauerkirschen und Rote Beete rein. Das hört sich gewagt und spannend zugleich an. Im Glas dann eine Flüssigkeit, die so rot wie mein Parteibuch ist. Die feinporige, rosafarbene Schaumkrone sieht schön aus, hat aber leider nur eine kurze Beständigkeit. Der erste Gedanke: oh, Erdbeerbrause! Riecht aber nicht so. Eher säuerlich und auch etwas nach Rote Beete. Dieser Eindruck setzt sich auch beim ersten Schluck fort. Die Rote Beete erscheint mir sehr dominant zu sein. Die Sauerkirschen kommen nicht so stark zur Geltung. Sie werden beim zweiten und dritten Schluck dann langsam im Abgang etwas auffälliger. Im Abgang wird es dann auch etwas salzig. Was soll ich sagen? Echt ungewohnt, ganz lecker, aber vermutlich nicht unbedingt etwas für jeden. Man muss da schon ein gewisses Faible für Sauerbiere haben. Es lohnt sich aber in jedem Fall, sich einmal selbst ein Bild von diesem ungewöhnlichen Bier zu machen.

Hut ab!