No. 44: Helles But Not Helles, The Baltic Brewery – Flensburg

Baltic Brewery und Baltic Sea Circle

Es muss irgendwann Anfang 2019 gewesen sein, als ich das erste Mal ein Bier der Baltic Brewery in der Hand hatte. Es war das “Chameleon”, ein tolles IPA und das erste Bier, das die beiden Brauer Paul Alford und Martin Molzen auf den schleswig-holsteinischen Markt gebracht haben. Verkostet hatte ich es seinerzeit auch. Mehr dazu gibt es hier. Als ich dann kurze Zeit später auf der Suche nach Sponsoren, Unterstützern und Craftbeer-Partner für meine Teilnahme am Baltic Sea Circle 2019 gewesen bin und die beiden angesprochen habe, kam prompt die Zusage. Kurze Zeit später haben wir uns auf den Kieler Craftbeer Days kennengelernt und ich habe zwei Kartons craftbeerige Unterstützung in Empfang genommen. Im Gegenzug gab es für die Baltic Brewery eine präsente Beklebung auf unserem Rallye-Volvo – in bester Gesellschaft mit der Landgang-Brauerei, Höppners und der Südtondern Brauerei – und eine Flasche Voyage, auf der ich die täglichen Reiseziele verewigt habe. Baltic Brewery und Baltic Sea Circle – passt auch irgendwie.

Die Brauerei/Die Brauer – dem Massenbiermarkt trotzen

Mittlerweile ist die Baltic Brewery aus dem norddeutschen Craftbeer-Markt nicht mehr wegzudenken und begeistert mit ihren erstklassigen Ales, dem weiterentwickelten IPA “Chameleon” und dem “Voyage”, für mich eines der besten Pale Ales, welches ich bislang getrunken habe. Während andere Brauer ihr Sortiment ständig um weitere Kreationen erweitern, ist die Palette bei der Baltic Brewery übersichtlich geblieben. Im Januar 2022 setzten Paul und Martin mit dem Release des Double IPAs “Hells Canyon” eine weitere Duftmarke für Fans stark gehopfter Ales. Mit dem “Maiden”, ein Helles, wurde das ein weniger hopfenbetontes Bier in die Palette aufgenommen.

Paul und Martin haben in Sörup, ein kleiner Ort zwischen Kiel und Flensburg angefangen. Als klassische Gypsy-Brewer haben sie mit der Wittorfer Brauerei und der Südtondern Brauerei Partner gefunden, um größere Mengen zu brauen. In der Zwischenzeit ging es weiter nach Flensburg. Man darf gespannt sein, wie es mit diesen beiden Bier-Enthusiasten, die sich selber so beschreiben, weitergeht:

“Zwei Norddeutsche Kerle, teilweise mit sehr britischem Akzent, trotzen dem Massenbiermarkt. Voller Enthusiasmus brauen sie mit handwerklichem Geschick und viel Leidenschaft liebevoll feinste Biere. Cheers!”

www.balticbrewery.com

Und dann stolpere ich kürzlich beim Stadtbummel in Flensburg über den frisch abgefüllten Oktober-Release der Baltic Brewery mit dem verwirrenden Namen “Helles But Not Helles”.

Das Bier – Helles But Not Helles

Ich gebe zu, der Name des Biere hat meine Neugierde geweckt. Und ich merke an, dass der Bierstil “Helles” nicht gerade zu meinen Favorites gehört. Mir fehlt häufig die geschmackliche Bandbreite durch die Intensität der Hopfenzugabe. Dennoch versuche ich mich erstmals mit der Verkostung und Beschreibung eines Hellen. Wollen wir mal sehen, ob der Name des Bieres hält, was er verspricht und ob es mir gelingt, die feinen Nuancen herauszuschmecken. Eingebraut wurde das Helle mit dem tschechischen Kazbek-Hopfen sowie dem fruchtigen Callista.

Es ist angerichtet. Die Betrachtung des Gebräus im Glas bringt keine Überraschungen mit sich: ein goldgelber Farbton, leichte Trübung und eine fluffige, weiße Schaumkrone. Was ich beim Einschenken und Schwenken im Glas rieche, würde ich als erdig, würzig und grasig bezeichnen.

Beim ersten Schluck komme ich mit einem berühmten Spruch von Dittsche um die Ecke: “das perlt”. Ja, es perlt ordentlich – erfrischend spritzig. Dieser Eindruck ist im Antrunk sehr dominant. Weiter geht es mit etwas Verweilen am Gaumen. Was ändert sich? Es wird weicher, etwas Süße und getreidige Noten. Im Abgang kommen nach einer Weile ganz leichte Noten von Grapefruit und Zitrusfrüchten durch. Alles sehr dezent, aber in der Wirkung verleiht es diesem Hellen einen spürbar erfrischenden Charakter.

Fazit

Ich habe parallel kein ein anderes, “normales” Helles verkostet. Der direkte Vergleich fällt daher schwer. Für mich bleibt das “Helles But Not Helles” ein Helles mit Charakter und einer frischen Note – halt norddeutsch.

Die Eckdaten

Bierstil: Helles
Hopfen: Callista, Kazbek
Bittereinheiten: k.A.
Alkoholgehalt: 5,4 % Vol.