No. 33: The Chameleon, Baltic Brewery – Sörup

Ein neues Bier einer neuen Brauerei: “The Chameleon”, ein Pale Ale der Baltic Brewery aus Sörup, gebraut und abgefüllt bei der Wittorfer Brauerei in Neumünster.

Die Brauerei/Die Braumeister – The Baltic Brewery

Das schönste Bundesland der Welt ist um eine Craftbier-Attraktion reicher: In Sörup – wir Schleswig-Holsteiner wissen, dass dieser Ort irgendwo wischen Flensburg und Eckernförde liegt – tüfteln Paul Alford und Martin Molzen an eigenen, handgemachten Bieren. Ende des vergangenen Jahres haben die beiden mit ihrer Baltic Brewery den ersten Sud abgefüllt und bringen diesen nun unters bier-durstige Volk. Bislang sind die beiden als Gypsy-Brewer unterwegs, das heißt, sie nutzen fremde Brauereien um ihre Sude in einer entsprechenden Menge zu brauen. Für die Zukunft ist aber durchaus einiges geplant: weitere Biere und vielleicht sogar eine eigene Brauerei mit Taproom. Das Motto der beiden: “Crafting great beer locally.”

Das Bier

Nun habe ich “The Chameleon”, das erste Bier dieser noch jungen Brauerei, das bei der Wittorfer Brauerei in Neumünster gebraut wurde, im Glas. Dem Etikett nach “a darker pale ale” mit einem Alkoholgehalt von 6,7 Vol. %. Leider kann ich dem Etikett nicht entnehmen, welche Hopfensorten verwendet wurden. Braumeister Martin hat es mir nach einer kurzen Anfrage schnell verraten: als Bitterhopfen Columbus, Citra und Vic Secret als Aromahopfen, mit dem das Bier “gestopft” wurde. Dazu die drei Malze: Pale Ale, Crystal und Dark Crystal. Es spannende Hopfenkombination, die definitiv neugierig macht. Also schauen wir mal, was dieses Pale Ale so drauf hat.

Das Bier mit seiner brauen Farbe und der überschaubaren Schaumkrone erinnert mich an ein Brown Ale. Ich verweile aber nicht lange beim Betrachten des Bieres. Der fruchtige Duft lenkt ab und baut die Spannung auf den ersten Schluck auf. Im Antrunk wird es fruchtig. Der Geschmack erinnert an mich Ananas und tropische Früchte wie Mango, Passionsfrucht und auch Pfirsich. Dieses fruchtige Hopfenaroma, für das vor allem der australische Aromahopfen Vic Secret verantwortlich ist, wird dann aber schnell abgelöst von einer vollmundigen, würzigen, harzigen und süßlichen Phase. Nach diesem Übergang kommt es dann zu einem IPA-typischen Finish: trocken, mit einer lang anhaltenden Hopfenbittere. Braumeister Martin meint, dass das Chaemleon zwar als Pale Ale deklariert ist, in Wirklichkeit aber ein feines IPA geworden ist. Da ist was dran.

Fazit

“The Chameleon” spannt den Bogen von einem Brown Ale bis hin zu einem IPA. Es ist wandelbar wie ein Chamäleon… Chapeau! Ich bin gespannt auf die nächsten Biere der Baltic Brewery.


Die Eckdaten:

Bierstil: Pale Ale/IPA
Hopfen: Columbus, Citra, Vic Secret
Bittereinheiten: 43
Alkoholgehalt: 6,7 % Vol

No. 32: Hop the barrel, Landgang Brauerei – Hamburg

Kurz vor Weihnachten habe ich Lars von Landgang in seiner Brauerei in Hamburg-Altona einen Besuch abgestattet, um die neuesten Landgang-Kreationen, das “Hybridantrieb” und das “Hop the barrel” kennenzulernen. Das ganze habe ich dann mit einem Bier-Sharing verbunden und hatte Höppners Little Oak” und das “Wave”, ein Wheat Ale, das als Kollab von Czernys Küstenbrauerei und dem Brauklub Kiel entstanden ist, im Gepäck. Dafür gab es für mich eine Flasche je eine Flasche dieser spannenden Biere aus dem Landgang-Braukessel inklusive einer ersten Verkostung vor Ort und Fachsimpelei mit Braumeister Sascha.

Beide Biere haben es in sich. Ich habe mir vor kurzem in Ruhe das “Hop the barrel” zum Verkosten vorgenommen. Über das “Hybridantrieb”, ein Bier-Wein-Hybrid, findet ihr einen Verkostungsbericht bei Mareike Hasenbeck’s Blog “Feiner Hopfen“.

Die Brauerei

Kurz zusammengefasst: Landgang, ehemals Hopper, ist eine Craftbier-Brauerei aus Hamburg-Altona. In Hamburg zählt Landgang hinter Ratsherrn zu einer der, wenn nicht sogar der größten Craftbier-Brauerei. Ein Grund für den Erfolg aus meiner Sicht: das Landgang-Team schafft den Spagat zwischen hochwertigen Bieren, die eine gewisse Masse ansprechen und auch den vermeintlichen Industriebiertrinker nicht verschrecken, und experiementierfreudigen Suden, die den Craftbier-Nerd begeistern. Kurzum: es ist für jeden etwas dabei.

Mehr zu Landgang könnt ihr in meinem Verkostungsbericht No. 28 von dem Pale Ale “Hopfnung” aus dem vergangenen Oktober lesen.

Das Bier

Es steht die Flasche 1626 des “Hop the barrel” auf dem Tisch. Es ist ein Barley Wine, gelagert in Bulleit Bourbon Fässern. Was verbirgt sich noch gleich hinter dem Bierstil Barley Wine? Biersommelier und Bierbrauer Oliver Wesseloh von Kehrwieder bezeichnet Barley Wine in seinem Buch “Bier leben” als Back-Up-Lösung für Wein in dem weinarmen England des 19. Jahrhunderts. Sehr treffend wie ich finde. Was hat man gemacht? Man hat ein äußerst komplexes Bier gebraut, das ein Stück weit Funktionen eines Weines erfüllen kann. Es ist ein obergäriges Bier mit viel Aroma von Dörrobst und süßen Früchten, hohem Alkoholhehalt und wenig Kohlensäure.

Zur Einstimmung lohnt ein Blick auf die Flasche:

“In der Tiefe der Bourbonfässer schlummern die Aromen und Geschichten der vergangenen Jahre. Wir haben sie in dieser Flasche eingefangen. Für die Momente, in denen man nichts mehr sagen muss, in denen Schweigen zur Anerkennung wird. Das magische Theater – nur für Verrückte! Silencio.”
Rockt zu Cigarren und einem guten Buch
Trinktemperatur 12-14 °C, Nur im Glas
Unfiltriert, nicht pasteurisiert, fassgereift


Ich bin bereit für diese Geschichte. Zwar ohne Cigarre und Buch, dafür habe ich den Kaminofen eingeheizt und das Album “Blues” von Jimi Hendrix aufgelegt.

Ich halte mich an die Empfehlung zur Trinktemperatur. Direkt aus dem Bierregal im Keller kommt das “Hop the barrel” in das Verkostungsglas. Feiner Anblick: ein dunkles, rötlich braunes Bier mit einer wie für einen Barley Wine typisch überschaubaren hellbraunen Schaumkrone, die von kurzer Dauer ist. Sofort kommt der Geruch von Bourbon-Whsikey zur Geltung. Da hat die Lagerung und Reifung in Bourbonfässern schon mal ganze Arbeit geleistet. Diese Geschmacksnoten setzen sich beim ersten Schluck dieses samt-weichen Gebräus fort. Hinzu kommen süßliche Aromen von Trockenfrüchte, Dörrobst und ein wenig Vanille.Im Abgang kommen zu den süßlichen Noten leicht rauchige Whiskeyspuren bei einer dezenten Hopfenbittere dazu. Wenn ich mich recht an das Gespräch mit Braumeister Sascha erinnere, wurden für dieses Barley Wine drei Hopfensorten verwendet. Einer davon ist der Amarillo-Hopfen. Dieser passt mit seinen Aroma-Eigenschaften gut zu einem Barley Wine.

Fazit

Sehr schöne Gesichte, dieser Barley Wine. Biertrinker, die gerne mal einen Whiskey und einen guten Rotwein trinken, sollten sich mal an dieses komplexe Craftbier wagen. Es hat das gewisse Etwas!

Die Höker

Das “hop the barrel” gibt es direkt bei der Landgang Brauerei in Hamburg, Beerenweg 12. Und mit Sicherheit auch im gut sortierten Craftbier-Einzelhandel.

No. 31: Mexican Standoff Stout, Freigeist / Emma / Braukollektiv – Freiburg

In der Vorweihnachts- und der Weihnachtszeit füllen sich die Bierregale mit sogenannten Weihnachtsbieren. Ich habe mit dem Mexican Standoff Stout, das als Kollaborationsbräu der drei Brauereien Freigast, Emma und Braukolletiv aus Freiburg entstanden ist, mein diesjähriges Weihnachtsbier gefunden.

Die Braumeister

Für dieses Milk-Stout haben sich folgende Kreativbier-Brauer zusammengetan.

Freigeist Bierkultur, Köln

Hinter Freigeist Bierkultur steckt der Kölsche Jung Sebastian Sauer. Nach einer Bierentdeckungsreise in das Nahe Belgien war es um ihn geschehen. Eigenes Brauen sollte seine Passion werden.

Emma – Biere ohne Bart, Freiburg

Emma steht für ausgezeichnete Biere aus Freiburg. Habe bereits das Zapotopaz verkostet und in meinen Tastings Biere von Emma präsentiert. Dort findet ihr mehr über Emma.

Braukollektiv, Freiburg

Freiburg ist für mich ein Craftbier-Hotspot in Deutschland. Das liegt nicht zu guter letzt an den Kreationen vom Braukollektiv wie etwa dem Brown Ale Horst. Mehr über das Braukollektiv lest ihr dort.

Das Bier

Bei dem Mexican Standoff handelt es sich um ein Milk-Stout mit einem Alkoholgehalt von 6,0 Vol. %. Eingebraut mit Haferflocken. Dazu etwas Lactose, Rauchmalz und als Besonderheit wurde das Gebräu mit Tonka-Bohnen und Zimtstangen vergoren. Auch Lillebräu aus Kiel hat bereits einmal ein Stout mit Tonka-Bohnen gebraut (siehe hier).

Dieses Stout wartet mit einer hellbraunen, leicht cremigen Schaumkrone auf. Der Schaum verflüchtigt sich nicht sehr schnell, bleibt gut am Inneren des Glases haften und gibt es nach einer Weile einige Aromen für die Nase frei. Diese sind etwas rauchig und vanillig.

Das leicht Rauchige kommt dann beim ersten Schluck wieder durch. Dabei fällt auf, dass das Stout unerwartet schlank ist. Es folgen Spuren von Kakao und ein wenig Zartbitterschokolade. Vanille ist nur ganz schwach zu schmecken. Die war beim Geruch intensiver. Im Abgang wird es würziger und zimtig. Im Gaumen ist es recht trocken.

Fazit

Die Experimentierfreudigkeit dieser drei Brauer und Brauerinnen hat sich gelohnt. Es ist ein durchaus spannendes Stout mit rauchigen und würzigen Noten herausgekommen. Das passt gut in die Winterzeit.