No. 44: Helles But Not Helles, The Baltic Brewery – Flensburg

Baltic Brewery und Baltic Sea Circle

Es muss irgendwann Anfang 2019 gewesen sein, als ich das erste Mal ein Bier der Baltic Brewery in der Hand hatte. Es war das “Chameleon”, ein tolles IPA und das erste Bier, das die beiden Brauer Paul Alford und Martin Molzen auf den schleswig-holsteinischen Markt gebracht haben. Verkostet hatte ich es seinerzeit auch. Mehr dazu gibt es hier. Als ich dann kurze Zeit später auf der Suche nach Sponsoren, Unterstützern und Craftbeer-Partner für meine Teilnahme am Baltic Sea Circle 2019 gewesen bin und die beiden angesprochen habe, kam prompt die Zusage. Kurze Zeit später haben wir uns auf den Kieler Craftbeer Days kennengelernt und ich habe zwei Kartons craftbeerige Unterstützung in Empfang genommen. Im Gegenzug gab es für die Baltic Brewery eine präsente Beklebung auf unserem Rallye-Volvo – in bester Gesellschaft mit der Landgang-Brauerei, Höppners und der Südtondern Brauerei – und eine Flasche Voyage, auf der ich die täglichen Reiseziele verewigt habe. Baltic Brewery und Baltic Sea Circle – passt auch irgendwie.

Die Brauerei/Die Brauer – dem Massenbiermarkt trotzen

Mittlerweile ist die Baltic Brewery aus dem norddeutschen Craftbeer-Markt nicht mehr wegzudenken und begeistert mit ihren erstklassigen Ales, dem weiterentwickelten IPA “Chameleon” und dem “Voyage”, für mich eines der besten Pale Ales, welches ich bislang getrunken habe. Während andere Brauer ihr Sortiment ständig um weitere Kreationen erweitern, ist die Palette bei der Baltic Brewery übersichtlich geblieben. Im Januar 2022 setzten Paul und Martin mit dem Release des Double IPAs “Hells Canyon” eine weitere Duftmarke für Fans stark gehopfter Ales. Mit dem “Maiden”, ein Helles, wurde das ein weniger hopfenbetontes Bier in die Palette aufgenommen.

Paul und Martin haben in Sörup, ein kleiner Ort zwischen Kiel und Flensburg angefangen. Als klassische Gypsy-Brewer haben sie mit der Wittorfer Brauerei und der Südtondern Brauerei Partner gefunden, um größere Mengen zu brauen. In der Zwischenzeit ging es weiter nach Flensburg. Man darf gespannt sein, wie es mit diesen beiden Bier-Enthusiasten, die sich selber so beschreiben, weitergeht:

“Zwei Norddeutsche Kerle, teilweise mit sehr britischem Akzent, trotzen dem Massenbiermarkt. Voller Enthusiasmus brauen sie mit handwerklichem Geschick und viel Leidenschaft liebevoll feinste Biere. Cheers!”

www.balticbrewery.com

Und dann stolpere ich kürzlich beim Stadtbummel in Flensburg über den frisch abgefüllten Oktober-Release der Baltic Brewery mit dem verwirrenden Namen “Helles But Not Helles”.

Das Bier – Helles But Not Helles

Ich gebe zu, der Name des Biere hat meine Neugierde geweckt. Und ich merke an, dass der Bierstil “Helles” nicht gerade zu meinen Favorites gehört. Mir fehlt häufig die geschmackliche Bandbreite durch die Intensität der Hopfenzugabe. Dennoch versuche ich mich erstmals mit der Verkostung und Beschreibung eines Hellen. Wollen wir mal sehen, ob der Name des Bieres hält, was er verspricht und ob es mir gelingt, die feinen Nuancen herauszuschmecken. Eingebraut wurde das Helle mit dem tschechischen Kazbek-Hopfen sowie dem fruchtigen Callista.

Es ist angerichtet. Die Betrachtung des Gebräus im Glas bringt keine Überraschungen mit sich: ein goldgelber Farbton, leichte Trübung und eine fluffige, weiße Schaumkrone. Was ich beim Einschenken und Schwenken im Glas rieche, würde ich als erdig, würzig und grasig bezeichnen.

Beim ersten Schluck komme ich mit einem berühmten Spruch von Dittsche um die Ecke: “das perlt”. Ja, es perlt ordentlich – erfrischend spritzig. Dieser Eindruck ist im Antrunk sehr dominant. Weiter geht es mit etwas Verweilen am Gaumen. Was ändert sich? Es wird weicher, etwas Süße und getreidige Noten. Im Abgang kommen nach einer Weile ganz leichte Noten von Grapefruit und Zitrusfrüchten durch. Alles sehr dezent, aber in der Wirkung verleiht es diesem Hellen einen spürbar erfrischenden Charakter.

Fazit

Ich habe parallel kein ein anderes, “normales” Helles verkostet. Der direkte Vergleich fällt daher schwer. Für mich bleibt das “Helles But Not Helles” ein Helles mit Charakter und einer frischen Note – halt norddeutsch.

Die Eckdaten

Bierstil: Helles
Hopfen: Callista, Kazbek
Bittereinheiten: k.A.
Alkoholgehalt: 5,4 % Vol.

No. 43: Ballsy Badger, The Uncharted Brewing Company – Eslöv, Schweden

Intro

Es ist nun nicht so, dass ich seit meinem letzten Verkostungsblog vom April 2020 kein Bier mehr getrunken habe – ganz ehrlich: ich habe in dieser Corona-Zeit viele tolle Craftbiere entdeckt und verkostet. Nur bin ich nicht dazu gekommen, die Ergebnisse hier niederzuschreiben. Nun geht es wieder los – und das mit einem bemerkenswerten Bier aus Südschweden: das Ballsy Badger, ein Strong Brown Ale, von The Uncharted Brewery aus Eslöv in Südschweden.

Über das Finden von Craftbieren in Schweden

Schweden (und auch Skandinavien insgesamt) und Bier: das ist eine merkwürdige Kombination. Viele assoziieren damit teure und langweilige Biere. Diesen Eindruck bekommt der gemeine deutsche Biertrinker sicher schnell. Im Vergleich zu den heimischen Bierpreisen muss man für eine Kiste Bier oder Dosengebinde vergleichbarer Größenordnung deutlich mehr berappen. Und dann hat die Plörre auch nur einen Alkoholgehalt von maximal 3,5 Vol. % und schmeckt nach Nix.

Aber in Skandinavien gibt es eine ausgeprägte Craftbeer-Szene mit zahlreichen kleineren und ausgezeichneten Brauereien, darunter sehr bekannte und größere wie etwa Mikkeller (DK), Omnipollo (S), Lervig (N) oder etwa auch toprated Brauer wie Alefarm (DK), Badin (N), Brewski (S) oder Duckpond Brewing (S). Derartige Biere gibt es in Schweden natürlich nicht im schnöden Supermarkt sondern im örtlichen Systembolaget, den Alkoholshops. Vor einiger Zeit war ich für einen Kurzurlaub zu Besuch in Südschweden und bin in den Systembolagets auf eine ausgezeichnete Auswahl gängiger und ausgefallener Craftbiere aus Skandinavien, Europa und Nordamerika gestoßen. Überrascht haben mich dabei die Preise. Liegen diese für vergleichbare Biere in Deutschland bei 5-7 € pro Dose, waren sie dort mit 2,50 bis 4 € unerwartet günstig.

Entdeckt habe ich da auch die stylischen Dosen der Uncharted Brewing Company. In der Vermutung, dass es sich bei dem Namen um eine amerikanische Brauerei handelt, musste ich schnell feststellen, dass ich hier auf eine kleine Brauerei aus Eslöv in Südschweden gestoßen bin. Eslöv ist eine Kleinstadt mit etwa 18.000 Einwohnern und liegt etwa 20min von Lund entfernt.

Die Brauerei – The Uncharted Brewing Company

“We are a modern independent Swedish craft brewery, who love to brew good beer. No fancy stuff, as we believe that there’s no need to complicate things.”

www.uncharted-brewing.com

Leider habe ich es nicht geschafft, bei der Brauerei vorbeizuschauen. Daher bediene ich mich für die Infos zu der Brauerei der informativen Internetseite www.uncharted-brewing.com und fasse mal kurz zusammen: Ein Ire (Diarmiud) und eine Schwedin lernen sich in Dublin kennen (vermutlich beim Bier trinken), entdecken eine gemeinsame Leidenschaft (vermutlich Bier brauen) und ziehen dann nach Südschweden, um Bier zu brauen und 2016 eine eigene Brauerei zu gründen, die auf eine nachhaltige und umweltfreundliche Produktion mit lokalen Rohstoffen setzt.

Pouncing Panther, Ballsy Badger

Heute werden in der Mikrobrauerei in Eslöv pro Sud 2.500 Liter verschiedenster Biere gebraut und in Dosen sowie Fässern abgefüllt. Das Sortiment umfasst mittlerweile 13 verschiedene Biersorten, darunter klassische Bierstile wie Pils, Lager, Pale Ale aber auch ausgefallene Kreationen wie ein Coriander Amber Ale oder ein Strawberry & Lime Sour. Wiedererkennungswert sind die tierischen Bezeichnungen mit einem entsprechenden Etikett.

Das Bier – Ballsy Badger, Strong Brown Ale

Von meiner Reise nach Schweden habe ich mir zwei passende Winterbiere mitgebracht. Neben dem Strong Brown Ale Ballsy Badger auch das Pouncing Panther, ein 4 Beans Cream Porter. Beides hochprozentige, malzige und kräftige Dunkelbiere. Für die Verkostung habe ich mir das Ballsy Badger aufgemacht.

Der Blick auf die Dose enthüllt zunächst einige besondere Zutaten: Hafermalz, Vanille und Muskat. Dazu gesellen sich die für dunkle Ales durchaus typischen Hopfensorten Fuggles und East Kent Goldings sowie der Bitterhopfen Herkules. Ein durchaus spannendes Zutatensetting.

Schon beim Öffnen der Dose wird die Vanille deutlich. Scheint eine ordentliche Portion zu sein. Erinnert vom Geruch her an Tonka-Bohne. Im Glas zeigt sich das Strong Brown Ale in einem mokkabraunen Gewand mit einer kleinen, wenig persistenten Schaumkrone.

Die süßlichen Vanille-Noten dringen beim Ansetzen des Glases intensiv in die Nase, um dann beim ersten Schluck von würzigen und erdigen Eindrücken abgelöst zu werden. Vermutlich ist zeigt hier auch die dem Bier zugesetzte Muskatnuss geschmackliche Wirkung. Nach kurzer Zeit macht sich das durch das Hafermalz samtweiche Bier in der Mundhöhle breit – anschmiegsam und mit einem Hauch von Orange und Trockenobst. Im Finish wird es für meinen Geschmack dann nochmal kurz süßlich: Vanille, Toffee und Schokolade. Dann kommt die Bittere – vermutlich der Herkules Hopfen – mit einer gewissen Trockenheit durch.

Fazit

Ich habe versucht, meine Eindrücke wiederzugeben. Die Brauer selber haben noch etwas von Roggenbrot-Noten geschrieben. Das konnte ich nicht erschmecken. Was bleibt ist ein sehr guter Gesamteindruck. Mir gefällt das Zusammenspiel aus Würze, Vanille und dezenter Süße. Ach ja, und da war ja noch das Strong: 8,8 Vol. %. Merkt man erst hinterher…

Die Eckdaten

Bierstil: Strong Brown Ale
Hopfen: Herkules, Fuggles, East Kent Goldings
Bittereinheiten: k.A.
Alkoholgehalt: 8.8 % Vol.

No. 41: Frisch Gezupftes, Brauder – Bargteheide

Nach einer längeren Verkostungspause widme ich mich heute mal wieder einem Vertreter der stetig wachsenden, schleswig-holsteinischen Craftbeer-Szene. Im Glas: “Frisch Gezupftes”, ein Frischhopfen-Pale Ale von Brauder aus Bargteheide.

Die Brauerei / Der Braumeister

Von Brauder gab es hier bereits einen Verkostungsbericht über das süffige Stormarner Export. Mehr über die Braumeister von Brauder lest ihr da.

Das Bier

Der Spätsommer (ok, das ist schon ein wenig her) ist bekanntlich Zeit der Hopfenernte. Nicht nur in der Hallertau, sondern auch in Bargteheide oder auch Biergteheide wird dann fleißg Hopfen geerntet. Im Garten des Elternhauses von Braumeister Johannes wurde also in der vergangenen Erntezeit bergeweise Hopfen gezupft. Mit dabei der regionale Hansehopfen, der aus alten, wilden Hopfenpflanzen im Hamburger Raum kultiviert wurde. Und in dem Bargteheider Hopfengarten wachsen dann auch noch die Sorten Northern Brewer, Fuggles und Cascade. Diese vier, selbst angebauten und unter der norddeutschen Sonne gereiften Hopfen bilden zu etwa gleichen Teilen die Basis für das Frischhopfen-Bier 2019 von Brauder. Eine durchaus spannende Kombination aus verschiedenen Aroma- und Mehrzweckhopfen. Die Aromahopfen wurden am Ende des Brauvorgang im Whirlpoolverfahren zugegeben und bringen einen ordentlichen Aromaschub in die Flasche. Gebraut wurde auf die andere Seite der Elbe bei Fiete von Wildwuchs.

Und was ist dabei heraus gekommen?

Der Aromaschub macht sich bereits beim Einschenken bemerkbar. Die Tasting-Nase nimmt süßliche und harzig-kräuterige Aromen war. Die andere Erkenntnis beim Einschenken ist, dass es dem Pale Ale quasi an einer Schaumkrone fehlt. Das hat natürlich auch einen Vorteil: die Aromen sind für die Nase gut wahrnehmbar und man muss nicht lange auf das Auflösen der Schaumkrone und auf den ersten Schluck warten. Also los geht’s! Mit dem ersten Schluck setzt sich das beim Einschenken wahrgenommene Aromaset fort. Das Geschmacksprofil von erdigen, harzigen und leicht würzigen und kräuterigen Noten wird von einer weichen Textur und einem gut ausbalancierten Körper mit einer leichten Süße begleitet. Die Hopfenbittere ist hinten raus sehr dezent. Die blumigen und fruchtigen Noten des Cascade-Hopfens treten in den Hintergrund und sind nur schwach wahrnehmbar.

Fazit

Was soll ich sagen: ein sehr leckeres Frischhopfen-Pale Ale! Die Vorfreude auf das nächste Frischhopfen-Bier ist groß. Bargteheide und handwerklich hergestelltes Bier = Brauder. Als Kleinstbrauerei werden keine großen Mengen gebraut. Daher lohnt es sich in jedem Fall bei den regelmäßig stattfindenden Hofverkäufen direkt in Bargteheide vorbeizuschauen, um eines der tollen Biere abgreifen zu können. Termine findet ihr auf der Facebook-Seite von Brauder https://www.facebook.com/brauderbier/ .

Der für den 18.04. geplante Hofverkauf wurde wegen der Corona-Krise prompt umgemodelt in einen Hofverkauf zu Hause. Bis zum 25.04. werden Bestellung entgegengenommen. Ausgeliefert wird dann am 25. und 26.04. im Umkreis von 20km von Bargteheide. Im Angebot wird dann das “Frisch Gezupfte” leider nicht mehr sein. Dafür aber das süffige Stormarner Export.

Die Eckdaten

Bierstil: Pale Ale
Hopfen: Nortern Brewer, Cascade, Fuggles, Hanse Hopfen
Bittereinheiten: k.A.
Alkoholgehalt: 4.9 % Vol.

No. 34: Kupper Weet’n, Südtondern Brauerei – Niebüll

Vor kurzem habe ich Maik und Gerd Neumann von der Südtondern Brauerei in Niebüll besucht. Aus dem Sortiment dieser jungen Brauerei stelle ich euch das “Kupper Weet’n”, ein dunkles Weizen, vor.

Die Brauerei/Der Braumeister

Eigentlich bin ich neulich rein dienstlich in Niebüll gewesen, um mich mit meinem früheren Kollegen Gerd Neumann zu treffen und über ÖPNV-Themen zu sprechen. Als wir diesen Termin im vergangenen Jahr ausgemacht haben, erwähnt er beiläufig, dass er mit seinem Sohn nun auch eine kleine Brauerei betreibt. Hach, endlich mal ÖPNV und Craftbier in einem. Also ging es im Anschluss zu unserem Termin noch zu seinem Sohn in die Brauerei.

Die Südtondern Brauerei ist seit dem Herbst 2018 quasi als gemeinsames Vater-Sohn-Projekt in Niebüll beheimatet. Die Rolle von Vater Gerd ist hauptsächlich der Vertrieb. Sohn Maik, hauptberuflich in der Milchwirtschaft o.ä. tätig, ist für das Brauen zuständig. Nachdem Maik mehrere Jahre lang als klassischer Heimbrauer kleine Mengen gebraut hat, war es im Herbst 2018 so weit: nachdem man im Gewerbegebiet in Niebüll eine geeignete Halle gefunden hat, werden seitdem die Biere der Südtondern Brauerei in größeren Mengen vor Ort in Niebüll gebraut und abgefüllt. Die beiden haben relativ schnell den regionalen Markt erschlossen. Die handgemachten Biere finden sich bereits in den örtlichen Supermärkten und auch in einigen Hotels. Kürzlich wurde die Brauanlage auf eine 1.000 l-Anlage erweitert.

Zu dem Sortiment gehören aktuell folgende Biere:

  • Lüddsche Een – Pilsener
  • Nr. Een – Pale Ale
  • Kiek An – Brown Ale
  • Ebb un Flot – IPA
  • Helle Weet’n – helles Weizen
  • Kupper Weet’n – dunkles Weizen

Sowohl bei Urlaubern als auch bei der einheimischen Bevölkerung kommen diese handgemachten Biere, die allesamt sehr gut trinkbar sind, hervorragend an. Auch wenn diese Biere keine Hopfenbomben oder total freakige NEIPAs sind, gelingt es Maik und Gerd, mit diesen Bieren eine breitere Masse zu erreichen und handwerklich hergestelltes Bier an den Mann zu bringen.

Das Bier – Kupper Weet’n

Ok, ich wiederhole mich vermutlich: Weizen war und ist nicht so mein Bierstil. Dennoch habe ich mir von der Südtondern Brauerei das “Kupper Weet’n”, ein dunkles Weizen, zum Verkosten ausgesucht. Warum das? Das Besondere daran ist das Besondere darin: ein Hauch getorftes und geräuchertes Whiskymalz.

Schon beim Einschenken dieses kupferfarbenen Weizenbieres kommen leicht torfige Whiskyaromen zum Vorschein. Das riecht ganz angenehm nach einem Coktail aus Whisky und Weißbier. Nachdem sich die feinproge und stark ausgeprägte Schaumkrone verflüchtigt hat, wage ich einen ersten Schluck. Ich finde es im Antrunk etwas süßlich, mag an den Karamellmalzen liegen. Dann wird es ein Spur weizentypischer mit so ein wenig Nelkenaromen. Das Finish hat es dann für mich in sich: es wird ganz leicht rauchig und torftig. Dabei ist dieses schlanke Weizen angenehm weich. Was mir an diesem Weizen gefällt: keine Bananenaromen, nur ein wenig Nelke und dafür diese torfige, rauchigen Noten im Abgang. Das hat was.

Das “Kupper Weet’n” ist mal ein Bier, bei dem der Geschmack in erster Linie von den verwendeten Malzen bestimmt wird. Der Hallertauer Hopfen rundet das Bier ab. Was braucht dieses Bier außerdem: eine obergärige Reifung für 3-4 Wochen.

Fazit

Eine gelungene Kombi: Weizenbier mit Whiskymalz.


Die Eckdaten:

Bierstil: Weizen
Hopfen: Hallertau
Malze: Karamellmalz, Whiskymalz
Alkoholgehalt: 5,8 % Vol


Die Höker

Im Raum Kiel gibt es die Biere leider noch nicht. Lars von Brewcomer habe ich zumindest schon mal ein Probierpaket vorbeigebracht. Und im Gutenberg habe ich auch eine Flasche abgeliefert. Also, warten wir mal ab…

No. 32: Hop the barrel, Landgang Brauerei – Hamburg

Kurz vor Weihnachten habe ich Lars von Landgang in seiner Brauerei in Hamburg-Altona einen Besuch abgestattet, um die neuesten Landgang-Kreationen, das “Hybridantrieb” und das “Hop the barrel” kennenzulernen. Das ganze habe ich dann mit einem Bier-Sharing verbunden und hatte Höppners Little Oak” und das “Wave”, ein Wheat Ale, das als Kollab von Czernys Küstenbrauerei und dem Brauklub Kiel entstanden ist, im Gepäck. Dafür gab es für mich eine Flasche je eine Flasche dieser spannenden Biere aus dem Landgang-Braukessel inklusive einer ersten Verkostung vor Ort und Fachsimpelei mit Braumeister Sascha.

Beide Biere haben es in sich. Ich habe mir vor kurzem in Ruhe das “Hop the barrel” zum Verkosten vorgenommen. Über das “Hybridantrieb”, ein Bier-Wein-Hybrid, findet ihr einen Verkostungsbericht bei Mareike Hasenbeck’s Blog “Feiner Hopfen“.

Die Brauerei

Kurz zusammengefasst: Landgang, ehemals Hopper, ist eine Craftbier-Brauerei aus Hamburg-Altona. In Hamburg zählt Landgang hinter Ratsherrn zu einer der, wenn nicht sogar der größten Craftbier-Brauerei. Ein Grund für den Erfolg aus meiner Sicht: das Landgang-Team schafft den Spagat zwischen hochwertigen Bieren, die eine gewisse Masse ansprechen und auch den vermeintlichen Industriebiertrinker nicht verschrecken, und experiementierfreudigen Suden, die den Craftbier-Nerd begeistern. Kurzum: es ist für jeden etwas dabei.

Mehr zu Landgang könnt ihr in meinem Verkostungsbericht No. 28 von dem Pale Ale “Hopfnung” aus dem vergangenen Oktober lesen.

Das Bier

Es steht die Flasche 1626 des “Hop the barrel” auf dem Tisch. Es ist ein Barley Wine, gelagert in Bulleit Bourbon Fässern. Was verbirgt sich noch gleich hinter dem Bierstil Barley Wine? Biersommelier und Bierbrauer Oliver Wesseloh von Kehrwieder bezeichnet Barley Wine in seinem Buch “Bier leben” als Back-Up-Lösung für Wein in dem weinarmen England des 19. Jahrhunderts. Sehr treffend wie ich finde. Was hat man gemacht? Man hat ein äußerst komplexes Bier gebraut, das ein Stück weit Funktionen eines Weines erfüllen kann. Es ist ein obergäriges Bier mit viel Aroma von Dörrobst und süßen Früchten, hohem Alkoholhehalt und wenig Kohlensäure.

Zur Einstimmung lohnt ein Blick auf die Flasche:

“In der Tiefe der Bourbonfässer schlummern die Aromen und Geschichten der vergangenen Jahre. Wir haben sie in dieser Flasche eingefangen. Für die Momente, in denen man nichts mehr sagen muss, in denen Schweigen zur Anerkennung wird. Das magische Theater – nur für Verrückte! Silencio.”
Rockt zu Cigarren und einem guten Buch
Trinktemperatur 12-14 °C, Nur im Glas
Unfiltriert, nicht pasteurisiert, fassgereift


Ich bin bereit für diese Geschichte. Zwar ohne Cigarre und Buch, dafür habe ich den Kaminofen eingeheizt und das Album “Blues” von Jimi Hendrix aufgelegt.

Ich halte mich an die Empfehlung zur Trinktemperatur. Direkt aus dem Bierregal im Keller kommt das “Hop the barrel” in das Verkostungsglas. Feiner Anblick: ein dunkles, rötlich braunes Bier mit einer wie für einen Barley Wine typisch überschaubaren hellbraunen Schaumkrone, die von kurzer Dauer ist. Sofort kommt der Geruch von Bourbon-Whsikey zur Geltung. Da hat die Lagerung und Reifung in Bourbonfässern schon mal ganze Arbeit geleistet. Diese Geschmacksnoten setzen sich beim ersten Schluck dieses samt-weichen Gebräus fort. Hinzu kommen süßliche Aromen von Trockenfrüchte, Dörrobst und ein wenig Vanille.Im Abgang kommen zu den süßlichen Noten leicht rauchige Whiskeyspuren bei einer dezenten Hopfenbittere dazu. Wenn ich mich recht an das Gespräch mit Braumeister Sascha erinnere, wurden für dieses Barley Wine drei Hopfensorten verwendet. Einer davon ist der Amarillo-Hopfen. Dieser passt mit seinen Aroma-Eigenschaften gut zu einem Barley Wine.

Fazit

Sehr schöne Gesichte, dieser Barley Wine. Biertrinker, die gerne mal einen Whiskey und einen guten Rotwein trinken, sollten sich mal an dieses komplexe Craftbier wagen. Es hat das gewisse Etwas!

Die Höker

Das “hop the barrel” gibt es direkt bei der Landgang Brauerei in Hamburg, Beerenweg 12. Und mit Sicherheit auch im gut sortierten Craftbier-Einzelhandel.

No. 31: Mexican Standoff Stout, Freigeist / Emma / Braukollektiv – Freiburg

In der Vorweihnachts- und der Weihnachtszeit füllen sich die Bierregale mit sogenannten Weihnachtsbieren. Ich habe mit dem Mexican Standoff Stout, das als Kollaborationsbräu der drei Brauereien Freigast, Emma und Braukolletiv aus Freiburg entstanden ist, mein diesjähriges Weihnachtsbier gefunden.

Die Braumeister

Für dieses Milk-Stout haben sich folgende Kreativbier-Brauer zusammengetan.

Freigeist Bierkultur, Köln

Hinter Freigeist Bierkultur steckt der Kölsche Jung Sebastian Sauer. Nach einer Bierentdeckungsreise in das Nahe Belgien war es um ihn geschehen. Eigenes Brauen sollte seine Passion werden.

Emma – Biere ohne Bart, Freiburg

Emma steht für ausgezeichnete Biere aus Freiburg. Habe bereits das Zapotopaz verkostet und in meinen Tastings Biere von Emma präsentiert. Dort findet ihr mehr über Emma.

Braukollektiv, Freiburg

Freiburg ist für mich ein Craftbier-Hotspot in Deutschland. Das liegt nicht zu guter letzt an den Kreationen vom Braukollektiv wie etwa dem Brown Ale Horst. Mehr über das Braukollektiv lest ihr dort.

Das Bier

Bei dem Mexican Standoff handelt es sich um ein Milk-Stout mit einem Alkoholgehalt von 6,0 Vol. %. Eingebraut mit Haferflocken. Dazu etwas Lactose, Rauchmalz und als Besonderheit wurde das Gebräu mit Tonka-Bohnen und Zimtstangen vergoren. Auch Lillebräu aus Kiel hat bereits einmal ein Stout mit Tonka-Bohnen gebraut (siehe hier).

Dieses Stout wartet mit einer hellbraunen, leicht cremigen Schaumkrone auf. Der Schaum verflüchtigt sich nicht sehr schnell, bleibt gut am Inneren des Glases haften und gibt es nach einer Weile einige Aromen für die Nase frei. Diese sind etwas rauchig und vanillig.

Das leicht Rauchige kommt dann beim ersten Schluck wieder durch. Dabei fällt auf, dass das Stout unerwartet schlank ist. Es folgen Spuren von Kakao und ein wenig Zartbitterschokolade. Vanille ist nur ganz schwach zu schmecken. Die war beim Geruch intensiver. Im Abgang wird es würziger und zimtig. Im Gaumen ist es recht trocken.

Fazit

Die Experimentierfreudigkeit dieser drei Brauer und Brauerinnen hat sich gelohnt. Es ist ein durchaus spannendes Stout mit rauchigen und würzigen Noten herausgekommen. Das passt gut in die Winterzeit.

Mein Rückblick auf das Tasting No. 13 – Experten-Tasting

Mein 13. Craftbier-Tasting war ein besonderes Tasting: besondere Biere aus unterschiedlichen Ländern mit dem Schwerpunkt USA und fachliche Expertise von BREWCOMER mit am Verkostungstisch.

Die Höhen und Höhen dieser Verkostung stelle ich hier kurz vor:

1. Redbud Berliner Weiße; Independence Brewing Company – Austin/Texas, USA

Ich habe das Tasting mit dieser texanisches Interpretation einer Berliner Weiße begonnen. Ein leichter und säuerlicher Einstieg.

IBU: 20; 4,5 Vol.
Tasting-Bewertung: 3,625 von 5,0 Punkten.

2. Bridgman Camper, Lichtenhainer; Brekeriet Beer AB – Landskrona, Schweden

Es ging mit einem weiteren Sauerbier weiter. Von der südschwedischen Brauerei Brekeriet ein Lichtenhainer. Lichtenhainer ist als alter, regional verbreiteter Bierstil aus Deutschland. Die Jungs von Brekeriet aus Schweden haben sich auf das Brauen von Sauerbieren spezialisiert. Das Bridgman Camper besticht durch sein Zusammenspiel von Säure und rauchigen Noten. Wir waren uns einig, dass man dieses Lichtenhainer auch Ideal als Aperitif reichen kann.

IBU: NN; 4,4 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,6875 von 5,0 Punkten.

3. HefeWeizen, Weizen; Live Oak Brewing – Austin/Texas, USA

Ein solides Hefeweizen der Live Oak Brewing Company aus Texas mit Aromen von Banane und Nelken. Diese Brauerei stellt seit 1997 Biere her und hat sich auf europäische Bierstile fokussiert.

IBU: 12; 5,2 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,375 von 5,0 Punkten

4. Yakima Pilsner, Pils; Vocation Brewery – Hebden Bridge, England

Schon beim Öffnen der Dose kommen fruchtige Hopfenaromen durch. Im Ergebnis ein äußerst hopfenbetontes, fruchtiges Pils. Sehr samtig und smoothig. Nicht vergleichbar mit einem herben, norddeutschen Pils. Für mich die Überraschung des Abends.

IBU: NN; 5,5 Vol. %
Tasting-Bewertung: 4,0 von 5,0 Punkten

5. Hoppy Blonde, Blonde Ale; Austmann – Trondheim, Norwegen

Von den Pionieren des norwegischen Craftbieres, der Austmann Brauerei aus Trondheim, stammt dieses Blonde Ale. Ein leichtes Ale, das fruchtige Zitrus- und Orangennoten mit einer feinen Süße und geringer Bittere verbindet. 

IBU: 29; 4,5 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,5625 von 5,0 Punkten

6. Conditions, New England Pale Ale; Arrow Lodge Brewing – Covina/California, USA

Ein New England Pale als Kollab der Arrow Lodge Brewing mit Los Angeles Ale Works war als nächstes an der Reihe. Zunächst haben uns der Hinweis “with Bird Pick Pineapple Dreams tea” etwas verwirrt. Dieses einzigartige, hazy Pale Ale hat also irgendeinen Tee-Zusatz. Geschmacklich führt es zu einem intensiven Fruchtcoktail der schwer zu fassen war. Also irgendwie Multivitaminsaft. Bonuspunkte gibt es für die Gestaltung des Etiketts der Dose.

IBU: NN; 5,8 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,8125 von 5,0 Punkten

7. Juicy IPA, Session IPA; Klokk & Co. – Oslo, Norwegen

Der zweite norwegische Vertreter an diesem Abend stammt von der Klokk & Co. Brauerei aus Oslo. Im nachhinnein hätte dieses Session IPA besser vor das New England Pale Ale gepasst. Denn es ist mit seinen 25 IBU und 4,5 Vol. % deutlich leichter und geschmacklich weniger intensiv. Juicy ja, aber sehr zurückhaltend und hinten raus etwas dünn.

IBU: 25; 4,5 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,375 von 5,0 Punkten

8. Northern Trails No. 2, New England IPA; Mikkeller – Kopenhagen, Dänemark

Exklusiv für die SAS ist dieses hazy IPA mit den Hopfen Mosaic, Nelson Sauvin, Simcoe und Citra eingebraut. Es dominiert hier der Nelson Sauvin-Hopfen, der dem IPA Noten von Weintrauben verleiht. 

IBU: NN; 6,6 Vol. %
Tasting-Bewertung: 4,125 von 5,0 Punkten

9. BGB IPA, IPA; Big Grove Brewery – Iowa City/Iowa, USA

Auf ein NEIPA folgt natürlich ein Vertreter des Westcoast IPAs. Entschieden habe ich mich für das Big Grove Brewery IPA aus Iowa. Dieses IPA ist von der Klasse her dem Mikkeller NEIPA völlig ebenbürtig. Eingebraut ist dieses IPA mit den Hopfen Chinook und Simcoe. Die typische trockene Bittere ist nicht zu üppig und rundet den fruchtigen Part der an Grapefruit und Melone erinnert gut ab. 

IBU: NN; 7,0 Vol. %
Tasting-Bewertung: 4,125 von 5,0 Punkten 

10. La Maure Süre, Triple; La Maure – Bormes-les-Mimosas, Frankreich

Im vergangenen Sommerurlaub an der Côte d’Azur in Frankreich bin ich in einer kleinen Weinhandlung auf dieses Triple gestoßen. Die kleine Brauerei aus einem kleinen Örtchen in Südfrankreich zwischen Toulon und St. Tropez produziert seit Sommer 2017 Craft-Bier. Diese südfranzösische Version eines belgischen Triple hat alles was ein gutes Triple braucht: ein angenehme, malzige, leicht karamellige Süße, die den Alkoholgehalt von immerhin 8,0 Vol. % gut überspielen.

IBU: NN; 8,0 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,875 von 5,0 Punkten

11. Sweet Baby Jesus, Porter; DuClaw Brewing Company – Baltimore, USA

Ein Chocolat Peanut Butter Porter aus den USA gekauft in einem gut sortierten Bierladen in Straßburg. Es riecht und schmeckt recht intensiv nach Erdnussbutter. Das liegt nicht an der Hopfenzugabe sondern ein Geschmackaszusätzen. Kann man mögen, muss man aber nicht. Geschmacklich interessant, mir aber zu künstlich.

IBU: 33; 6,2 Vol. %
Tasting-Bewertung: 2,9375 von 5,0 Punkten

12. Siidisuka, Imperial Milk Stout; Purtse Pruulikoda – Purtse, Estland

Ein estnisches Imperial Milk Stout in einer optisch bemerkenswerten Flasche. Das ist das Siidisuka der kleinen Purtse Brauerei. Für die Flasche und das Design des Etiketts haben wir einen extra Punkt vergeben. Das Stout selber ist für ein Imperial Stout mit 6,3 Vol. % noch recht leichtgängig. Ein angenehm weiches Stout mit feinen Schokoaromen.

IBU: 27; 6,3 Vol. %
Tasting-Bewertung: 3,5625 von 5,0 Punkten

13. Mocha Machine, Imperial Porter; Beachwood Brewing – Long Beach/California, USA

Den Abschluss dieses Tasting macht ein Imeprial Porter der Beachwood Brewing Company. Die sehr gute Bewertung von 4,18 Punkten bei untappd haben mich neugierig gemacht. Um es vorwegzunehmen: ich habe selten ein so gutes Porter oder Stout getrunken. Und meinen Gästen ging es ebenso. Wer hier ein Porter erwartet, das nach kaltem Kaffee mit Alkohol schmeckt, sieht sich getäuscht. Dieses Porter überzeugt durch seine smoothige Textur und nicht zu aufdringliche Kaffee-Noten.
Der Tasting-Sieger am heutigen Abend!

IBU: 46; 9,2 Vol. %
Tasting-Bewertung: 4,375 von 5,0 Punkten

No. 30: Lille Stout, Lillebräu – Kiel

Max und Flo von Lillebräu bereiten sich die Tage gerade intensiv auf die Eröffnung der eigenen Brauerei in Kiel vor. Nebenbei wird in der neuen Brauanlage aber schon fleißig gebraut und an neuen Bieren gearbeitet. Ganz frisch abgefüllt und heute bei mir im Lille-Verkostungsglas das Lille Stout.

Die Brauerei / Die Braumeister

Ich fasse mich hier etwas kürzer als gewohnt. Über Lillebräu habe ich hier schon häufiger geschrieben (Honk a tonk, Genussschein). Seit meinem letzten Beitrag ist aber einiges passiert bei Lille. Im Gewerbegebiet Alte Weide in Kiel wurde in den letzten Monaten die eigene Brauerei errichtet. Aber nicht nur eine Brauerei sondern eine Brauerei mit einem offenen Schankraum dazu. Die Idee dahinter: ein leckeres Lille trinken und dabei gefühlt mitten in der Brauerei sitzen, um Eindrücke von dem Brauen zu bekommen. Und das Lille-Team hat mit Daniel Elich einen Barchef (war vorher beim Alten Mädchen in Hamburg) und mit Broder einen Braumeister als Verstärkung bekommen.

Die offizielle Eröffnung steht kurz bevor. Um sich für die Eröffnung warm zu laufen gibt es seit Mitte September freitags und samstags ein pre-opening (Lille’s sanfter Freitag und Lille’s Fflotter Samstag). Dann laufen unterschiedliche Biere von Lille und anderen Brauereien aus den insgesamt 12 Zapfhähnen (ok, aus 2 Hähnen läuft Wasser). Währenddessen finden noch kleinere, bauliche Restarbeiten statt, und es wird fleißig an neuen Bieren gearbeitet, die das bestehende Lille-Sortiment von Pils, Lager und Pale Ale erweitern. In Planung sind ein Weizen, ein Helles und ein Stout. Von dem Hellen und dem Stout wurden mittlerweile erste Fässer und Flaschen abgefüllt, um den Weg in die Kieler Kehlen zu finden.

Das Bier – Lille Stout

Ich habe neulich bei einem Besuch der Warmlauf-Veranstaltung “flotter Samstag” bereits das Stout probiert und daraufhin gleich eine Flasche mitgenommen, um es zu verkosten. Die Abfüllung dieses (vermutlich ersten) Sudes war noch so frisch, das der Flasche noch das Etikett fehlt. So habe ich mich noch mal auf den Weg gemacht, um im gut sortierten Craftbier-Handel in Kiel eine etikettierte Flasche des Lille Stout zu erwerben.

Nun also ein Kieler Stout. Bei einem Stout denke ich zunächst ersteinmal an ein Guiness. Ein tiefschwarzes Bier mit einer cremigen Schaumkrone, dass einen kräftigen Körper hat, so dass nach einem großen Glas ein leichtes Völlegefühl einsetzt. Um es vorweg zu nehmen. Dieses Stout ist anders. Die Schaumkrone verflüchtigt sich schon kurz nach dem einschenken. Im Glas dann ein Bier, das von der Farbe her an eine 75%ige Zartbitterschoikolade in flüssig erinnert. Die Zartbitterschokolade findet sich dann auch beim Geruch wieder. Wer dann aber ein volles, kräftiges Stout erwartet, wird feststellen, dass dieses Stout norddeutsch schlank daher kommt und mit einer ordentlichen Portion Röst- und Kakaoaromen aufwartet. Der Geschmack von Zartbitterschokolade kommt gut zur Geltung. Die kakaolastigen Bitternoten überwiegen gegenüber der malzigen Süße. Das Stout ist daher nicht zu süß. Das gefällt mir ganz gut. Im Abgang schmecke ich feine würzige und zimtige Noten.

Fazit

Lange musste man auf eine weitere Kreation von Lille warten. Es hat sich gelohnt. Mit diesem Stout zeigen die Jungs von Lille, dass Sie für unterschiedliche Bierstile eine eigene Kieler Interpretation finden, die dabei nicht zu abgedreht ist und daher auch für Biertrinker abseits von Craftbeer-Nerds bestens geeignet ist.


Die Eckdaten:

Bierstil: Stout
Hopfen: East Kent Goldings
Bittereinheiten: k.A.
Alkoholgehalt: 6,1 % Vol


Die Höker:

Das Lille Stout gibt es in limitierter Auflage aktuell bei Brewcomer in Kiel und frisch vom Fass bei Lille’s sanftem Freitag und flotten Samstag direkt in der Brauerei im Eichkamp 9c in Kiel. Dort dann natürlich auch zum Mitnehmen in Flaschen.

 

No. 28: Hopfnung, Landgang Brauerei – Hamburg

Es ist mal wieder an der Zeit, ein Bier aus der Biermetropole Hamburg zu verkosten. Heute im Verkostungsglas ein Pale Ale der Landgang Brauerei. Ich habe neulich auf einer Veranstaltung Lars Grosskurth, Gründer und einer der Köpfe von Landgang, kennengelernt. Wir haben dabei einige Flaschen Craftbier ausgetauscht. Er hat mir dabei das “Hopfnung” sehr ans Herz gelegt. Wollen wir also mal sehen, wie es sich so macht.

Die Brauerei

Mitten in Altona ist sie beheimatet, die Landgang Brauerei (ehemals Hopper). Und das mit einer eigenen, kleinen Brauerei. Eine Brauerei ohne Brewpub bzw. angeschlossener Bar macht wenig Sinn. Also gibt es in einem Schiffscontainer eine kleine Bar dazu. Im Angebot: 10 Craftbiere am Hahn, weitere aus der Flasche und den leckeren Landgang Hotdog.

Wer in den Getränkeregalen von Supermärkten auf Craftbier achtet, wird schnell feststellen, dass Biere von Landgang mittlerweile recht häufig zu finden sind. Unter den Craftbier-Brauereien gehört Landgang in Hamburg bzw. Norddeutschland zu den Großen. Auch wenn man mittlerweile größere Mengen braut, geht die Kreativität und das Kreieren neuer Sude nicht verloren. So finden sich im Sortiment neben ganzjährigen “Klassikern” wie etwa dem Pils oder einem IPA auch immer saisonale Biere und ausgefallene Bierstile wie etwa “Tutti Frutti”, ein frisches Sauerbier. Das “Helle Aufregung“, ein tschechisch inspiriertes Lager, hatte ich mal bei einem Tasting vorgestellt. Es ist ein ideales Bier für Craftbier-Einsteiger.

Das Bier

Das “Hopfnung” ist ein Pale Ale, genau genommen ein American Pale Ale. Was ist das Besondere an einem American Pale Ale? Ein American Pale Ale ist in gewisser Weise die Interpretation amerikanischer Brauer eines englischen Pale Ale. Verwendet werden amerikanische Aromahopfen. Das American Pale Ale ist im Vergleich zu dem klassischen, englischen Pale Ale hopfenaromatischer. Ein Klassiker und typischer Vertreter unter den American Pale Ales ist das Pale Ale von Sierra Nevada.

Wodurch zeichnet sich das American Pale Ale von der Landgang Brauerei aus? Der Teaser auf der Internetseite liest sich wie folgt:

“Hopfnung ist ein kompromissloses American Pale Ale. Es richtet sich an Liebhaber hopfenhaltiger Biere. Der Malzkörper ist schlank gehalten, so dass die Hopfennoten klar im Geschmack und Geruch dominieren. Ein Bier das frisch abgefüllt am Besten schmeckt. Daher hat es nur ein begrenztes Haltbarkeitsdatum.”

Leider sind bei der Beschreibung auf der Internetseite die verwendeten Hopfen nicht angegeben. Braumeister Sascha hat mir dieses Geheimnis gelüftet: Der diesjährige Sud wurde mit den Hopfensorten Citra, Ekuanot, Palisade und Willamette gebraut. Im Bier also vier amerikanische Aromahopfen, die dem Pale Ale unterschiedliche Aromen von Zitrusfrüchten und tropischen Früchten aber auch Beerenflavour und kräuterige Noten verleihen.

Ich bin gespannt, was ich da nun so rausschmecke. Das goldgelbe und leicht trüber Bier mit seiner hellen, beständigen Schaumkrone macht im Glas schon mal eine richtig gute Figur. Sobald sich der Schaum etwas verflüchtigt, nehme ich mal eine Prise Geruch auf. Tja, vom Geruch her würde ich sagen etwas Mango.

Kommt dann beim ersten Schluck ein Cocktail tropischer Früchte? Im Antrunk geben zunächst zitrusfruchtige und kräuterige Noten den Ton an, wenn auch nicht zu sehr dominant. Im Übergang umspült dann der weiche Körper die Zunge und den Gaumen. Da sind in jedem Falle eine Menge süßliche und fruchtige Noten enthalten. Welche genau, ist echt schwierig herauszuschmecken. Dieses Geschmacksprofil ist fast zu schade zum herunterschlucken, wäre da nicht noch der nächste Schluck… Die Bittere kommt dann im Abgang durch: eine angenehme Bittere, die recht lange anhält aber nicht zu trocken ist.

Fazit

Das “Hopfnung” ist eine äußerst gelungene Interpretation eines American Pale Ale. Die Hopfenaromen und die Bitternoten sind gut ausbalanciert. Wem ein IPA too much ist, findet mit diesem hopfenaromatischen Pale Ale eine sehr gute Alternative.


Die Eckdaten:

Bierstil: American Pale Ale
Hopfen: Citra, Ekuanot, Palisade und Willamette
Bittereinheiten: 45 IBU
Alkoholgehalt: 6,2 % Vol

Neues von Czernys: das Ariana Sommer Pale Ale und ein Ausschank am Strand

Czernys Ausschank

Der Falckensteiner Strand ist um eine gastronomische Attraktion reicher: direkt neben der Deichperle gibt es nun einen kleinen, aber feinen Ausschankraum der Czernys Küstenbrauerei. Geöffnet hat der Ausschank am Wochenende. Jan und Jasmin bieten dann unweit ihrer Brauerei in der Festung Friedrichsort eine Auswahl ihrer Biere frisch vom Fass an. Das kann sich sehen lassen! Zum Eröffnungsabend des neuen Ausschanks habe ich dort vorbeigeschaut. Czernys und die Deichperle scheinen sich prima zu ergänzen. Die Deichperle sorgen für strandtypisches Essen wie Burger und Pommes und nebenan gibt es dann nun mal endlich richtig gutes Bier am Strand.

Das Ariana Sommer Pale Ale

Und von diesen Vier richtig guten Bieren, die es an dem Abend frisch vom Fass gab, habe ich mich – passend zum Wetter – für das Ariana Sommer Pale Ale entschieden. Dieses leicht trübe, goldgelbe Pale Ale mit der Förde im Hintergrund ist schon eine Augenweide. Jan hat dieses Pale Ale mit dem Ariana-Hopfen gebraut, also ein single-hopped Pale Ale. Der Geruch ist wenig intensiv. Es riecht etwas harzig und nach Getreide. Der erstes Schluck dieses leichten und schlanken Ales beginnt dann auch mit diesen dezenten harzigen und floralen Noten. Beim zweiten Schluck wird es fruchtiger. Der Ariana-Hopfen mit seinen unterschiedlichen fruchtigen Noten kommt dann zur Geltung und entfaltet sich im Abgang. Er verleiht dem Ale dabei aber sehr feine, fruchtige Aromen und trägt nicht zu dick auf. Insgesamt ein leichtes und erfrischendes Ale, dass geringe Bitternoten aufweist. Mit seinem Alkoholgehalt von 4,0 Vol. % passt es perfekt zu einem Strandtag. Als Experimental Sud No. 24 gibt es das Summer Ale auch in der Bügelflasche im örtlichen Fachhandel, u.a. bei Brewcomer.