No. 44: Helles But Not Helles, The Baltic Brewery – Flensburg

Baltic Brewery und Baltic Sea Circle

Es muss irgendwann Anfang 2019 gewesen sein, als ich das erste Mal ein Bier der Baltic Brewery in der Hand hatte. Es war das “Chameleon”, ein tolles IPA und das erste Bier, das die beiden Brauer Paul Alford und Martin Molzen auf den schleswig-holsteinischen Markt gebracht haben. Verkostet hatte ich es seinerzeit auch. Mehr dazu gibt es hier. Als ich dann kurze Zeit später auf der Suche nach Sponsoren, Unterstützern und Craftbeer-Partner für meine Teilnahme am Baltic Sea Circle 2019 gewesen bin und die beiden angesprochen habe, kam prompt die Zusage. Kurze Zeit später haben wir uns auf den Kieler Craftbeer Days kennengelernt und ich habe zwei Kartons craftbeerige Unterstützung in Empfang genommen. Im Gegenzug gab es für die Baltic Brewery eine präsente Beklebung auf unserem Rallye-Volvo – in bester Gesellschaft mit der Landgang-Brauerei, Höppners und der Südtondern Brauerei – und eine Flasche Voyage, auf der ich die täglichen Reiseziele verewigt habe. Baltic Brewery und Baltic Sea Circle – passt auch irgendwie.

Die Brauerei/Die Brauer – dem Massenbiermarkt trotzen

Mittlerweile ist die Baltic Brewery aus dem norddeutschen Craftbeer-Markt nicht mehr wegzudenken und begeistert mit ihren erstklassigen Ales, dem weiterentwickelten IPA “Chameleon” und dem “Voyage”, für mich eines der besten Pale Ales, welches ich bislang getrunken habe. Während andere Brauer ihr Sortiment ständig um weitere Kreationen erweitern, ist die Palette bei der Baltic Brewery übersichtlich geblieben. Im Januar 2022 setzten Paul und Martin mit dem Release des Double IPAs “Hells Canyon” eine weitere Duftmarke für Fans stark gehopfter Ales. Mit dem “Maiden”, ein Helles, wurde das ein weniger hopfenbetontes Bier in die Palette aufgenommen.

Paul und Martin haben in Sörup, ein kleiner Ort zwischen Kiel und Flensburg angefangen. Als klassische Gypsy-Brewer haben sie mit der Wittorfer Brauerei und der Südtondern Brauerei Partner gefunden, um größere Mengen zu brauen. In der Zwischenzeit ging es weiter nach Flensburg. Man darf gespannt sein, wie es mit diesen beiden Bier-Enthusiasten, die sich selber so beschreiben, weitergeht:

“Zwei Norddeutsche Kerle, teilweise mit sehr britischem Akzent, trotzen dem Massenbiermarkt. Voller Enthusiasmus brauen sie mit handwerklichem Geschick und viel Leidenschaft liebevoll feinste Biere. Cheers!”

www.balticbrewery.com

Und dann stolpere ich kürzlich beim Stadtbummel in Flensburg über den frisch abgefüllten Oktober-Release der Baltic Brewery mit dem verwirrenden Namen “Helles But Not Helles”.

Das Bier – Helles But Not Helles

Ich gebe zu, der Name des Biere hat meine Neugierde geweckt. Und ich merke an, dass der Bierstil “Helles” nicht gerade zu meinen Favorites gehört. Mir fehlt häufig die geschmackliche Bandbreite durch die Intensität der Hopfenzugabe. Dennoch versuche ich mich erstmals mit der Verkostung und Beschreibung eines Hellen. Wollen wir mal sehen, ob der Name des Bieres hält, was er verspricht und ob es mir gelingt, die feinen Nuancen herauszuschmecken. Eingebraut wurde das Helle mit dem tschechischen Kazbek-Hopfen sowie dem fruchtigen Callista.

Es ist angerichtet. Die Betrachtung des Gebräus im Glas bringt keine Überraschungen mit sich: ein goldgelber Farbton, leichte Trübung und eine fluffige, weiße Schaumkrone. Was ich beim Einschenken und Schwenken im Glas rieche, würde ich als erdig, würzig und grasig bezeichnen.

Beim ersten Schluck komme ich mit einem berühmten Spruch von Dittsche um die Ecke: “das perlt”. Ja, es perlt ordentlich – erfrischend spritzig. Dieser Eindruck ist im Antrunk sehr dominant. Weiter geht es mit etwas Verweilen am Gaumen. Was ändert sich? Es wird weicher, etwas Süße und getreidige Noten. Im Abgang kommen nach einer Weile ganz leichte Noten von Grapefruit und Zitrusfrüchten durch. Alles sehr dezent, aber in der Wirkung verleiht es diesem Hellen einen spürbar erfrischenden Charakter.

Fazit

Ich habe parallel kein ein anderes, “normales” Helles verkostet. Der direkte Vergleich fällt daher schwer. Für mich bleibt das “Helles But Not Helles” ein Helles mit Charakter und einer frischen Note – halt norddeutsch.

Die Eckdaten

Bierstil: Helles
Hopfen: Callista, Kazbek
Bittereinheiten: k.A.
Alkoholgehalt: 5,4 % Vol.

No. 30: Lille Stout, Lillebräu – Kiel

Max und Flo von Lillebräu bereiten sich die Tage gerade intensiv auf die Eröffnung der eigenen Brauerei in Kiel vor. Nebenbei wird in der neuen Brauanlage aber schon fleißig gebraut und an neuen Bieren gearbeitet. Ganz frisch abgefüllt und heute bei mir im Lille-Verkostungsglas das Lille Stout.

Die Brauerei / Die Braumeister

Ich fasse mich hier etwas kürzer als gewohnt. Über Lillebräu habe ich hier schon häufiger geschrieben (Honk a tonk, Genussschein). Seit meinem letzten Beitrag ist aber einiges passiert bei Lille. Im Gewerbegebiet Alte Weide in Kiel wurde in den letzten Monaten die eigene Brauerei errichtet. Aber nicht nur eine Brauerei sondern eine Brauerei mit einem offenen Schankraum dazu. Die Idee dahinter: ein leckeres Lille trinken und dabei gefühlt mitten in der Brauerei sitzen, um Eindrücke von dem Brauen zu bekommen. Und das Lille-Team hat mit Daniel Elich einen Barchef (war vorher beim Alten Mädchen in Hamburg) und mit Broder einen Braumeister als Verstärkung bekommen.

Die offizielle Eröffnung steht kurz bevor. Um sich für die Eröffnung warm zu laufen gibt es seit Mitte September freitags und samstags ein pre-opening (Lille’s sanfter Freitag und Lille’s Fflotter Samstag). Dann laufen unterschiedliche Biere von Lille und anderen Brauereien aus den insgesamt 12 Zapfhähnen (ok, aus 2 Hähnen läuft Wasser). Währenddessen finden noch kleinere, bauliche Restarbeiten statt, und es wird fleißig an neuen Bieren gearbeitet, die das bestehende Lille-Sortiment von Pils, Lager und Pale Ale erweitern. In Planung sind ein Weizen, ein Helles und ein Stout. Von dem Hellen und dem Stout wurden mittlerweile erste Fässer und Flaschen abgefüllt, um den Weg in die Kieler Kehlen zu finden.

Das Bier – Lille Stout

Ich habe neulich bei einem Besuch der Warmlauf-Veranstaltung “flotter Samstag” bereits das Stout probiert und daraufhin gleich eine Flasche mitgenommen, um es zu verkosten. Die Abfüllung dieses (vermutlich ersten) Sudes war noch so frisch, das der Flasche noch das Etikett fehlt. So habe ich mich noch mal auf den Weg gemacht, um im gut sortierten Craftbier-Handel in Kiel eine etikettierte Flasche des Lille Stout zu erwerben.

Nun also ein Kieler Stout. Bei einem Stout denke ich zunächst ersteinmal an ein Guiness. Ein tiefschwarzes Bier mit einer cremigen Schaumkrone, dass einen kräftigen Körper hat, so dass nach einem großen Glas ein leichtes Völlegefühl einsetzt. Um es vorweg zu nehmen. Dieses Stout ist anders. Die Schaumkrone verflüchtigt sich schon kurz nach dem einschenken. Im Glas dann ein Bier, das von der Farbe her an eine 75%ige Zartbitterschoikolade in flüssig erinnert. Die Zartbitterschokolade findet sich dann auch beim Geruch wieder. Wer dann aber ein volles, kräftiges Stout erwartet, wird feststellen, dass dieses Stout norddeutsch schlank daher kommt und mit einer ordentlichen Portion Röst- und Kakaoaromen aufwartet. Der Geschmack von Zartbitterschokolade kommt gut zur Geltung. Die kakaolastigen Bitternoten überwiegen gegenüber der malzigen Süße. Das Stout ist daher nicht zu süß. Das gefällt mir ganz gut. Im Abgang schmecke ich feine würzige und zimtige Noten.

Fazit

Lange musste man auf eine weitere Kreation von Lille warten. Es hat sich gelohnt. Mit diesem Stout zeigen die Jungs von Lille, dass Sie für unterschiedliche Bierstile eine eigene Kieler Interpretation finden, die dabei nicht zu abgedreht ist und daher auch für Biertrinker abseits von Craftbeer-Nerds bestens geeignet ist.


Die Eckdaten:

Bierstil: Stout
Hopfen: East Kent Goldings
Bittereinheiten: k.A.
Alkoholgehalt: 6,1 % Vol


Die Höker:

Das Lille Stout gibt es in limitierter Auflage aktuell bei Brewcomer in Kiel und frisch vom Fass bei Lille’s sanftem Freitag und flotten Samstag direkt in der Brauerei im Eichkamp 9c in Kiel. Dort dann natürlich auch zum Mitnehmen in Flaschen.

 

Die Kieler Craft Bier Days 2018: meine Highlights

Die Kieler Craft Bier Days 2018 haben am 27. und 28. April in der Halle 400 stattgefunden. Nach 2017 habe ich diese Veranstaltung zum zweiten Mal mit einem guten Kumpel besucht. Und was nehme ich mit: eine Vielzahl spannender Brauereien, die Erkenntnis, dass eine gute Vorbereitung Sinn macht, um mit der tollen Auswahl an Bieren klar zu kommen. Dazu gab es den einen oder anderen netten Plausch. In diesem Jahr hatte ich leider nur ein kurzes Zeitfenster von 2,5 Stunden. Hier ein kurzer Überblick mit meinen Highlights:

1. Czernys Küstenbrauerei, Kiel – Brown Ale

Meine Kieler Craft Bier Days 2018 beginnen mit einem der beiden Lokalmatadore: der Czernys Küstenbrauerei. An dem Stand von Jan und Jasmin – strategisch günstig kurz hinter dem Eingang gelegen – gibt es für mich ein Brown Ale. Czernys Brown Ale No. 2. Ein leichtes Ale mit dezent röstigen Malznoten. Ich gebe zu, dass ein Brown Ale nicht so unbedingt passend für den Start einer Verkostungsserie ist. Mit diesem leichten Brown Ale mit einem Alkoholgehalt von 4,0 Vol. % ließ es sich dennoch ganz gut angehen.

2. Lillebräu, Kiel – Hibiscus Saison

Die Jungs von Lillebräu haben überrascht und ihr Standardsortiment für die KCBD extra um ein Hibiuscus Saison vom Fass ergänzt. Dieses kräftige Saison wurde auf Hibiscusblüten gelagert. Der Effekt: ein rosa bis rötliche Farbnuancen und im Geschmack dezente Hibiscusnoten. Sehr lecker!

3. Stonewood,Chemnitz – Wilder Hopfen

Die nächste Trinkpause gönnten wir uns in der 1. Etage beim Stand der Stonewood Braumanufaktur aus Chemnitz. Der Braumeister Michael Friedrich hatte unter anderem das Lager “Wilder Hopfen” im Ausschank. Das sollte es sein. Ein trockenes, hopfenbetontes Lager für das neben den beiden Hopfensorten Saazer und Ariana auch ein wilder Hopfen verwendet wurde. Erdige und harzige Aromen kommen gut zum Vorschein. Das war sehr gelungen. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, haben die Jungs vom Brewcomer dem Braumeister Michael Friedrich am Ende der Craft Beer Days die restlichen Flaschen abgenommen. Mit etwas Glück gibt es also noch einige Restbestände in dem Kieler Craft Beer Laden.

4. Höppners, Postfeld – Mango Milkshake IPA

Fest eingeplant und angekündigt war der Besuch bei Nickels Höppner, einem meinem Lieblingsbrauer, um mir von seinen neuesten Kreationen, dem “Mango Milkshake IPA” und der Gose “Cherry Gose Beet!” eine Flasche zum Verkosten mitzunehmen. Im Tausch für eine Flasche “Cherry Gose Beet!” gab es für Nickels eine Dose “Plane Ale” von Mikkeller.

Und vor Ort habe ich dann das Mango Milkshake IPA probiert. Es hört sich ebenso spannend an wie es aussieht. Im Glas eine hellgelbe, etwas trübe, milchige Flüssigkeit, die nur so vor fruchtigen Mangoaromen strotzt. Nur leicht karbonisiert, kommen schon beim ersten Schluck die Mangonoten voll durch. Eine ordentliche Portion Mango, etwas Vanille, Weizen-, Gersten und Hafermalz sowie Hefe und Lactosegärung sind die Bestandteile dieses tropisch angehauchten Sommerbieres. Das ist heißer Scheiß! Da ist dem Nickels Höppner mal wieder etwas richtig Gutes gelungen. Auf den KCBD kam sein Mango Milkshake IPA anscheinend so gut an, dass Nickels damit quasi in die Serienproduktion gegangen ist und ordentlich nachgelegt hat. Zu finden ist sein Mango Milkshake IPA aktuell bei Brewcomer, im Heimathafen oder auch Donnerstags beim Marktschwärmer Markt im mmhio im Knooper Weg in Kiel.

Mehr von Höppners findet ihr auf meinem Blog mit dem Pazifikus Pale oder dem Little Oak. Und bald gibt es hier dann auch den Verkostungsbericht zu der Gose “Cherry Gose Beet!”.

Und im Youtube-Kanal von Lars, vom Brewcomer, gibt es auch ein Verkostungsvideo zu dem Mango Milkshake IPA.

5. Bunthaus, Hamburg – Gose Morning Vietnam

Next Stop: Bunthaus aus Hamburg. Das Bier: Gose Morning Vietnam. Ergebnis: der nächste Knaller!

Eine Gose ist ein säuerliches, obergäriges Bier, das zusätzlich Salz beinhaltet. Das Besondere an dieser Gose der kreativen Brauer von Bunthaus aus Hamburg ist: das Salz wurde durch vietnamesische Fischsauce ersetzt. Und so hat diese Gose dann doch auch irgendwie eine leicht fischige Note. Aber diese Kreation macht in jedem Fall Lust auf mehr.

6. Smedsbo Slott, Schweden 

Ein Besuch bei dem letztjährigen Gewinner des Publikumspreises der Kieler Craft Beer Days, Smedsbo Slott aus Schweden, durfte nicht fehlen. Schließlich war ich auch mit dem Braumeister Pär verabredet, um eine Flasche seines Triple entgegenzunehmen, um dieses zu verkosten. Auch Pär habe ich im Gegenzug eine Dose Mikkeller mitgebracht. Aber es musste dann auch noch eine Flasche von dem Saison und dem Scottish Ale sein. Tja, und Pär hat auch 2018 wieder den Publikumspreis mit nach Schweden genommen. Wer eines seiner tollen Biere probiert hat, kann es nachvollziehen. Auch wenn Pär zum Leidwesen mancher Fans hopfenbetonter Biere keine Hopfengranaten braut, so sind seine Interpretationen klassischer belgischer Bierstile wie Dubbel, Triple, Quadrupel und Saison ein echter Genuss.

Mehr Verkostungsberichte der Biere von Smedsbo Slott folgen hier in Kürze.

 

 

Neues von Czernys: das Ariana Sommer Pale Ale und ein Ausschank am Strand

Czernys Ausschank

Der Falckensteiner Strand ist um eine gastronomische Attraktion reicher: direkt neben der Deichperle gibt es nun einen kleinen, aber feinen Ausschankraum der Czernys Küstenbrauerei. Geöffnet hat der Ausschank am Wochenende. Jan und Jasmin bieten dann unweit ihrer Brauerei in der Festung Friedrichsort eine Auswahl ihrer Biere frisch vom Fass an. Das kann sich sehen lassen! Zum Eröffnungsabend des neuen Ausschanks habe ich dort vorbeigeschaut. Czernys und die Deichperle scheinen sich prima zu ergänzen. Die Deichperle sorgen für strandtypisches Essen wie Burger und Pommes und nebenan gibt es dann nun mal endlich richtig gutes Bier am Strand.

Das Ariana Sommer Pale Ale

Und von diesen Vier richtig guten Bieren, die es an dem Abend frisch vom Fass gab, habe ich mich – passend zum Wetter – für das Ariana Sommer Pale Ale entschieden. Dieses leicht trübe, goldgelbe Pale Ale mit der Förde im Hintergrund ist schon eine Augenweide. Jan hat dieses Pale Ale mit dem Ariana-Hopfen gebraut, also ein single-hopped Pale Ale. Der Geruch ist wenig intensiv. Es riecht etwas harzig und nach Getreide. Der erstes Schluck dieses leichten und schlanken Ales beginnt dann auch mit diesen dezenten harzigen und floralen Noten. Beim zweiten Schluck wird es fruchtiger. Der Ariana-Hopfen mit seinen unterschiedlichen fruchtigen Noten kommt dann zur Geltung und entfaltet sich im Abgang. Er verleiht dem Ale dabei aber sehr feine, fruchtige Aromen und trägt nicht zu dick auf. Insgesamt ein leichtes und erfrischendes Ale, dass geringe Bitternoten aufweist. Mit seinem Alkoholgehalt von 4,0 Vol. % passt es perfekt zu einem Strandtag. Als Experimental Sud No. 24 gibt es das Summer Ale auch in der Bügelflasche im örtlichen Fachhandel, u.a. bei Brewcomer.

Meine persönliche Vorschau auf die Kieler Craft Beer Days 2018

Am nächsten Wochenende finden zum 6. Mal die Kieler Craft Beer Days in der Halle 400 in Kiel statt. Es wird also höchste Zeit für meine persönliche Vorschau. Was euch erwartet, welche Empfehlungen ich habe und welche Highlights es gibt, lest ihr hier. Dazu habe ich mal die teilnehmenden Brauereien/Braumeister alphabetisch aufgelistet und um meine persönlichen Einschätzungen und Trinkempfehlungen ergänzt. Tja, um es vorweg zu nehmen, ich selber kenne auch noch nicht alle. Die Mischung aus bekannten und lokalen bis regionalen Craftbeer-Vertretern und unbekannteren, heimischen Brauereien oder Teilnehmern aus europäischen Nachbarländern machen den Reiz aus. Die Bandbreite reicht von Homebrewern, wie dem Brauklub Kiel, bis hin zu craftigen Ablegern größerer Brauereien, wie etwa Flensburger Brauart oder der Brooklyn Brewery, die mit ihrem Sortiment, in nahezu jedem Supermarkt zu finden sind.

Black Isle Brewery, Schottland

Ich mache es kurz. Habe vor längerer Zeit mal ein Bier der Black Isle Brewery aus dem schottischen Hochland getrunken. Das war nicht schlecht. Es lohnt sich auf alle Fälle, an dem Stand vorbeizuschauen, insbesondere wenn man auf Pale Ales und dunklere Biere steht. Die schottische Brauerei hat bereits zahlreiche Auszeichnungen für ihre Biere erhalten und setzt auf Rohstoffe aus biologischem Anbau.

Brauklub Kiel

Der Besuch am Stand vom Brauklub Kiel war eines meiner Highlights auf den KCBD 2017. Das ist da mal alles richtig craftig. Kleine Mengen, experiementelle Sude mit homebrew-Charakter. Und nette Leute, mit denen man gut ins Gespräch über Bier, Brauen und Etiketten einsteigen kann. Bin gespannt, was in diesem Jahr über den Tresen geht. Im vergangen Jahr gab es u.a. ein fruchtiges Tropical IPA.

Braukeller Gotthilf, Bornhöved

In Bornhöved, einem der Brauspots entlang der B(ier) 404, kreiert Brauer Jörg Wohlhaf in seinem Braukeller Gotthilf verschiedene äußerst handgemachte Ales mit den Namen Kurt, Bert und Hilde. Mein Favorit: Bert, ein helles, herbes und recht hopfiges Ale.

Brewbaker, Berlin

Auf den Besuch bei den Brewbakers auf Berlin freue ich mich. Berlin ist bekannt für etliche hervorragende Craftbier-Brauereien. Brewbaker kenne ich noch nicht. Und das obwohl die Brauerei bereits seit 2005 mit ihrem bio-zertifizierten Bier am Markt ist. Bin gespannt, was aus dem großen Sortiment auf den KCBD zu probieren ist. Ich würde ja gerne mal ein Schlückchen von dem “Berliner Blut”, ein double smoked Red Ale probieren.

Brooklyn Brewery, USA

Die Jungs aus Brooklyn machen ganz leckere Biere. Die Kombination eines John´s Burger mit einem Brooklyn Lager hat was. Aber mich stört irgendwie, dass ich die Biere in jedem zweiten Supermarkt bekomme. Ich verweile da wohl lieber an anderen Ständen…

Bunthaus Brauerei, Hamburg

Auch Hamburg ist in diesem Jahr wieder vertreten. In diesem Jahr aber weniger mit den großen und bekannten Craftbeer-Brauereien wie Kehrwieder oder Von Freude, sondern mit kleineren, neuen Brauern. Die Bunthaus Brauerei aus Hamburg-Wilhelmsburg ist seit 2017 mit recht spannenden und kreativen Rezepturen am Werk. Man darf gespannt sein. Für mich so etwas wie ein Geheimtipp. In mein Probierglas hätte ich gerne die “Gose Morning Vietnam”, bei dem das für eine Gose stiltypische Salz durch vietnamesische Fischsauce ersetzt wurde.

Czernys Küstenbrauerei, Kiel

Jan und Jasmin von der Czernys Küstenbrauerei werden neben Ihrem Standardsortiment hoffentlich auch etwas von ihrem Experimental-Sud präsentieren. Von den Hausbieren empfehle ich das 5 1/2 Konten Pils. Ich freue mich auf den Besuch am Stand von Jan und Jasmin.

elbPaul, Hamburg

elbPaul aus Hamburg hat mich schon bei den KCBD 2017 mit einem dunklen Doppelbock überzeugt. Bin gespannt, was Braumeister Dirk Paul bei den diesjährigen Craft Beer Days ausschenkt.

Eskilstuna Ölkultur, Schweden

Mit der Eskilstuna Ölkultur bzw. Brauerei aus Schweden ist es dem Veranstalter Thomas Glas mal wieder gelungen, eine kleine, aber feine Mikrobrauerei aus Schweden nach Kiel zu locken. Das Dubbel-IPA sowie der Barley Wine hören sich verlockend an.

Finne, Münster

In einer Studentenstadt wie Münster darf Craftbier nicht fehlen. Das haben sich auch Flo und Frank gedacht und sind mit Finne als Gypsybrauer an den Start gegangen. Ich hatte mal das IPA probieren dürfen und bin gespannt was die Jungs mit im Gepäck haben.

Flensburger Brauart, Flensburg

Es ploppt jetzt auch craftig, wenn gleich natürlich mit der Flensburger Brauerei hier nun nicht gerade eine Mikrobrauerei am Start ist. Ganz nett, aber da gibt es spannendere Biere zu verkosten.

Höppners, Postfeld

Nickels Höppners aus Postfeld bei Kiel kreiert mit viel Leidenschaft tolle Biere, wie etwa das Lieblingssaison (siehe mein Tasting No. 10) oder das Pazifikus Pale. Auf den KCBD stellt er seine neuste Kreation vor: das Little Oak, ein Scotch Strong Ale.

Klapperbräu, Bergenhusen

Hach, endlich kann ich mal ein Bier der kleinen Brauerei aus Bergenhusen testen. Ich denke, das Rauchbier dürfte ein Versuch wert sein.

Klüvers, Neustadt i.H.

Ein Klüver geht immer. Klüvers aus Neustadt i.H. produzieren seit 2013 in einer eigenen Brauerei ihr breites Sortiment unterschiedlicher Biere. Allesamt ganz lecker, aber auch etwas unaufgeregt. Man könnte die KCBD hier mit einem Lager starten.

Landgang Brauerei, Hamburg

Die Landgang Brauerei (ehemals Hopper) ist eine Adresse in Hamburg und überzeugt mit Bieren mit – wie sie es selbst formulieren – Ecken und Kanten. Meine Empfehlung: für Einsteiger “Helle Aufregung“, ein hopfenbetontes Lager, für Fortgeschrittene und spätere Stunden auf den KCBD “Dunkle MAcht”, ein intensives Smoked Porter.

Lillebräu, Kiel

Und auch die Kieler Craftbier Pioniere Max Kühl und Florian Scheske sind mit Lillebräu vertreten. Hach, die Biere sind ja alle gut. Mein Favorit ist aktuell das Lager, kaltgehopft, unfiltriert und gebraut mit 5 Aromahopfen.

Moucha, Prag

Die Moucha Brauerei aus Prag ist mir bislang unbekannt. Ein Grund mehr, dort mal vorbeizuschauen. Das Wiener Lage habe ich auf dem Zettel.

Ricklinger Landbrauerei, Ricklingen

Braumeister Sascha Lämmer bringt zu den KCBD u.a. passend zur Jahreszeit den Maibock 2.0 mit. Alles Biere der Ricklinger Landbrauerei sind unbehandelt und gut gekühlt 4-6 Wochen haltbar. Und natürlich sehr lecker.

Rügener Insel-Brauerei

Das sind diese Biere, die in Papier eingewickelt sind und in vielen Supermärkten zu finden sind. Das Besondere an diesen Bieren ist, neben der Tatsache, dass einige recht seltene Bierstile ausprobiert werden, die Flaschenreifung.

Smedsbo Slot, Schweden

Pär hat bei den KCBD 2017 überzeugt und den Publikumspreis abgeräumt. Mehr über diesen Bierenthusiasten aus den schwedischen Wäldern lest ihr hier. Ich bin gespannt, was Pär zu den diesjährigen KCBD mitbringt. In 2017 hat er ein Triple angesetzt…

Sommerbecker Dachs

Ich mache es kurz. Ich kenne die Biere noch nicht. Also ein Grund für ein Stop, um mal zu schauen, was die so dabei haben.

Stebner Privatbrauerei, Wolfenbüttel

Eine kleine, noch recht junge Privatbrauerei aus dem tiefsten Niedersachsen in Wolfenbüttel. Das Summer Ale, ein mildes, hopfenfruchtiges Ale, würde ich gerne mal probieren.

Stonewood Braumanufaktur, Chemnitz

Aus Chemnitz ist Braumeister Michael Friedrich mit der Stonewood Braumanufaktur dabei und stellt aus seinem breiten Sortiment von klassischen Lagerbieren über obergärige Ale-Vertreter bis hin zu seltenen Bierstile wie Gose und Sauerbieren einiges vom Fass sowie aus Flaschen vor. Die Barrel Aged Barrique Gose ist hoffentlich auch dabei.

Störtebeker, Stralsund

Nicht so meins für ein Craftbier Day. Schon ein richtiges Supermarktbier.

Sudden Death Brewing, Timmendorfer Strand

Jetzt geht es aufs Eis. Craftbier und Eishockey, das sind die beiden Leidenschaften von Olli und Ricky, den Köpfen hinter Sudden Death Brewing aus Timmendorfer Strand. Mit im Gepäck haben die beiden bestimmt das “Tough Guy“, ein hopfenbetontes East Coast Pale Ale.

Überquell, Hamburg

Noch recht frisch am Hamburger Craftbier-Himmel sind Überquell. Konzept: Brauerei, Brew-Pub und eine Pizzeria in den Riverkasematten auf St. Pauli. Das Bier ist spitze. Meine Empfehlung ist das World White IPA.

Wacken Brauerei, Wacken

Auch dabei die Jungs aus Wacken. Mehr über die Brauerei könnt ihr auf meinem Blog nachlesen. Meine Empfehlung: das Surtr, ein Smoked Porter.

Weiße Elster, Leipzig

Friesen brauen Craftbier in Leipzig. Das ist Weiße Elster. Was dabei herauskommt, könnt ihr auf den KCBD 2018 testen. Ich empfehle das Red Ale.

Wildwuchs, Hamburg

Braumeister Fiete ist immer für ein Schwätzchen zu haben. Im letzten Jahr erzählte er mir von dem Bau seiner Brauerei in Hamburg-Wilhelmsburg. In diesem Jahr geht es nun los mit dem Bau. Wildwuchs produziert mit lokalen Rohstoffen. Meine Empfehlung: der Alt-Kanzler, ein Altbier mit rauchiger Note.

Wittorfer Brauerei, Neumünster

In einer alten Industriebrache in Neumünster unweit vom Hauptbahnhof gibt es seit 2017 die Wittorfer Brauerei samt Ausschank. Immer freitags ab 15 Uhr fließt das Bier aus den Zapfhähnen. Meine Empfehlung für die KCBD: das Trick 17 Pale Ale.

 

 

Mein Genussschein Nr. 396 von Lille

Ich habe mir selber zu Weihnachten einen Genussschein von Lillebräu, kurz Lille, geschenkt. Lille hat im November 2017 666 Genussscheine zu je 150 € als Crowdfunding-Projekt zur Finanzierung des Baus einer eigenen Brauerei in Kiel auf den Markt geschmissen. Ich hege eine gewisse Leidenschaft für Craftbeer, blogge darüber, mache Tastings und komme aus Kronshagen bei Kiel. Da war es keine Frage, so habe ich kurzentschlossen zugeschlagen und bin nun stolzer Besitzer des Genussscheines Nr. 396.

Warum lohnt sich das Engagement? Eine Brauerei in Kiel aufzubauen ist ein tolles Projekt. Dazu wird die Brauerei quasi gleich um die Ecke im Eichhof-Quartier an der Grenze zu Kronshagen errichtet. Ein lokales Craftbeer-Startup zu unterstützen, ist eine wunderbare Gelegenheit für mehr Biervielfalt in der Stadt Kiel und der Region. Nachdem ich meinen Einsatz bei Czernys seinerzeit verpennt habe, “investiere” ich nun also bei Max Kühl und Florian Scheske aka as Lille.

Ich darf mich als Genussschein-Inhaber nun 25 Jahre lang auf 12 Biere pro Jahr freuen. Spannend wird dann aber auch die damit verbundene Einladung zur exklusiven Hauptversammlung sein. Neue Biere probieren und über zukünftige Bierstile abstimmen. Passt. Und da treffe ich dann auch die anderen 666 Genussscheininhaber. Verschiedene Kieler Unternehmer haben sich engagiert und die örtliche Prominenz, wie z.B. der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer oder Rune Dahmke vom THW Kiel, ist auch dabei und unterstützt das Projekt.

Ich finde es ne coole Sache dabei zu sein und freue mich auf neue Bierkreationen aus Kiel! Prost, Lille!

No. 16: 5 1/2 Knoten Pils, Czernys Küstenbrauerei – Kiel

Es ist mal wieder Zeit für ein lokales Bier aus Kiel. Heute das 5 1/2 Knoten Pils der Czernys Küstenbrauerei. Vor kurzem war ich bei Jan und Jasmin Czerny vor Ort in ihrer neu eingerichteten Brauerei und durfte zum Verkosten zwei Flaschen von ihrem Pils in Empfang nehmen. Mehr über die Brauerei lest ihr hier. Nachdem ich eine Flasche bei meinem letzten Tasting verkostet habe, war es nun an der Zeit, dass ich mir das Pils selber einschenke und vorstelle.

Ein Pils zu verkosten ist so eine Sache. Pils, das ist für viele Deutsche quasi das Synonym für Bier. Es ist eben auch der Bierstil, der mit Abstand am weitesten verbreitet ist. Es ist der Bierstil, der durch die großen Industriebrauereien so stark vereinheitlicht und geschmacklich vereinfacht wurde, dass es mitunter schwer fällt verschiedene Pilsener zu unterscheiden und den Charakter eines Pils zu erkennen. Und es ist der Bierstil, der in der Craftbeerszene etwas vernachlässigt wird und gegenüber den Pale Ales, IPAs, Stouts etc. ins Hintertreffen geraten ist.

Nun also mal wieder eine Komposition dieses untergärigen Bierstils – das 5 1/2 Knoten Pils. Eingebraut wurde es mit folgenden drei Hopfensorten: Hallertauer, Perle und Mandarina Bavaria. Während der Hallertauer dem Pils leichte blumige und grasige Aromen und eine ordentliche Portion Bitterkeit verleiht, trägt der Mandarina Bavaria-Hopfen zu fruchtigen Mandarinen- und Orangennoten bei. Regionale Küstengerste aus biologischem Anbau ist ein weiterer Bestandteil. Mit 36 Bittereinheiten (IBU) ist es ein recht herbes Pils. Der Alkoholgehalt liegt bei 5,5 Vol. % (Anmerkung: auf der Flasche sind 4,6% angegeben). Soviel zu den Zutaten und den Eckdaten.

Die Flasche mit dem Plopp-Verschluss und den aussagekräftigen Etiketten kommt gut an. Im Glas habe ich dann ein goldgelbes Pils mit einer feiner Trübung. Unfiltriert eben, warum auch nicht. Die Schaumkrone ist schwach ausgeprägt und schnell verflogen. Vorteil: kürzere Wartezeit auf den ersten Schluck. Nachteil: die für den Geruch relevanten Aromen verfliegen schneller. Hier kann ich nur dezente Fruchtnoten ausmachen, das malzbetonte Aroma überwiegt.

Anmerkung: Der Braumeister Jan Czerny teilte mir mit, dass das Pils eigentlich über eine gute Schaumstabilität verfügt. Also besser Biergläser-Spüli verwenden. 

Aber wie schmeckt das 5 1/2 Knoten Pils denn nun eigentlich? Es ist kein typisches norddeutsches, herbes Pilsener. Die fruchtigen Hopfenaromen verleihen dem Pils einen komplexeren Charakter. Die Basis bildet für mich ein kräftiger Malzkörper, eingebettet darin ein kräftiges, feinherbes Aroma. Vermutlich wirken hier die Bitternoten des Perle-Hopfens. Ergänzt wird dieses malzige und feinherbe Profil von grasigen und fruchtigen Hopfenaromen, die im Antrunk kurz zum Vorschein kommen.

Jan und Jasmin: vielen Dank euch beiden für die kleine Brauereibesichtigung und die zwei Flaschen eures tollen Pils!

Fazit

Ein Pils mit Charakter – norddeutsche Frische und Herbe treffen auf dezente Fruchtaromen.

Die Eckdaten

Bierstil: Pils
Hopfen: Hallertauer Tradition, Perle, Mandarina Bavaria
Bittereinheiten: 36 IBU
Alkoholgehalt: 4,6 / 5,5 % Vol

Die Höker

Die vier Sorten Märzen, Pils, Pale Ale und Porter gibt es ab Dezember direkt bei Czernys per Lieferservice bis direkt vor die Haustür. Alternativ gibt es die Biere direkt vom Fass am Zapfhahn bei

Und in der Flasche bei Brewcomer, Jungfernstieg, Kiel.

Zu Besuch bei der Czernys Küstenbrauerei

Bier in Kiel

Es tut sich was in der Brauereilandschaft in Kiel: die Czernys Küstenbrauerei hat die Braukessel angeschmissen.

Nachdem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und dann spätestens mit der Schließung der Holsten-Brauerei an der Holtenauer Straße im Jahr 1994 die Brauereien aus dem Stadtbild verschwunden sind und nur die Kieler Klosterbrauerei übrig geblieben ist, verändert sich das Bild seit einigen Jahren nach und nach. Nachdem sich die Jungs von Lille bereits seit 2015 einen Namen im Kieler und norddeutschen Raum gemacht haben (leider noch ohne eigene Brauerei in Kiel – das Projekt zur Eröffnung der eigenen Brauerei in 2018 ist gestartet), ist im Herbst 2017 die Czernys Küstenbrauerei in die Festung Friedrichsort eingezogen.

Czernys und die Festung Friedrichsort

Ich hatte neulich die Gelegenheit, einmal bei Jan Czerny vorbeizuschauen und bin in den Genuss einer kleinen Brauereiführung gekommen. Jan Czerny und seine Frau Jasmin sind zum Studium der Meeresbiologie nach Kiel gekommen, haben dieses erfolgreich abgeschlossen, fühlen sich hier wohl und sind über das Whisky brennen zum Bier gekommen. 

Zunächst einmal ist die Wahl der Location für eine Brauerei eine klasse Idee. Bei der Festung Friedrichsort handelt es sich um eine ehemalige Festungsanlage, die bereits im 17. Jahrhundert errichtet wurde, und im Laufe der Zeit um- und ausgebaut sowie unterschiedliche Nutzungen hatte. Bis Mitte der 1990er Jahre wurde die Anlage von der Bundeswehr genutzt. Seitdem gibt es verschiedene Ideen, die Festung der Öffentlichkeit u.a. durch touristische Konzepte zugänglich zu machen. Nun ist hier u.a. die Czernys Küstenbrauerei eingezogen – attraktiv am Falckensteiner Strand gelegen, dennoch aber abgeschieden und nicht ohne weiteres zugänglich. Jan und Jasmin konnten die Errichtung mit einer erfolgreich angelegten Crowdfunding-Kampagne realisieren. 

Nun stehe ich also an einem trüber Herbsttag vor dem Tor und melde mich telefonisch an. Nach wenigen Minuten kommt Jan auf seinem Tretroller zum Tor und lässt mich rein. Das Gelände sieht ein wenig trostlos aus, im Inneren des Gebäudes weht aufgrund von alten Schwarz-weiß-Fotografien noch ein wenig der Hauch der vergangenen Jahre der militärischen Nutzung.

Die Brauerei

Als Laie bin ich dann erstmal beeindruckt und sprachlos – Läuterbottich, Braukessel, Gärtanks und jede Menge Behältnisse, Flaschen und sonstige Gegenstände, die mich an die Schulzeit und Bio- und Chemiestunden erinnern. Bei den einzelnen Brauschritten, die mir Jan erläutert und mich auch einen Blick in den Gärtank werfen lässt, kann ich wenig mitreden. Beim Probieren seines Brown Ale, frisch aus dem Kühltank, fangen wir dann erstes Fachsimpeln an. Schöne, dunkelbraune Farbe, kräftiger Malzkörper, der dem Bier eine feine Süße verleiht und dazu eine Ladung Aromahopfen fürs Fruchtige. Danach probieren wir noch ein fast fertiges Pils – das hat schon eine ordentliche Basis. Die Czernys setzen mit dem sogenannten Dekoktionsmaischverfahren auf ein aufwendiges, älteres und kaum noch angewandtes Maischverfahren, bei dem Teile der Maische in mehreren Stufen gekocht und dann wieder der Restmaische zugegeben wird. Was bringt das Verfahren? Es ist aufwendiger, soll sich aber auf den Geschmack positiv auswirken. Da ist was dran.

5 1/2 Knoten

Neben den beiden Sorten Pils und Brown Ale, die ich vor Ort gekostet habe, werden noch ein Märzen, ein Porter und ein Pale Ale gebraut und unter dem Namen “5 1/2 Knoten” vertrieben. Verwendet werden regionale und ökologisch erzeugte Rohstoffe, wie etwa die Kieler Küstengerste. Einen Fokus will man auf den Vertrieb von Fässern legen, für Veranstaltungen etc. Aber ab Dezember gibt es das neue Kieler Bio-Bier der Czernys Küstenbrauerei auch in der 12er Holzkiste bis an Deine Haustür geliefert. Es wird Zeit, dass ich meine Bestellung aufgebe.

No. 8: Honk A Tonk, Lillebräu – Kiel

Gimme, gimme, gimme a “Honk A Tonk”!

Ich mache mal gleich weiter mit der nächsten feinen und experimentellen Kreation aus Kiel: Lillebräu oder auch in Kurzform Lille und Zeugenbräu aus Ahrensburg haben als Kollaborationsbräu ein ganz besonderes Bier für das Craftbeer-Magazin konzipiert. Herausgekommen ist dabei ein Brown Ale mit Tonka-Bohne. Tonka-Bohne? Soll irgendwie nach Vanille schmecken. Meine Begeisterung hält sich zunächst in Grenzen, zumal ich nicht so der Fan dunkler Biere bin.

Lille – Honk A Tonk

Nachdem das “Honk A Tonk” einige Zeit im Regal stand und ich immer einen Bogen drum gemacht habe – wobei ich mehrfach an dem auffälligen Etikett hängengeblieben bin (ein Hingucker!) -, war es dann neulich an einem dieser so typisch verregneten, norddeutschen Wintertag so weit. Mein erster Gedanke nach dem Einschenken: oh, ein Stout? Denn mit seiner sehr dunklen Farbe und der festen Schaumkrone sieht es ganz danach aus. Doch schon beim ersten Schluck stelle ich fest, dass dieses Brown Ale einen schlankeren Körper als ein Stout hat, nicht ganz so massig und kräftig, jedoch mit einem ordentlichen Malzkörper, der dem Bier eine Portion Schokoaromen und Kaffeenoten verleiht. Dazu kommen dann noch die Vanillearomen der Tonkabohne, die dem Bier gemahlen beigefügt wurde. Dabei sind die Vanillearomen nicht zu aufdringlich, verbleiben aber dafür nach dem Herunterschlucken noch eine Weile in der Kehle. Eine spannende Mixtur. In jedem Fall ist das “Honk A Tonk” schon mal für mein nächstes Tasting vorgesehen. Hoffe nur, dass Max und Florian von Lillebräu das “Honk A Tonk” dauerhaft in das Sortiment aufnehmen.

Fazit:

Im Ergebnis bin ich äußerst positiv überrascht. Seit langem mal ein Dunkelbier, das begeistert. Ein echtes Nachtisch-Bier, das nicht nur etwas für Dunkelbierenthusiasten ist, sondern für alle, die Bock auf etwas Ausgefallenes haben. Passt zu dunkler Schokolade, Regenwetter und Rolling Stones.


Die Eckdaten:

Bierstil: Brown Ale
Hopfen: Nugget
Bittereinheiten: 10 IBU
Alkoholgehalt: 6,1 % Vol.


Die Höker:

Das “Honk A Tonk” gibt es bei:

No. 7: Pils, Lillebräu – Kiel

Pils ist nicht gleich Pils. Ich hatte kürzlich bei der Kieler Nacht der Hotelbars im Kieler Kaufmann die Gelegenheit, die neueste Kreation der Kieler Craftbeer-Brauerei Lillebräu zu testen: das Pils.

Lille – Pils

Lillebräu, das sind sind die beiden Bierfreaks Max Kühl und Florian Scheske, die 2014 die fixe Idee hatten, selber Bier zu brauen. Gesagt getan: 2014 Lillebräu gegründet, dann ganz viel in der WG-Küche rumexperiementiert und 2015 mit dem ersten Bier auf den norddeutschen Markt gegangen. Noch sind die beiden sogenannte Kuckucksbrauer. Gebraut wird also nicht in der eignen Brauerei, sondern man nutzt Kapazitäten in fremden Brauereien. Noch. Im Laufe des Jahres soll die eigene Brauerei stehen.

Zum Sortiment zählen ein Lager, ein Pale Ale sowie erst seit mehreren Monaten ein Brown Ale. Nun ist seit kurzem ein Pils dabei. Pils, das ist dieser Standard-Bierstil, der in der Craftbeer-Szene etwas unterrepräsentiert ist.

Hier in Norddeutschland trinken wir gerne herbe Pilsener. Passt. Das Lille Pils ist typisch norddeutsch herb. Aber es ist mehr.

Das Pils ist mit den drei Hopfensorten Magnum, Saphir und Tettnanger gebraut. Den Hopfen beziehen die Jungs aus dem südlichsten Hopfenanbaugebiet Deutschlands in Tettnang. Der Magnum ist in erster Linie für die Bitterkeit verantwortlich, während die beiden anderen Sorten dem Pils blumige Aromen verleihen. Ich schmecke leichte fruchtige, Zitrusnoten. Insgesamt eine herbe Basis, die durch feine Fruchtnoten mit einer Tendenz in das Zitronige ergänzt wird. Dadurch ist es angenehm frisch. Und das Malz? Erscheint mir etwas kräftiger zu sein, als bei einem herkömmlichen Industriepils. Etwas stärker geröstet mit einem Hauch von Karamell.

Fazit:

Ein ganz feines norddeutsches Pils. Passt zu Fußball.


Die Eckdaten:

Bierstil: Pils

Hopfen: Magnum, Saphir, Tettnanger

Bittereinheiten: 38 IBU

Alkoholgehalt: 5,0 % Vol.


Die Höker:

Das “Lille Pils” ist ganz frisch in den Regalen im gut sortierten Lebensmitteleinzelhandel in Kiel und bei: