No. 41: Frisch Gezupftes, Brauder – Bargteheide

Nach einer längeren Verkostungspause widme ich mich heute mal wieder einem Vertreter der stetig wachsenden, schleswig-holsteinischen Craftbeer-Szene. Im Glas: “Frisch Gezupftes”, ein Frischhopfen-Pale Ale von Brauder aus Bargteheide.

Die Brauerei / Der Braumeister

Von Brauder gab es hier bereits einen Verkostungsbericht über das süffige Stormarner Export. Mehr über die Braumeister von Brauder lest ihr da.

Das Bier

Der Spätsommer (ok, das ist schon ein wenig her) ist bekanntlich Zeit der Hopfenernte. Nicht nur in der Hallertau, sondern auch in Bargteheide oder auch Biergteheide wird dann fleißg Hopfen geerntet. Im Garten des Elternhauses von Braumeister Johannes wurde also in der vergangenen Erntezeit bergeweise Hopfen gezupft. Mit dabei der regionale Hansehopfen, der aus alten, wilden Hopfenpflanzen im Hamburger Raum kultiviert wurde. Und in dem Bargteheider Hopfengarten wachsen dann auch noch die Sorten Northern Brewer, Fuggles und Cascade. Diese vier, selbst angebauten und unter der norddeutschen Sonne gereiften Hopfen bilden zu etwa gleichen Teilen die Basis für das Frischhopfen-Bier 2019 von Brauder. Eine durchaus spannende Kombination aus verschiedenen Aroma- und Mehrzweckhopfen. Die Aromahopfen wurden am Ende des Brauvorgang im Whirlpoolverfahren zugegeben und bringen einen ordentlichen Aromaschub in die Flasche. Gebraut wurde auf die andere Seite der Elbe bei Fiete von Wildwuchs.

Und was ist dabei heraus gekommen?

Der Aromaschub macht sich bereits beim Einschenken bemerkbar. Die Tasting-Nase nimmt süßliche und harzig-kräuterige Aromen war. Die andere Erkenntnis beim Einschenken ist, dass es dem Pale Ale quasi an einer Schaumkrone fehlt. Das hat natürlich auch einen Vorteil: die Aromen sind für die Nase gut wahrnehmbar und man muss nicht lange auf das Auflösen der Schaumkrone und auf den ersten Schluck warten. Also los geht’s! Mit dem ersten Schluck setzt sich das beim Einschenken wahrgenommene Aromaset fort. Das Geschmacksprofil von erdigen, harzigen und leicht würzigen und kräuterigen Noten wird von einer weichen Textur und einem gut ausbalancierten Körper mit einer leichten Süße begleitet. Die Hopfenbittere ist hinten raus sehr dezent. Die blumigen und fruchtigen Noten des Cascade-Hopfens treten in den Hintergrund und sind nur schwach wahrnehmbar.

Fazit

Was soll ich sagen: ein sehr leckeres Frischhopfen-Pale Ale! Die Vorfreude auf das nächste Frischhopfen-Bier ist groß. Bargteheide und handwerklich hergestelltes Bier = Brauder. Als Kleinstbrauerei werden keine großen Mengen gebraut. Daher lohnt es sich in jedem Fall bei den regelmäßig stattfindenden Hofverkäufen direkt in Bargteheide vorbeizuschauen, um eines der tollen Biere abgreifen zu können. Termine findet ihr auf der Facebook-Seite von Brauder https://www.facebook.com/brauderbier/ .

Der für den 18.04. geplante Hofverkauf wurde wegen der Corona-Krise prompt umgemodelt in einen Hofverkauf zu Hause. Bis zum 25.04. werden Bestellung entgegengenommen. Ausgeliefert wird dann am 25. und 26.04. im Umkreis von 20km von Bargteheide. Im Angebot wird dann das “Frisch Gezupfte” leider nicht mehr sein. Dafür aber das süffige Stormarner Export.

Die Eckdaten

Bierstil: Pale Ale
Hopfen: Nortern Brewer, Cascade, Fuggles, Hanse Hopfen
Bittereinheiten: k.A.
Alkoholgehalt: 4.9 % Vol.

No. 37: Der Bube, Schwarzwaldflair – Wutöschingen

“Der Bube”, ein Badisch Pale Ale, habe ich mir von den Kieler Craft Beer Days 2019 mitgebracht und dann mal für euch verkostet.

Der Braumeister

Auf den Kieler Craft Beer Days ist mir der kleine, aber feine Stand von Schwarzwaldflair aufgefallen. Das Spannende an derartigen Veranstaltungen ist ja auch, neue Brauer und Biere kennenzulernen. Schwarzwaldflair, da hatte ich noch nichts von gehört. Also eine gute Gelegenheit, hier einen Stopp mit Trinkprobe einzulegen. Mit dem Braumeister Alexander Wagner bin ich schnell ins Gespräch gekommen. Er kommt eigentlich eher vom Wein, was an der Visitenkarte , die ihn als Sommelier und Geschäftsführer von www.dein-weinladen.com ausweist, deutlich wird. Seine Idee: Craft-Bier in einer Weinregion und das südlichste Craft-Bier Deutschlands brauen. Südlicher als Freiburg, dem südwestdeutschen Craft-Bier-Mekka mit Vertretern wie dem “Braukollektiv“, “Emma – Biere ohne Bart” oder auch “Die Brauhandwerker“. Dazu muss man mal Wutöschingen verorten. Das ist da irgendwo an der Grenze zur Schweiz in der Nähe von Schaffhausen.

Also gesagt, getan. Alex hat sich daran gemacht, mit einer badischen Interpretation eines Pale Ale erstmal vor Ort den Bier- und Weinmarkt aufzumischen.

Das Bier

Am Stand von Alex und seiner Freundin gibt es nur dieses eine Bier – “Der Bube” ein badisches Pale Ale. Rein äußerlich fällt folgende Besonderheit auf: es gibt die Flasche in den vier Farben eines Skatspiels: Bube, Pike, Herz und Dame. Das ist aber nur das Etikett, geschmacklich gibt es keine Unterschiede.

“Der Bube” wurde mit frischem Quellwasser aus dem Südschwarzwald, Cascade-Hopfen und Carahell-Malz eingebraut. Der Hopfen wurde dem Pale Ale als Kalthopfung dazugegeben.

Ein Pale Ale mit Cascade-Hopfen, da erwartet man eigentlich ein recht fruchtiges Pale Ale, das fast schon Anklänge eines IPA hat. Ist doch der Cascade-Hopfen eine Aromahopfen-Sorte, die häufig für IPAs verwendet wird.

Das frische und fruchtige Hopfenaroma mit Noten von Zitrusfrüchten schmeckt man kurz im Antrunk. Es wird dann abgelöst von dem Merkmal dieses Pale Ale: an die fruchtigen Aromen schließen sich rauchige Noten an. Diese sind insgesamt zwar recht dezent, verleihen dem Pale Ale aber seinen besonderen Charakter. Im Finish kommt wird es süßlicher und etwas bitterer. Die Bittere ist angenehm und führt zur einer leichten Trockenheit im Gaumen.

Fazit

Milde Bittere trifft auf einen Mix aus fruchtig-rauchigen Aromen. Man darf gespannt sein, welche Bierstile sich dann hinter den anderen Spielkarten wie Dame, König, Ass verbergen.

Eckdaten:

Bierstil: Pale Ale
Hopfen: Cascade
Bittereinheiten: 30 IBU
Alkoholgehalt: 5,5 % Vol.

No. 36: Goldgräber, Landgang Brauerei – Hamburg

Ganz frisch aus dem Sudkessel in Hamburg-Altona abgefüllt: “Goldgräber”, ein Pale Ale. Das ideale Bier für einen warmen Frühlingstag. Und heute bei mir im Verkostungsglas.

Die Brauerei/Der Braumeister

Ich fasse mich hierzu an dieser Stelle kurz. Mit dem Barley Wine “hop the barrel” und dem Frischhopfen-Pale Ale “Hopfnung” habe ich bereits zwei Biere von der Landgang Brauerei verkostet. Mehr über die Brauerei könnt ihr in diesen Blogbeiträgen lesen.

Das Bier

Ein Pale Ale fehlte bislang im Standardsortiment von Landgang. Mit dem “Goldgräber” wurde die “Tap-List” nun um ein hervorragendes Pale Ale bereichert.

Eingebraut wurden dieses goldgelbe und leicht trübe Pale Ale mit den amerikanischen Aromahopfen Simcoe und Amarillo. Für ein Pale Ale durchaus gängige Hopfensorten.

Was fällt beim Einschenken und dem ersten Riechen auf? Es dauert eine Weile bis die helle, feinporige Schaumkrone die fruchtigen und harzigen Hopfenaromen freigibt. Nachdem sich die Schaumkrone verflüchtigt hat, werden dieses Aromen intensiver. Im Antrunk kommt der “Goldgräber” mit einem Hauch zitrusfruchtiger Aromen daher, die dann abgelöst werden von Geschmackserlebnissen, die eher an süße Früchte wie Pfirsich oder Aprikosen erinnern. Die süßen Nuancen verstärken sich dann in dem süßlichen und smoothigen Finish, in dem auch eine länger anhaltende, moderate Bittere seine Spuren hinterlässt. Hier zeigt der Simcoe-Hopfen mit seinem Alphasäure-Anteil von über 13% ganze Wirkung.

Fazit

Das “Goldgräber”-Pale Ale von Landgang schlägt den Bogen von zitrusfruchtigen, harzigen Hopfenaromen über süßlichen Noten bis hin zu einem bitteren Ausklang. Das Ganze harmonisch und gut ausbalanciert, was im Ergebnis zu einer hohen Drinkability führt. Zu gut deutsch: das kann man gut trinken. Also, Cheers und Ahoi!

Die Eckdaten:

Bierstil: Pale Ale
Hopfen: Amarillo, Simcoe
Bittereinheiten: k.A.
Alkoholgehalt: 5,2 % Vol.

No. 33: The Chameleon, Baltic Brewery – Sörup

Ein neues Bier einer neuen Brauerei: “The Chameleon”, ein Pale Ale der Baltic Brewery aus Sörup, gebraut und abgefüllt bei der Wittorfer Brauerei in Neumünster.

Die Brauerei/Die Braumeister – The Baltic Brewery

Das schönste Bundesland der Welt ist um eine Craftbier-Attraktion reicher: In Sörup – wir Schleswig-Holsteiner wissen, dass dieser Ort irgendwo wischen Flensburg und Eckernförde liegt – tüfteln Paul Alford und Martin Molzen an eigenen, handgemachten Bieren. Ende des vergangenen Jahres haben die beiden mit ihrer Baltic Brewery den ersten Sud abgefüllt und bringen diesen nun unters bier-durstige Volk. Bislang sind die beiden als Gypsy-Brewer unterwegs, das heißt, sie nutzen fremde Brauereien um ihre Sude in einer entsprechenden Menge zu brauen. Für die Zukunft ist aber durchaus einiges geplant: weitere Biere und vielleicht sogar eine eigene Brauerei mit Taproom. Das Motto der beiden: “Crafting great beer locally.”

Das Bier

Nun habe ich “The Chameleon”, das erste Bier dieser noch jungen Brauerei, das bei der Wittorfer Brauerei in Neumünster gebraut wurde, im Glas. Dem Etikett nach “a darker pale ale” mit einem Alkoholgehalt von 6,7 Vol. %. Leider kann ich dem Etikett nicht entnehmen, welche Hopfensorten verwendet wurden. Braumeister Martin hat es mir nach einer kurzen Anfrage schnell verraten: als Bitterhopfen Columbus, Citra und Vic Secret als Aromahopfen, mit dem das Bier “gestopft” wurde. Dazu die drei Malze: Pale Ale, Crystal und Dark Crystal. Es spannende Hopfenkombination, die definitiv neugierig macht. Also schauen wir mal, was dieses Pale Ale so drauf hat.

Das Bier mit seiner brauen Farbe und der überschaubaren Schaumkrone erinnert mich an ein Brown Ale. Ich verweile aber nicht lange beim Betrachten des Bieres. Der fruchtige Duft lenkt ab und baut die Spannung auf den ersten Schluck auf. Im Antrunk wird es fruchtig. Der Geschmack erinnert an mich Ananas und tropische Früchte wie Mango, Passionsfrucht und auch Pfirsich. Dieses fruchtige Hopfenaroma, für das vor allem der australische Aromahopfen Vic Secret verantwortlich ist, wird dann aber schnell abgelöst von einer vollmundigen, würzigen, harzigen und süßlichen Phase. Nach diesem Übergang kommt es dann zu einem IPA-typischen Finish: trocken, mit einer lang anhaltenden Hopfenbittere. Braumeister Martin meint, dass das Chaemleon zwar als Pale Ale deklariert ist, in Wirklichkeit aber ein feines IPA geworden ist. Da ist was dran.

Fazit

“The Chameleon” spannt den Bogen von einem Brown Ale bis hin zu einem IPA. Es ist wandelbar wie ein Chamäleon… Chapeau! Ich bin gespannt auf die nächsten Biere der Baltic Brewery.


Die Eckdaten:

Bierstil: Pale Ale/IPA
Hopfen: Columbus, Citra, Vic Secret
Bittereinheiten: 43
Alkoholgehalt: 6,7 % Vol

No. 29: Wilde Hefen, Branta Brauerei – Niebüll

Eine neue Biergeschichte aus dem hohen Norden mit folgenden Bestandteilen: einem Hobby-Ornithologen, einer Warft und wilden Hefen. Dabei kommt heraus: Branta Brauerei aus Niebüll in Nordfriesland. Eine kleine Heim-Brauerei mit dem speziellen Fokus auf Hefen. Ich habe das “Wilde Hefen”, ein Wild Ale verkostet.

Der Braumeister / Die Brauerei

Nordfriesland, das ist diese Landschaft, in der die wenigen Bäume immer schief sind und man mittags bereits sieht, wer zum Abendessen kommt. Und es ist eine Gegend, die bislang wohl kaum jemand mit Bier in Verbindung bringt. In Nordfriesland gibt es nun aber auf einer Warft direkt hinterm Deich seit diesem Jahr das Ebbüller Brauhaus. Dort werden verschiedene handwerkliche Biere gebraut (leider kenne ich diese noch nicht). In diese Brauerei hat sich Carsten Jepsen eingemietet.

Carsten Jepsen ist der Kopf hinter der Branta Brauerei. Geboren in Niebüll, dann zum Studium quasi in die weite Welt außerhalb Schleswig-Holsteins gezogen, Bier und Brauereien kennengelernt, um dann mit einer fixen Idee an den Heimbraukessel zurückzukehren. Die fixe Idee war nicht nur das Bierbrauen an sich, sondern das Experimentieren mit Hefen. Herausgekommen sind dabei mittlerweile verschiedene, besondere und komplexe Biere, die in kleinen Mengen gebraut werden und nach und nach den Weg in die norddeutsche Craftbier-Szene finden.

Das Bier – “Wilde Hefen”, ein wildes Ale

Als Liebhaber hopfenbetonter Biere wage ich mich nun an eines, bei dem nicht der Hopfen oder das Malz sondern die Hefe den Ton angeben. Für seine “helle, obergärige Bierspezialität” verwendet Carsten Brettanomyces-Hefen und eigene, wilde, obergärige Haushefen auf Basis eines Brettanomyces-Stamms. Diese dann für 2 Monate gemischt gegoren. Flaschengärung, Nachgärung und weiteres Reifen der Hefen verändern das Aroma der Hefen und damit das des Bieres dann weiter.

Schon beim Einschenken des Bieres aus dieser 0,375 Liter Flasche zeigt sich die Wirkung der Hefen. Das ist man ordentlich karbonisiert und ganz schön sprudelig, dieses hellgelbe, naturtrübe Bier mit seiner weißen, kurz beständigen Schaumkrone. Vom Geruch her erinnert es mich an ein Saison: etwas säuerlich und grasig. Spannend wird es dann beim ersten Schluck: der säuerliche Charakter entwickelt sich schnell einem fruchtigen Aromakomplex, der sowohl leicht süßliche, bananige Elemente als auch fruchtig-zitronige Noten hat. Ich bin wirklich beeindruckt, was sich aus diesen Hefen zaubern lässt. Das ist ein äußerst leckeres, erfrischendes Sommerbier – auch mit einem Alkoholgehalt von 6,0 Vol. %. Ich habe nur einen Fehler gemacht: Ich habe das Bier bei Schietwetter im Herbst getrunken.

Für eine Flasche “Wilde Hefen” musste ich mich nicht mal auf den Weg nach Nordfriesland machen, sondern konnte diese im weltbesten Bierladen Brewcomer beziehen.

Fazit

Branta Brauerei – das ist ein weiterer Hot-Spot in der Craftbier-Landschaft. Wilde Hefen hinterm Deich bei salzhaltiger Luft scheint ne irre Kombination zu sein. Das “Wilde Hefen” hat es in sich. Kompliment an Carsten Jepsen!

 

 

 

 

 

Neues von Czernys: das Ariana Sommer Pale Ale und ein Ausschank am Strand

Czernys Ausschank

Der Falckensteiner Strand ist um eine gastronomische Attraktion reicher: direkt neben der Deichperle gibt es nun einen kleinen, aber feinen Ausschankraum der Czernys Küstenbrauerei. Geöffnet hat der Ausschank am Wochenende. Jan und Jasmin bieten dann unweit ihrer Brauerei in der Festung Friedrichsort eine Auswahl ihrer Biere frisch vom Fass an. Das kann sich sehen lassen! Zum Eröffnungsabend des neuen Ausschanks habe ich dort vorbeigeschaut. Czernys und die Deichperle scheinen sich prima zu ergänzen. Die Deichperle sorgen für strandtypisches Essen wie Burger und Pommes und nebenan gibt es dann nun mal endlich richtig gutes Bier am Strand.

Das Ariana Sommer Pale Ale

Und von diesen Vier richtig guten Bieren, die es an dem Abend frisch vom Fass gab, habe ich mich – passend zum Wetter – für das Ariana Sommer Pale Ale entschieden. Dieses leicht trübe, goldgelbe Pale Ale mit der Förde im Hintergrund ist schon eine Augenweide. Jan hat dieses Pale Ale mit dem Ariana-Hopfen gebraut, also ein single-hopped Pale Ale. Der Geruch ist wenig intensiv. Es riecht etwas harzig und nach Getreide. Der erstes Schluck dieses leichten und schlanken Ales beginnt dann auch mit diesen dezenten harzigen und floralen Noten. Beim zweiten Schluck wird es fruchtiger. Der Ariana-Hopfen mit seinen unterschiedlichen fruchtigen Noten kommt dann zur Geltung und entfaltet sich im Abgang. Er verleiht dem Ale dabei aber sehr feine, fruchtige Aromen und trägt nicht zu dick auf. Insgesamt ein leichtes und erfrischendes Ale, dass geringe Bitternoten aufweist. Mit seinem Alkoholgehalt von 4,0 Vol. % passt es perfekt zu einem Strandtag. Als Experimental Sud No. 24 gibt es das Summer Ale auch in der Bügelflasche im örtlichen Fachhandel, u.a. bei Brewcomer.

No. 15: Kena Island Ale, Pöide Brewery – Estland

Mit dem Kena Island Ale der Pöide Brewery stelle ich ein weiteres estnisches Craftbeer vor. Ich bin zwar noch nie in Estland gewesen, verfüge aber über verlässliche Lieferanten 😉 Aus Estland habe ich bereits Muddis Golden Ale verkostet.

Die Brauerei

Bierbrauen hat in Estland und insbesondere auf der Insel Saaremaa eine lange Tradition. Diese Tradition greift die kleine Pöide Brauerei, benannt nach dem Ort Pöide, auf. Koit und Kristel gingen 2013 an den Start. Bereits nach kurzer Zeit platzte die Brauerei, eine Scheune, aus allen Nähten und ein Umzug war erforderlich. Die neue Braustätte konnte dann in der Inselhauptstadt in einem alten Industriegebäude eingerichtet werden. Dort werden mittlerweile unterschiedlichste Bierstile gebraut, darunter ein Roggen Ale, ein Imperial Brown Ale oder ach ein Wiener Lager. Das ist ein ganz spannendes Sortiment.

Das Bier

Pöide – Kena Island Ale

Das Kena wird als Island Ale bezeichnet, einigen wir uns also auf ein Ale. Das Design des Etiketts hat irgendwie etwas leicht altertümliches und ist bewusst schief aufgebracht. Sieht ganz gut aus.

Für ein Ale finde ich dieses goldgelbe Bier recht klar, es weist nur eine schwache Trübung auf. Die Schaumkrone ist mittelprächtig ausgeprägt und von kurzer Dauer. Fruchtige Aromen, die für meinen Geschmack an Pfirsich oder auch Melone erinnern, machen sich beim Geruch bemerkbar. Das ist schon mal ein guter Start. Im Antrunk ist das Ale dann erstaunlich süßlich und malzbetont. Mir fehlt es hier aber dann doch etwas an Kohlensäure. Auf diesen Malzkörper sind dann die fruchtigen Hopfenaromen gebettet, die dem Ale eine markante Fruchtnote geben. Diese Kombination aus Fruchtaromen und dem süßlichen, karamelligen Malzkörper harmoniert prächtig. Zum Abschluss kommen dann dezente Bitternoten zum Vorschein und runden das Ale ab.

Fazit

Das Kena Island Ale hat was. Fruchtige Aromen treffen auf einen süßlichen Malzkörper.


Die Eckdaten:

Bierstil: Ale
Hopfen: Simcoe, Citra und Aurora
Bittereinheiten: 25 IBU
Alkoholgehalt: 5,2 % Vol


Die Höker:

Tja, das Kena gibt es mit Sicherheit irgendwo in Estland zu laufen. Hier in Deutschland habe ich es bislang in keinem Laden gesehen. Also ab nach Estland oder online sein Glück versuchen.

No. 13: Muddis Golden Ale, Muddis Brewery – Estland

Heute verkoste ich ein Mitbringsel, das Golden Ale der Muddis Brewery aus Estland. Meine Begeisterung für Craftbeer hat sich mittlerweile bei Freunden und Verwandten herumgesprochen, so dass ich häufiger mit tollen Bieren als Mitbringseln von Urlauben oder Geschäftsreisen überrascht werde. Danke dafür!

Die Brauerei und der Braumeister

Von einer Geschäftsreise nach Tallin hat mein Bruder mir dieses Golden Ale der Muddis Brewery aus Estland mitgebracht. Muddis hat nichts mit dem Muddi Markt auf der Kieler Woche zu tun. Es ist eine alte Brauerei, deren Geschichte bis in das 17. Jahrhundert zurück geht. Im Jahr 2014 wurde sie dann von dem Braumeister Marius Vahur als Craftbeer-Brauerei wieder zum Leben erweckt. Mittlerweile brauen Muddis’ Jungs unterschiedliche Bierstile wie Pils, Bock, Saison – alle unfiltriert und unter Verwendung des Wassers aus einem Wasserschutzgebiet in Estland.

Das Bier
So viel zur Vorgeschichte. Kommen wir nun zum Bier selber, einem Golden Ale:

Deutlich im Foto ist die mächtige Schaumkrone zu sehen. Ich hatte lange kein Bier, was derart schäumte. Nachteil, es dauert mit de Eingießen und dem ersten Schluck länger. Dafür bleibt aber mehr Zeit das Bier zu betrachten: schöne goldene Farbe mit einer kräftigen Trübung. Nachdem der Schaum dann verflogen ist, macht sich der Geruch der Hefenoten bemerkbar: leicht bananig, an ein Weizen oder White Ale erinnernd. Mit dem ersten Schluck verdrängt der Malzkörper mit feinen Karamellnoten die Hefenoten. Im Abgang kommen dann dezent und den Malz- und Hefenoten untergeordnet die Hopfen Summit und Summer zu Vorschein.

Fazit:

Unterm Strich ein süffiges Sommerbier, das irgendwo zwischen White Ale, Saison und Pale Ale pendelt. Von der Schaumkrone nicht abschrecken lassen.

Empfehlung: bei einem Estland-Besuch unbedingt auch die anderen Biere von Muddis austesten!

Die Eckdaten:

Bierstil: Golden Ale
Hopfen: Summit, Summer
Bittereinheiten: 18 IBU
Alkoholgehalt: 5,2 % Vol.


 

No. 12: Pazifikus Pale, Höppners – Postfeld

Mit einem Bier von Höppners begann mein Einstieg in die Welt der Craftbiere. Mein erstes Tasting bei Brewcomer wurde mit Höppners “Lieblingssaison” eröffnet. Ein Bier, das von dem Verkoster hoch gelobt wurde und an dem auch ich Gefallen gefunden habe. Seitdem bin ich immer wieder gespannt auf neue Kreationen der kleinen Brauerei aus Postfeld in Schleswig-Holstein. Postfeld, das ist so ein kleines Dorf an der B 404 zwischen Kiel und Bad Segeberg. Dort treibt Braumeister Nickels Höppner sein Unwesen und zaubert auf dem elterlichen Hof verschiedene Kreativbiere zusammen. Wenn der Testsud dann ausgereift ist, geht es zum Brauen nach Grönwohld, etwa 70km entlang der B404 nach Süden.

Seit einigen Monaten ist nun Höppners Pazifikus Pale in den gut sortierten Bierregalen im Norden zu finden. Mal so vorab: das Etikett ist echt ein Hingucker. Der Ausschnitt einer Weltkarte mit dem Pazifik ziert die Flaschen. Das Etikett ist Programm. Für dieses Pale Ale wurden vier Hopfensorten von der amerikanischen und tasmanischen Pazifikküste verwendet.

Nicht nur die Flasche ist ein Hingucker. Auch das Bier im Glas. Kräftige Bernsteinfarbe,mit einem stabilen, ganz leicht cremigen Schaum. Und was machen die vier Hopfen: sie verspüren schon vor dem ersten Schluck die für die vier verwendeten Hopfensorten Amarillo, Cascade, Galaxy und Simcoe typischen Fruchtnoten, die mich stark an einen Cocktail aus Pfirsich, Melone und Zitrusfrüchten erinnern. Im Antrunk kommen diese fruchtigen Aromen gut zur Geltung und werden dann von den Bitternoten abgelöst. Die Bittere ist kräftig, aber nicht zu aufdringlich. Der Aroma-Part der Hopfen überwiegt. Schließlich bilden die Malze einen süßlichen, karamelligen Abschluss. Insgesamt ist das Pazifikus Pale rund und ausgewogen. Für mich ein prima Feierabendbier. Und wieder einmal etwas richtig Gutes aus Höppners Braukessel.

Fazit:

Schönes Zusammenspiel von vier Hopfen-Klassikern. Hohe Drinkabality!


Die Eckdaten:

Bierstil: Pale Ale
Hopfen: Amarillo, Cascade, Galaxy, Simcoe
Bittereinheiten: 35 IBU
Alkoholgehalt: 5,6 % Vol.


Die Höker:

Das „Pazifikus Pale“ gibt es bei:

  • Brewcomer, Kiel
  • Markttreff Barkauer Land, Kirchbarkau

 

No. 11: WildHopp, Wildwuchs Brauwerk/Hopper Bräu – Hamburg

Es ist mal wieder an der Zeit ein Bier aus Hamburg, der heimlichen Craftbeer-Hauptstadt in Deutschland, vorzustellen. Verkostet habe ich das “WildHopp”, ein Kollaborationsbräu der beiden Hamburger Brauereien Wildwuchs Brauwerk und Hopper Bräu.

Entdeckt habe ich dieses Frischhopfen-Ale auf den Kieler Craft Bier Days 2017 und habe es am Wildwuchs Stand als Restbestand auf Empfehlung des Wildwuchs-Braumeister Fiete erworben. Fiete, das ist Friedrich Carl Richard Matthies, aus Hamburg-Finkenwerder. Seit 2014 ist Fiete mit Wildwuchs Brauwerk am Markt. Gebraut wird in Bleckede an der Elbe  – noch. Am späten Abend auf den Kieler Craft Bier Days berichtete Fiete – feiner Kerl und tolle Biere – von seinen Plänen, einen Braustätte direkt in Hamburg aufzuziehen. Eine Braustätte mitten in Hamburg-Altona das gibt es schon bei Hopper Bräu. Hopper Bräu – das ist Sascha Bruns mit seinem Team. Die Jungs haben sich mit zahlreichen spannenden Kreationen einen Namen gemacht.

Aber nun zu dem WildHopp:

Das WildHopp ist ein Frischhopfen-Ale. Ein Frischhopfen-Ale an sich ist schon eine tolle Sache. Der frisch geerntete Hopfen kommt direkt in den Sud. Das WildHopp setzt einen drauf: es wurden Hopfen, der in Hamburg angebaut wird, verwendet.

Im Glas angekommen, ist die Blume gleich weg. Es erinnert im Glas stark an ein englisches Ale im Pub: kaum Schaum, wenig Kohlensäure. Die Farbe ist goldgelb mit einer feinen Trübung. Dafür machen sich die sehr fruchtigen Hopfenaromen mit Orangennoten beim Geruch bemerkbar. Kräftige, fruchtige Hopfennoten werden kombiniert mit weichen, leichten Malznoten und machen dieses Frischhopfen-Ale zu einem süffigen Sommerbier. Ich muss sagen, da haben die beiden Braumeister etwas richtig gutes kreiert. Man darf auf die nächste Hopfenernte gespannt sein.