No. 18: Rekord, Turbinenbräu AG – Zürich


War neulich mal in Zürich und habe mir von dieser Reise das “Rekord” von der Turbinenbräu AG mitgebracht. Warum? Mein Verwandter aus Zürich hat mir Biere der Turbinenbräu AG empfohlen und zugleich haben mich das Etikett im Retrolook und das an Tesla erinnernde Logo auf dem Kronkorken angesprochen.

Die Brauerei – Turbinenbräu AG, Zürich 

Die Turbinenbräu AG feiert in diesem Jahr quasi ihr 20jähriges Jubiläum. Als Reaktion auf das Brauereisterben in Zürich in den 80er und 90er Jahren gründeten drei Züricher 1996 die Turbinenbräu AG und produzieren seit 1997 natürliche Biere für den lokalen Markt. Bereits 2002 erfolgte eine Ausweitung der Brauereikapazitäten. Mittlerweile ist die Turbinenbräu AG die größte Brauerei des Kantons Zürich. Lange vor der Craftbeer-Welle hat sich in Zürich also eine Brauerei auf das craftige Brauen von Bieren mit hochwertigen Rohstoffen und den Verzicht auf Konservierungsstoffen besonnen.

Das Bier

“Spezialbier” ist dem stylischen Retroetikett zu entnehmen. Was ist denn bitte ein Spezialbier frage ich mich? Es handelt sich um ein untergäriges Bier, pilsener Brauart. Bei der Recherche stoße ich auf ein Abkommen zwischen der Schweiz und der damaligen Tschechoslowakei vom 16.11.1975, das die Verwendung und Bezeichnung von landestypischen Produkten regelt. Demnach durfte in der Schweiz der Begriff “Pilsener” nicht verwendet werden und in der Tschechoslowakei etwa die Bezeichnung “Emmentaler” nicht. Das ist mal eine Erklärung.

Dieses Spezialbier ist also ein untergäriges Bier mit einer rotbraunen Farbe, bei dem Münchener Malze verwendet wurden. Amber Pils vielleicht? Passt irgendwie.

Das “Rekord” ist unfiltriert und naturtrüb. Es weist eine ordentliche, beständige Schaumkrone auf. Der Malzkörper verleiht dem Bier ein süßliches, karamelliges Aroma mit leichten Röstnoten. Es mischen sich für meinen Geschmack jedoch auch würzige und etwas erdigen Aromen darunter. Diese Hopfenaromen treten nur dezent in Erscheinung. Es wurden die beiden Hopfen Perle und Golding dem “Rekord” im Whirlpoolverfahren zugegeben. Unterm Strich ein mildes, süffiges Bier.

Von der Turbinenbräu AG hatte ich bereits das “Goldsprint” auf einem Tasting verkostet. Ebenso ein sehr leckeres, goldgelbes Bier, natürlich ein Spezialbier.

Fazit

Cooles Etikett, verwirrende Bezeichnung, mehr Malz als Hopfen. Kann man gut trinken!

Die Eckdaten

Bierstil: “Spezialbier”, untergärig (Pils)
Hopfen: Perle, Golding
Bittereinheiten: k.A.
Alkoholgehalt: 5,0 % Vol

Die Höker

Das “Rekord” und die anderen Biere der Turbinenbräu AG gibt es in Zürich in zahlreichen Gaststätten und Lebensmittelläden. Ich war hier:

Ein Rückblick auf mein Tasting No. 9

Vor kurzem hatte ich Gäste zu meinem neunten Tasting zu Besuch. Seit dem letzten Tasting habe ich wieder einige Biere zusammengesucht. Darunter Klassiker, Urlaubsentdeckungen, leichte Sommerbiere und Empfehlungen von meinem Händler des Vertrauens (Brewcomer). Die Gäste waren sowohl Industriebierenthuisiasten, Biertrinker mit eigener Brauerfahrung und Neueinsteiger in die Welt der Craft-Biere.

Es war ein unterhaltsamer Abend mit einigen Überraschungen. Aber lest selber meine kurze Zusammenfassung:

1. Rasenmäher, Lager; Ratsherrn, Hamburg
Leichtes, kaltgehopftes Lager. Ideal für den Beginn eines Tasting oder eben zum Rasenmähen. Nicht so meins, die Gäste waren recht angetan und wollten gleich in den Garten 😉

2. Prototyp, Lager; Kehrwieder Kreativbrauerei, Hamburg
Ein Klassiker unter den Craftbieren. Zeitlos. Ein kaltgehopftes Lager, das erste seiner Art. Hat zahlreiche Preise abgeräumt, meine Gäste allerdings nicht so abgeholt, wie erwartet.

3. Goldsprint, Spezialbier; Turbinenbräu, Zürich
Ein für die Schweiz typisches untergäriges Spezialbier, mit kräftiger Bittere im Abgang. Gebraut von Turinenbräu in Zürich. Die sind seit 1997 am Werk, also lange vor der Craftbier-Welle.

4. Brügge, belgisches Saison; Buddelship, Hamburg
Schon wieder Hamburg. Das Brügge ist ein belgisches Saison, passend zum Spätsommer. Schön frisch und hefe- und hopfen-aromatisch. Kam gut an. Platz 2.

5. Chopfab Summer, White Ale; Doppelleu, Winterthur
Und noch eine Entdeckung aus der Schweiz. Passt in der Abfolge gut zum Brügge. Getrennte Vergärung zweier Hefen dazu ein Hopfen aus Neuseeland. Passt. Platz 3.

6. Eden, Pale Ale; Yankee & Kraut, Ingolstadt
Mir fehlte für das Tasting lange Zeit noch ein passendes Pale Ale. Bin dann auf das Eden von Yankee & Kraut gestoßen. Gut, das Etikett ist schon stylish, aber von den Jungs aus Ingolstadt wollte ich schon immer mal was auftischen. Diese Pale Ale war so bisschen mein Favorit. Mir hat es gefallen, schön hopfig in Richtung IPA mit ner ordentlichen Portion fruchtiger Aromen. Den Gästen nicht.

7. Tough Guy, East Coast Pale Ale; Sudden Death, Timmendorfer Strand
Eishockeyverrückte Craftbier-Brauer, das sind Oliver Schmökel und “Ricky” Nagel aus Timmendorfer Strand (dem Norddeutschen ja auch als Eishockey-Hochburg bekannt). Das Tough Guy Ale war der nächste Versuch, meine Gäste für Pale Ales zu begeistern. Nicht gelungen. Zu bitter und zu aromatisch. Aber genau das hat mir gefallen. Hab ne glatte 2 gegeben. Mehr davon, Jungs!

8. Nya Världens India Pale Ale, India Pale Ale; Poppels, Schweden
Coole Flasche, 50 IBU, 6,5% Umdrehungen. Ein abgerundetes und harmonisches IPA. Mein Favorit des Abends. Aber eben auch nur meiner 😉

9. Nr. 23, Porter; Grebhans, Bremen
Mein zweiter Versuch mit einem Bier von der kleinen Brauerei Grebhans aus Bremen. Nachdem ich mit dem Gevatter Stout X, einem Imperial Espresso Milk Stout, so richtig baden gegangen bin, hat dieser Spezialsud Nr. 23, ein Porter, das 9. Tasting für sich entscheiden können. Das hatte ich noch nie, dass ein Porter ausnahmslos Begeisterungsstürme hervorgerufen hat. Wow! Natürlich liegt es immer auch an den persönlichen Vorlieben der Gäste. Aber das hier war auch richtig gut: nicht zu süß, kräftige Röstaromen gepaart mit Schokonoten. Perfekt. Und eine richtig tolle Empfehlung der Brewcomer-Mitarbeiterin und Redakteurin des Craftbeer-Magazins Michal E. Plümer! Danke!

10. Roundhouse Kick, Imperial Stout; Crew Republic, München
Das ist nix für Anfänger (und auch zum Abschluss eines Tasting-Abends eine echte Herausforderung): 71 IBU, 9,2 Vol. %. Hier ist alles in Mengen drin: Hopfen, Malz, Alkohol. Kann man mal haben. Aber nicht so oft.