No. 22: Trick 17, Wittorfer Brauerei – Neumünster

Der Norden holt auf. Zwar ist die absolute Anzahl der Brauereien in Hamburg und Schleswig-Holstein im Vergleich zu Bayern immer noch deutlich geringer, doch ist der Zuwachs an Brauereien in den vergangenen Jahren im Norden im bundesweiten Vergleich am stärksten. Der neueste Stern am schleswig-holsteinischen Brauerei-Himmel ist die Wittorfer Brauerei in Neumünster.

Die Brauerei

Nachdem die beiden Jungs der Wittorfer Brauerei, Torsten Behrend und Henning Freese, in 2017 mit einigen ersten Testsuden anfingen, ging es Anfang 2018 offiziell los. Die Brauerei samt Ausschank wurde eröffnet. Seitdem erobern neue, kreative Biere den Markt. Ich habe mich dann also mal an einem Freitagnachmittag auf den Weg nach Neumünster gemacht. Warum freitags? Jeden Freitag ab 15 Uhr ist der Ausschank in der Brauerei geöffnet. Dann können die verschiedenen Biere probiert und auch für den Abtransport nach Hause gekauft werden.

In einer alten Industriebrache unweit des Hauptbahnhofes, aber etwas versteckt, hat man geeignete Räumlichkeiten gefunden. Gärtanks, Ausschank, Bänke und Stehtische unter einem Dach. Das ganze in diesen alten Räumlichkeiten – macht Eindruck. Und es hat sich rumgesprochen in Neumünster. Als ich dort gewesen bin, war der Ausschankraum gut gefüllt.

Ich habe mir dann mal eine kleine Auswahl mitgenommen. Die gibt es praktischen 3er-Trägern zu je 5 €. Die Bandbreite der Bierstile ist bereits groß. Von einem Kölsch, über Pils, Weizen, Bock, Pale Ale bin hin zu einem Imperial Stout. Da ist fast alles dabei. Ich habe mir mal das “Schickeria”, ein Münchener Dunkel, das “Trick 17” Pale Ale, das “Ping Pong” Pils, “Kuddels große Hafenrundfahrt”, ein Dry Irish Stout und das “Kladderadatsch”, ein DDHNEIPA (double dry hopped new england india pale ale) mitgenommen. Was haben alle Biere gemeinsam: klare, farbige Gestaltung der Etiketten und ausgefallene Namen.

Das Bier

Ok, schon wieder ein Pale Ale. Ich stehe auf diesen Bierstil. Mit dem “Trick 17” nun ein American Pale Ale. Für ein American Pale Ale werden jüngere, amerikanische Aromahopfen verwendet, die dem Pale Ale ausgeprägte fruchtige Noten verleihen.

Schauen wir erstmal auf das Etikett und die Beschreibung der Braumeister:

“Wir lieben Hopfen, aber für manche Sorten brauchen wir schon Trick 17, um genug davon für unser Bier zu besorgen. Damit es spannend bleibt, wechseln wir die Hopfenmischung für jeden neuen Sud. Prost!”

Das Prinzip, die Hopfenzugabe bei den einzelnen Suden zu ändern, kennen wir bereits u.a. vom Braukollektiv aus Freiburg mit Ihrem Ziggy. Dieser Sud ist mit den beiden Hopfen Nelson und Citra eingebraut. Beide Hopfen stehen wir kräftige Fruchtaromen und lassen schon vorab erahnen, dass dieses Pale Ale ein durchaus fruchtiges Erlebnis wird. Während der Citra-Hopfen für ein breites Aroma-Profil von Zitrusfrüchten bis hin zu Litschi, Pfirsich und Beeren steht, bringt der Nelson Sauvin Traubenaromen ins Bier.

Bei der Farbe des Biere und dem hellen, feinporigen Schaum erinnert es zunächst an ein Pils, wären da nicht die intensiven, fruchtigen an Zitrusfrüchte erinnernden Aromen, die sogleich in die Nase dringen. Vom Geruch her fast wie bei einem IPA.

Anders als bei einem IPA ist der Flavour beim Trinken dann aber wesentlich zurückhaltender. Dezente fruchtige Noten eingerahmt von einem schlanken Malzkörper machen das ganze zu einem frisch-fruchtigem Genuss. Im Abgang wird das ganze dann von einer feinen, nicht zu starken Bitterkeit abgerundet. Im Mund wird es leicht trocken.

Fazit

Eine bemerkenswerte Interpretation eines American Pale Ale. Fruchtig und leicht. Die Wittorfer Brauerei in Neumünster ist ein Ausflug wert.

Die Eckdaten

Bierstil: American Pale Ale
Hopfen: Nelson, Citra
Bittereinheiten: 30 IBU
Alkoholgehalt: 5,2 % Vol

Die Höker

Bislang gibt es die Wittorfer Biere nur direkt in der Brauerei, immer freitags ab 15 Uhr.

Update 10.04.2018: eine Auswahl aus dem Sortiment der Wittorfer Brauerei gibt es aktuell auch in Kiel bei Brewcomer.

No. 21: Hygge Hibernation, Von Freude – Hamburg

Es ist Winter in Norddeutschland. Tagsüber Frost und nachts klirrende Kälte bei zweistelligen Minustemperaturen. Ich bin froh darüber, denn so kann ich das “Hygge Hibernation” – kurz Hygge – der Von Freude Brauerei aus Hamburg unter perfekten Rahmenbedingungen verkosten. So ein Winter Ale oder für dänische Verhältnisse typisches Julebryg schmeckt eigentlich nur oder besonders gut im Winter. Von Freude habe ich bei einer meiner ersten Verkostungen – dem Ale Primeur – bereits vor etwa einem Jahr einmal kurz vorgestellt. Daher hier nur ein ganz kurzer Abriss: Von Freude, das sind Natalie und Martin, die quasi als Quereinsteiger zum Bierbrauen gekommen sind und das nun mittlerweile seit 2013 erfolgreich in Hamburg tun. Damals quasi Pioniere. Der nächste Schritt ist die Eröffnung eines Flagship-Stores in der Hamburger Innenstadt. Ja, der Erfolg von Craftbeer… Ich finde es klasse!

So und nun zu dem “Hygge”. Hygge ist derzeit ein etwas überstrapazierter dänischer Begriff, der für Gemütlichkeit steht. In so manchem Schaufenster eines Buchladens finden sich mitunter zahlreiche Bücher, die irgendetwas mit Hygge zu tun haben. Für uns Schleswig-Holsteiner ist das nichts komplett Neues. Wir nennen das dann mitunter nur muggelig.

Das Bier

Ich habe mir das nun also richtig muggelig gemacht: Feuer im Ofen, Morcheeba auf die Ohren, Jogginghose an, Beine hoch und das Bier auf. Im Glas sieht das erstmal ganz normal aus. Ein wenig heller als ein Stout, mit einem schönen, braunen Farbton – dunkler Bernstein oder so. Schaum: gibt es ordentlich, stabil und feinporig. Bislang alles ganz normal. Also mal die Nase tief in Glas stecken: oh, Ingwer, Gewürze und irgendetwas, was etwas strenger in die Nase zieht. Das erinnert schon irgendwie an Weihnachtsmärkte. Beim ersten Schluck kommen dann gleich dezente Ingweraromen und Gewürze zum Vorschein. Was mag da alles drin sein? Das verraten auch Natalie und Martin nicht. Vielleicht ist da etwas Nelke drin und auch ganz bisschen Organenaromen. Wer weiß. Dieses komplexe Geschmacksgebilde bettet sich in einen süßlichen und kräftigen Malzkörper ein. Die drei Hopfensorten Chinook, Centennial und Cascade sorgen sowohl für eine anständige Hopfenbittere als auch für zusätzliche fruchtige Noten. Das “Hygge” ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig gewinnt dann aber deutlich an Fahrt und weiß nach mehreren Schlücken zu gefallen. Spannende Komposition. Hut ab!

Fazit

Das ist in jedem Fall etwas für Liebhaber dunkler Biere. Ausprobieren lohnt sich. Aber nur im Winter.

Die Eckdaten

Bierstil: Julebryg, Winter Ale
Hopfen: Chinook, Cascade, Centennial
Bittereinheiten: 50 IBU
Alkoholgehalt: 7,2 % Vol

Die Höker

Von Freude Biere gibt es zahlreichen Fachgeschäften. Ich habe das “Hygge” hier geshoppt: