Der Norden holt auf. Zwar ist die absolute Anzahl der Brauereien in Hamburg und Schleswig-Holstein im Vergleich zu Bayern immer noch deutlich geringer, doch ist der Zuwachs an Brauereien in den vergangenen Jahren im Norden im bundesweiten Vergleich am stärksten. Der neueste Stern am schleswig-holsteinischen Brauerei-Himmel ist die Wittorfer Brauerei in Neumünster.
Die Brauerei
Nachdem die beiden Jungs der Wittorfer Brauerei, Torsten Behrend und Henning Freese, in 2017 mit einigen ersten Testsuden anfingen, ging es Anfang 2018 offiziell los. Die Brauerei samt Ausschank wurde eröffnet. Seitdem erobern neue, kreative Biere den Markt. Ich habe mich dann also mal an einem Freitagnachmittag auf den Weg nach Neumünster gemacht. Warum freitags? Jeden Freitag ab 15 Uhr ist der Ausschank in der Brauerei geöffnet. Dann können die verschiedenen Biere probiert und auch für den Abtransport nach Hause gekauft werden.
In einer alten Industriebrache unweit des Hauptbahnhofes, aber etwas versteckt, hat man geeignete Räumlichkeiten gefunden. Gärtanks, Ausschank, Bänke und Stehtische unter einem Dach. Das ganze in diesen alten Räumlichkeiten – macht Eindruck. Und es hat sich rumgesprochen in Neumünster. Als ich dort gewesen bin, war der Ausschankraum gut gefüllt.
Ich habe mir dann mal eine kleine Auswahl mitgenommen. Die gibt es praktischen 3er-Trägern zu je 5 €. Die Bandbreite der Bierstile ist bereits groß. Von einem Kölsch, über Pils, Weizen, Bock, Pale Ale bin hin zu einem Imperial Stout. Da ist fast alles dabei. Ich habe mir mal das “Schickeria”, ein Münchener Dunkel, das “Trick 17” Pale Ale, das “Ping Pong” Pils, “Kuddels große Hafenrundfahrt”, ein Dry Irish Stout und das “Kladderadatsch”, ein DDHNEIPA (double dry hopped new england india pale ale) mitgenommen. Was haben alle Biere gemeinsam: klare, farbige Gestaltung der Etiketten und ausgefallene Namen.
Das Bier
Ok, schon wieder ein Pale Ale. Ich stehe auf diesen Bierstil. Mit dem “Trick 17” nun ein American Pale Ale. Für ein American Pale Ale werden jüngere, amerikanische Aromahopfen verwendet, die dem Pale Ale ausgeprägte fruchtige Noten verleihen.
Schauen wir erstmal auf das Etikett und die Beschreibung der Braumeister:
“Wir lieben Hopfen, aber für manche Sorten brauchen wir schon Trick 17, um genug davon für unser Bier zu besorgen. Damit es spannend bleibt, wechseln wir die Hopfenmischung für jeden neuen Sud. Prost!”
Das Prinzip, die Hopfenzugabe bei den einzelnen Suden zu ändern, kennen wir bereits u.a. vom Braukollektiv aus Freiburg mit Ihrem Ziggy. Dieser Sud ist mit den beiden Hopfen Nelson und Citra eingebraut. Beide Hopfen stehen wir kräftige Fruchtaromen und lassen schon vorab erahnen, dass dieses Pale Ale ein durchaus fruchtiges Erlebnis wird. Während der Citra-Hopfen für ein breites Aroma-Profil von Zitrusfrüchten bis hin zu Litschi, Pfirsich und Beeren steht, bringt der Nelson Sauvin Traubenaromen ins Bier.
Bei der Farbe des Biere und dem hellen, feinporigen Schaum erinnert es zunächst an ein Pils, wären da nicht die intensiven, fruchtigen an Zitrusfrüchte erinnernden Aromen, die sogleich in die Nase dringen. Vom Geruch her fast wie bei einem IPA.
Anders als bei einem IPA ist der Flavour beim Trinken dann aber wesentlich zurückhaltender. Dezente fruchtige Noten eingerahmt von einem schlanken Malzkörper machen das ganze zu einem frisch-fruchtigem Genuss. Im Abgang wird das ganze dann von einer feinen, nicht zu starken Bitterkeit abgerundet. Im Mund wird es leicht trocken.
Fazit
Eine bemerkenswerte Interpretation eines American Pale Ale. Fruchtig und leicht. Die Wittorfer Brauerei in Neumünster ist ein Ausflug wert.
Die Eckdaten
Bierstil: American Pale Ale
Hopfen: Nelson, Citra
Bittereinheiten: 30 IBU
Alkoholgehalt: 5,2 % Vol
Die Höker
Bislang gibt es die Wittorfer Biere nur direkt in der Brauerei, immer freitags ab 15 Uhr.
Update 10.04.2018: eine Auswahl aus dem Sortiment der Wittorfer Brauerei gibt es aktuell auch in Kiel bei Brewcomer.