Ein Rückblick auf mein Tasting No. 11

Für mein elftes Tasting habe ich die folgende Elf auf den Platz geschickt. Darunter lokale Highlights aus dem Norden, spannende Kompositionen aus dem Süden, Klassiker und Biere mit komischen Namen. Das war wiedereinmal insgesamt eine Runde Sache. Welches Bier überzeugt hat und welche Überraschungen es gab, lest ihr hier:

 

1. Das Helle, Lager (Münchener Helles); Tilmans Biere, München

Zum Start habe ich diese Helle von Tilmans aus München ausgesucht. Es ist ein süffiges Helles modern interpretiert mit amerikanischen Hopfensorten. Eine, gerade für Einsteiger in die Craftbier-Welt gelungene Komposition. Es hat an diesem Abend meinen Gästen am besten gefallen.

Hier im Norden gibt es Tilmans Biere beim Brewcomer in Kiel.

IBU: k.A.; 5,1 Vol. %

2. Lille Lager, Lager (IPL); Lillebräu, Kiel

Einer der lokalen Vertreter bei diesem Tasting. Und was für einer. Ein kaltgehoptes, hopfenbetontes Lager. Verwendet wurden 5 verschiedene Hopfen. Das war einigen dann schon etwas zu hopfig. Mir hat dieses India Pale Lager sehr gut gemundet.

IBU: 27; 5,7 Vol. %

3. Lisbeth, Pils; Hohmanns Brauhaus, Fulda

Lisbeth, ein würziges Frischhopfen-Pils aus Fulda, hat heute Abend gemeinsam mit Tilmans Helles den Abend gerockt. Habe es bei Hohmanns in Fulda selber nie getrunken, dafür aber gefunden im Craftbeer-Store in Hamburg.

IBU: k.A.; 5,5 Vol. %

4. 5 1/2 Knoten Märzen, Märzen; Czernys Küstenbrauerei, Kiel

Und die nächste Kreation aus der Craftbeer-Hauptstadt Schleswig-Holsteins: Das Märzen von Czernys Küstenbrauerei. Jan und Jasmin machen da in der Festung Friedrichsort echt gute Sachen. Das Märzen hat gut gemundet, war süffig und malzig. Allerdings hat die zweite Flasche zum Lacher des Abends geführt: da war feinstes Kieler Wasser drin… Dennoch waren die Gäste mit wenigen Ausnahmen sehr angetan.

IBU: 25; 5,5 Vol. %

5. Palim Palim, Pale Ale; Überquell, Hamburg

Nachdem ich bei meinem letzten Tasting so angetan von dem World White IPA von Überquell war, musste mit dem Palim Palim ein weiteres Bier der Jungs aus Hamburg verkostet werden. Ein solides Pale Ale, bei dem im Vergleich zum World Wide IPA das gewisse Etwas gefehlt hat. Aber allen hat es geschmeckt.

IBU: 39; 5,3 Vol. %

6. Punk IPA, India Pale Ale; Brewdog, Schottland

Zur Halbzeit gab es mit dem Punk IPA von Brewdog einen echten Klassiker. Wie soll es anders sein. Das kam ganz gut an. Ein sehr harmonisches und ausgewogenes IPA, das Industriebiertrinker nicht verschreckt.

IBU: 45; 5,6 Vol. %

7. Horst, Brown Ale; Braukollektiv, Freiburg

Horst, mein momentanes Lieblingsbier. Ich habe mir es nicht nehmen lassen, meinen Gästen dieses erstklassige, mit Cascade und Centennial gehopte California Brown Ale zu präsentieren. Und, Horst kam sehr gut an. Mehr über Horst gibt es hier.

IBU: 40; 6,2 Vol. %

8. Altkanzler, Rauchbier; Wildwuchs Brauwerk, Hamburg

Ich musste längere Zeit suchen und auch bei dem Braumeister Fiete anfragen, bis ich den Altkanzler, ein Altbier mit einer torfigen Rauchnote, für dieses Tasting in die Hände bekommen. Das Etikett kam insgesamt leider besser an als das Bier selber. Die Gäste waren, anders als es bei einem Rauchbier häufig der Fall, jedoch nicht komplett verschreckt.

IBU: 20; 5,1 Vol. %

9. Kurt, Porter; Braukeller Gotthilf, Bornhöved

“Ohne Helm und ohne Gurt, hier kommt Kurt” – beim neunten Bier am Abend ging dem einen oder anderen dieser Liedtext dann schon mal über die Lippen. Also, komischer Name und komisches Bier. Da fehlte was. Dafür aber sehr sehr handmade. Vom Braukeller Gotthilf hat mir “Bert” besser gefallen.

IBU: k.A.; 4,8 Vol. %

10. Black Pearls, Stout; Richie’s Original, Mölln

Wir bleiben in Schleswig-Holstein, genau genommen in Mölln. Dort bis ich aufgewachsen. Getränke Stapelfeldt gab es quasi schon immer. Nun auch Craftbeer in Mölln. Ich bin entzückt. Von dem Stout waren nicht alle entzückt. Dunkel, Kaffee- und Röstaromen. Solide.

IBU: 32; 5,5 Vol. %

11. Salto Orale, Imperial Stout; Emma-Biere ohne Bart, Freiburg

Zeit für den Nachtisch. Und was für ein Nachtisch: tiefschwarz, Röst- und Karamellmalze, Kaffee- und Schokonoten und ordentlich Wumms. Dabei aber elegant und ausgewogen. Was für ein Abschluss!

IBU: k.A.; 8,6 Vol. %

 

No. 20: Hopfenfänger India Pale Ale, Bremer Braumanufaktur – Bremen

Habe da in meinem Keller noch dieses IPA aus Bremen von der Bremer Braumanufaktur gefunden und festgestellt, dass ich hier noch gar kein IPA vorgestellt habe. Immerhin ist der Bierstil India Pale Ale (IPA) doch so etwas wie das Flagschiff der Craftbeer-Szene. Ich muss dabei gestehen, dass ich anfänglich von IPAs sehr angetan war, was aber mittlerweile etwas abgeebbt ist.

Die Brauerei – die Bremer Braumanufaktur

Was unterscheidet die beiden Hansestädte Bremen und Hamburg voneinander? Beide können mit einem derzeit nur wenig erfolgreichen und attraktiven Erstligafußball aufwarten, in beiden Städten gibt eine große Brauerei, die erfolgreich Fernsehbiere produziert, Beck’s und Holsten, und beide erfreuen sich einer wachsenden Kreativbierszene – wobei die Hansestadt Hamburg hierbei deutlich die Nase vorn hat. Aus Bremen stelle ich heute aus der Hopfenfänger-Serie der Bremer Braumanufaktur das IPA vor. Die Bremer Braumanufaktur wurde im Jahr 2014 gegründet. Hinter der Bremer Braumanufaktur steckt der Brauer Markus Freybler. Die Besonderheit steckt hier u.a. in dem Hopfen. Auf der Bremer Gemüsewerft, einem Urban-Gardening-Projekt, baut Freybler seinen eigenen Hopfen an.

Das Bier – das Hopfenfänger India Pale Ale

Noch mal ganz kurz für Einsteiger, was ist ein India Pale Ale (IPA)? Es handelt sich um ein obergäriges Bier, das im Vergleich zu einem Pale Ale, einen höheren Alkoholgehalt aufweist und hopfenbetonter ist. Die Bittereinheiten (IBU) sind im Regelfall spürbar höher als bei einem Pale Ale. Verwendet werden häufig geschmacksintensive Aromahopfen wie etwa Cascade, Citra oder Amarillo, um nur einige zu nennen.

Was hat nun also dieses bremische IPA zu bieten? Im Glas ein hellgelbes, leicht trübes Gebräu mit einem weißen, feinporigen Schaum. Anders als bei vielen IPAs ist der Geruch recht dezent und nicht so ausgeprägt hopfig und fruchtig. Und das, obwohl dem Bier mit den Aromahopfen Simcoe, Cascade und Amarillo gleich drei für ein IPA typische Hopfensorten beigefügt sind. Dieser Eindruck bestätigt sich bei dem ersten Schluck: die zitrus-fruchtigen Noten des Cascade-Hopfen sind recht zurückhaltend ausgeprägt. Dafür machen sich die süßlichen Aromen des Amarillo-Hopfens stärker bemerkbar und geben dem IPA eine unerwartete Süße. Die Bittere ist vergleichsweise sanft und gut in den schlanken Malzkörper eingebunden, im Abgang wird das IPA spürbar bitter. Es bleibt aber auch dieser recht süßliche Geschmack. Mag auch an der Zugabe von Zucker liegen. Das Hopfenfänger IPA kommt auf 50 Bittereinheiten (IBU), was für ein IPA eher niedrig ist. Insgesamt ein mildes IPA bei dem Aromen süßer Früchte den Ton angeben.

Fazit

Ein durchaus bemerkenswertes, aber auch etwas ungewöhnliches IPA. Probieren lohnt sich.

Die Eckdaten

Bierstil: India Pale Ale
Hopfen: Amarillo, Cascade, Simcoe
Bittereinheiten: 50 IBU
Alkoholgehalt: 7,5 % Vol

No. 19: Horst, Braukollektiv KG – Freiburg

Zu Beginn des Jahres 2018 stelle ich mein aktuelles Lieblingsbier vor: “Horst”. “Horst” ist ein Brown Ale, genauer genommen ein California Brown Ale vom Braukollektiv aus Freiburg. Nach dem Zapotopaz vom Emma-Biere ohne Bart folgt nun ein weiteres, klasse Craftbier aus Freiburg. Glücklicherweise hat der Bierhändler meines Vertrauens einen Draht nach Freiburg. Die Biere vom Braukollektiv gehören zum Standardsortiment beim Brewcomer

Die Braumeister

Wer oder was ist das Braukollektiv KG aus Freiburg? Hinter dem Braukollektiv stecken vier Bierverrückte, die ursprünglich alle ganz andere und unterschiedliche Dinge im Sinn hatten. Die Begeisterung für handwerklich hergestelltes Bier und die Abneigung gegenüber den langweiligen Fernsehbieren hat die Vier 2013 zusammengeführt. Nachdem zunächst jeder für sich als Heimbrauer ein wenig herumexperiementiert hat, floss im Juni 2014 der erste Sud aus den Zapfhähnen in Freiburgs Kneipen. Mittlerweile ist das Braukollektiv fester Bestandteil der deutschen Kreativbier-Szene. Als Kuckucksbrauerei brauen die Vier ihre Biere bei der Familienbrauerei Rogg in Lenzkirch im Schwarzwald. Zum Standardsortiment zählen neben dem “Horst” folgende Biere: “Dolly” (IPA), “Ziggy” (Pale Ale), “Moe” (Summer Ale) und “Jaques” (West Coast IPA). Zusätzlich gibt es mit den Bieren der Xperimental Xeries weitere spannende und einmalige Kreationen. Das Barrel Aged Saison aus dieser Serie habe ich bereits bei einem Tasting vorgestellt.

Das Bier

“Horst” ist ein Brown Ale. Mein erstes und lange Zeit einziges Brown Ale, das ich getrunken habe, war das Newcastle Brown Ale. Irgendwie scheint es mir, das das Brown Ale so etwas aus der Mode gekommen ist. Ich frage mich warum.

Ein Brown Ale ist ein alter englischer Bierstil. Es ist ein obergäriges und malzbetontes Bier, das mit seiner braunen oder bernsteinartigen Farbe heller als ein Porter ist und deutlich weniger Röstaromen aufweist. Dagegen spielen süßliche und karamellige Aromen eine größere Rolle. Je nach Bier gibt es etwas mehr oder weniger Hopfenaromen. Mal sehen wie es bei dem “Horst” so ist.

Das Etikett gibt einen ersten Vorgeschmack (Anmerkung: Die Etiketten an sich sind schon recht stylisch und eine Augenweide):

“Helles Malz, dunkles Caramel und Chocolate Malt kombiniert mit einer fetten Brise West Coast Hopfen. The Horst Abides. Grrrroarrrr”

Mal so vorab, dieses Brown Ale ist mit 40 IBU recht hopfenbetont. Eine ordentliche Schippe Cascade-Hopfen hat “Horst” im Whirlpoolverfahren bekommen. Zum Abschluss wurde es mit dem Centennial gestopft. Also quasi doppeltgehopft. Die Hopfen machen sich schon beim Geruch bemerkbar. Fruchtige und harzige bis erdige Aromen kommen zum Vorschein. Beim ersten Schluck schmecke ich dann zunächst diesen kräftigen Malzkörper aus Caramel- und Chocolate-Malzen: süß und ausgewogen sanft. Doch es bleibt nicht bei diesem für ein Brown Ale typischem Aromen. Es folgen schnell die fruchtigen, leicht blumigen und auch erdigen Hopfenaromen mit einer anständigen Bittere im Abgang. Das ist ein heißer Ritt durch die Geschmackslandschaft. Aber alles gut ausbalanciert und harmonisch.

Das “Horst” hat 2016 bei den Meininger Craft Beer Awards die Goldmedaille erhalten. Unter ratebeer.com rangiert Horst bei den Brown Ales unter den TOP 50. Und die Hopfenhelden-Bloggerin Nina Klotz hat in ihrem Craftbier-Guide “Die besten Biere, die man probiert haben muss” das “Horst” als einziges Brown Ale aufgeführt. Diese Referenzen sprechen für sich. Also ran an den “Horst”!

Fazit

Gelungene Interpretation dieses alten englischen Bierstils. Ein hopfenbetontes und hammergeiles Brown Ale mit amerikanischen Westcoast-Hopfen. Wow, unbedingt ausprobieren!

Die Eckdaten

Bierstil: California Brown Ale
Hopfen: Cascade, Centennial
Bittereinheiten: 40 IBU
Alkoholgehalt: 6,2 % Vol

Die Höker

In Freiburg gibt es Horst vermutlich an “jeder Ecke”. Hier im Norden habe ich es bislang nur bei

gefunden.